Elektroindustrie : Mitarbeiter von Secop in Fürstenfeld kämpfen weiter um ihre Jobs

Die rund 250 Mitarbeiter des Secop-Werks im oststeirischen Fürstenfeld kämpfen weiter: Sie sollten ja in den kommenden Monaten ihre Jobs verlieren, da Secop-Eigentümer Orlando die Produktion von Kompressoren in die Slowakei verlagern will. Nun soll Nidec laut der Gewerkschaft PRO-GE zugesichert haben, gleich zwei Produktionslinien weiter betreiben zu wollen. Secop dagegen winkte schon ab.

Hubert Holzapfel, steirischer Landessekretär der Produktionsgewerkschaft (PRO-GE), teilte am Donnerstag in einer Aussendung mit, dass alle 250 Arbeitsplätze gerettet werden könnten. Bei einer Betriebsversammlung mit allen Arbeitnehmern wurde mitgeteilt, dass sich die Belegschaftsvertretung und die Gewerkschaft mit dem Vorbesitzer Nidec geeinigt hätten. Sie wollten nicht nur die Produktion der "Delta"-Kompressoren erwerben, sondern auch die Linie "Kappa" für Secop weiterhin in Fürstenfeld produzieren. Das sei dem Betriebsrat schriftlich von Nidec mitgeteilt worden.

Nun fehle laut Holzapfel nur noch die Unterschrift von Orlando. Die Secop-Eigentümer werden angehalten "unverzüglich" Gespräche mit Nidec aufzunehmen. "Damit dies so rasch als möglich geschieht, werden wir ab Montag, den 3. Februar, einen zweistündigen Warnstreik der jeweiligen Schichten durchführen", kündigte Holzapfel an und warnte: "Sollte Orlando keine konkreten Angebote legen und seriöse Verhandlungsgespräche führen, werden wir den Warnstreik jede Woche um zwei Stunden ausweiten. Wir haben die Chance, alle Arbeitsplätze in Fürstenfeld zu sichern." Auch ein unbefristeter Streik sei nicht ausgeschlossen.

Laut Holzapfel hat sich die Auftragslage bei der "Kappa"-Linie zuletzt positiv entwickelt und durch den Erwerb bzw. die Produktion beider Kompressoren-Linien in Fürstenfeld würde sich Secop-Eigentümer Orlando rund 16 Mio. Euro an Verlagerungskosten in die Slowakei sparen. Hinzu kämen weitere 20 Mio. Euro für den von der PRO-GE geforderten Sozialplan, der dann nicht mehr benötigt werde.

Secop dagegen wusste offenbar noch gar nichts von diesen Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Nidec. Das Unternehmen teilte am Donnerstag auf APA-Nachfrage mit, man führe gemeinsam mit Deloitte Österreich ein internationales Verkaufsverfahren für die Produktionslinie "Delta" durch. Im Zuge dieses Verfahrens seien in den vergangenen Wochen einige unverbindliche Interessensbekundungen für diese Linie eingegangen. "Die Produktionslinie 'Kappa' steht hingegen nicht zum Verkauf. Ein Verkauf dieser Linie kommt auch aus EU-Wettbewerbsgründen nicht in Frage. Es ist äußerst irritierend und rechtlich mehr als fragwürdig, wenn Belegschaftsvertreter und Gewerkschaft nach eigenen Angaben konkrete Schritte setzen, um Unternehmensteile, die nicht zum Verkauf stehen, eigenmächtig zu verkaufen."

Im Verkaufsverfahren für die Linie "Delta" bestätigte Secop, dass auch der Vorbesitzer Nidec eine "grundsätzliche mündliche Interessensbekundung abgegeben" habe. Ein Angebot von Nidec liege allerdings nicht vor. "Wir suchen seit mehreren Wochen das Gespräch mit Nidec und haben diese Woche Nidec wieder einen Termin für kommende Woche angeboten. Dieser Termin wurde allerdings heute von Nidec kurzfristig abgesagt", so Secop Austria in einer Aussendung. Es sei daher "höchst unseriös, zum jetzigen Zeitpunkt davon zu sprechen, dass Arbeitsplätze gerettet werden konnten. Die Streikdrohung der Gewerkschaft entbehre somit jeder rechtlichen Grundlage. Das Unternehmen behält sich ausdrücklich rechtliche Schritte gegen die Streikinitiatoren vor."

Das einstige Nidec-Werk in Fürstenfeld hatte im Frühjahr 2019 verkauft werden müssen. Dazu hatten sich Embraco, die Kühlkompressorensparte des US-Konzerns Whirlpool, und der japanische Mutterkonzern Nidec verpflichtet, um eine Übernahme bei den EU-Wettbewerbshütern durchzubringen. Allerdings gab es Auflagen, über die aber nicht viel bekannt ist. Secop übernahm das Werk. Sie gehören wiederum Orlando, einer Münchener Kapitalgesellschaft, die einen Investmentfonds berät. Nach der Übernahme im September wurde bekannt, dass das Werk in Fürstenfeld geschlossen werden soll. Dagegen wehren sich seither die Gewerkschaft, Arbeitnehmer und die Regionalpolitik. (apa/red)