Digitalisierung : Mit der Helmkamera durch die Produktionshalle

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Die Corona-Pandemie verstärkt Trends, die sich bereits seit Jahren abzeichnen aber durch die strengen Covid-19-Maßnahmen nun Realität werden. AT&S hat ein Konzept für den Einsatz virtueller Audits entwickelt, bei dem der Kunde bzw. Partner nicht physisch vor Ort sein muss, sondern das Werk dank technischer Hilfsmittel wie VR-Brillen und Videoübertragung virtuell besuchen kann. Diese Innovation soll auch nach der Pandemie zum Einsatz kommen.

Der Techniker trägt eine Helmkamera oder ein Smartphone mit Gimbal, marschiert durch die Produktionshalle und zeigt dem Kunden, der online mit ihm verbunden ist, die wichtigen Produktionsschritte bei der Herstellung einer Hightech-Leiterplatte.

„Die eingeschränkten Reisemöglichkeiten und die COVID-19-Schutzmaßnahmen in den Werken haben die Durchführung von Vor-Ort-Audits fast unmöglich gemacht“, sagt Michael Monschein, Head of Corporate Quality Assurance bei AT&S. Er hat sich gleich nach Ausbruch der Corona-Krise mit der Entwicklung virtueller Audits bei AT&S auseinandergesetzt. Audits werden ganz gezielt von Kunden dazu genutzt, um sich über Produktionsschritte zu informieren und die Qualität der Produkte, die zu 100 Prozent sicher und zuverlässig sein müssen, zu checken.

Die Auditteilnehmer können individuell über ein Kollaborationstool zusammengeschaltet werden, miteinander kommunizieren und der Auditor kann auf sämtliche Unterlagen in kürzester Zeit zugreifen und ist durchgehend mit allen Verantwortlichen vernetzt. „Die Auditthemen können mit mehreren Teilnehmern an verschiedenen Orten und in Echtzeit geteilt werden“, so Monschein.

Datensicherheit als Herausforderung

Eine Herausforderung ist das Thema Datensicherheit, da bei virtuellen Audits Zugriffsrechte, die Sicherheit von Datenverbindungen aber auch die Einschränkung von Funktionen wie die Aufnahmen von Bildern und Videos geregelt sein müssen. Hinzu kommt die Thematik Intellectual Property – es muss gewährleistet sein, dass keine IP-Rechte verletzt werden. In einigen AT&S-Werken herrscht aus Geheimhaltungsgründen ein strenges Kameraverbot. Bisher hatte AT&S VR-Brillen im Einsatz, künftig werden Smartphone-Stabilisatoren (Gimbal) eingesetzt, die Bewegungen ausbalancieren. Vorteil dieser Lösung ist, dass bei der Live-Videoübertragung nur noch ein Smartphone auf die Halterung gesteckt werden muss.

„Ich sehe es als wichtigen Beitrag, unseren Kunden auch in Zeiten, in denen die Werke nicht besucht werden können, volle Transparenz und Einhaltung der Rahmenbedingungen bieten zu können“, sagt AT&S-CEO Andreas Gerstenmayer. „Damit sind wir nicht nur eines der wenigen Industrieunternehmen, das sich auch über Audits bei Neukunden qualifizieren können, sondern wir zeigen damit eindrucksvoll, dass wir uns unter erschwerten Rahmenbedingungen weiterentwickeln und das Unternehmen für die Zukunft aufstellen können.“

AT&S hat schon im Februar mit dem ersten virtuellen Rezertifizierungsaudit im Automotive Sektor gestartet, die ersten Audits mit Kunden – sie dürfen nicht genannt werden –, sind bereits in Planung.