Gummiindustrie : Michelin gegen den Branchentrend überraschend optimistisch für 2019

Der französische Reifenhersteller Michelin blickt trotz schwacher Aussichten für die Autoindustrie überraschend positiv auf das laufende Jahr. Dank voraussichtlich guter Geschäfte mit Spezial- und Ersatzreifen rechnet das Unternehmen 2019 mit einem steigenden operativen Ergebnis vor Sondereffekten, wie das Unternehmenabend in Clermont-Ferrand mitteilte.

Der Optimismus des ausscheidenden Chefs Jean-Dominique Senard ließ Anleger frohlocken, die Aktie kletterte in Paris um mehr als 10 Prozent. Das war der stärkste Anstieg seit fast zehn Jahren, womit der Konzern auch den europäischen Branchenindex Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts nach oben zog.

Andere Autozulieferer in Europa konnten ebenfalls deutlich zulegen, Conti-Aktien lagen gut 3 Prozent im Plus. In der Branche war die Stimmung zuletzt schlecht, Autohersteller und Zulieferer hatten in den vergangenen Monaten reihenweise mit Gewinnwarnungen auf schwächere Aussichten vorbereitet. Zudem machte sich unter Anlegern nun auch wieder vermehrt Hoffnung breit, dass es im Handelsstreit zwischen den USA und China vorwärts geht und wieder Gespräche gesucht werden.

Michelin legt beim Umsatz zu

Im abgelaufenen Jahr hat sich Michelin von den Problemen der Autoindustrie aber kaum bremsen lassen. Der Umsatz kletterte 2018 zwar insgesamt nur leicht auf 22 Mrd. Euro, wurde dabei aber vom starken Euro deutlich geschmälert. Ohne Wechselkursveränderungen hätte der Erlös um 4,1 Prozent zugelegt. Das bereinigte operative Ergebnis blieb mit 2,78 Mrd. Euro nahezu stabil, genauso wie der Gewinn unterm Strich mit 1,66 Mrd. Euro.

Bei der Erstausstattung von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen dürfte das neue Jahr eher einen Rückgang mit sich bringen, hieß es vom Unternehmen. Bei Ersatzreifen rechnen die Franzosen mit einem moderaten Anstieg. Die Märkte für Lkw-Reifen dürften insgesamt stabil bleiben, bei Spezialreifen für Bergbau, Flugzeuge und Zweirädern bleibe der Schwung wohl erhalten.

Währungen dürften dieses Jahr nach derzeitigem Stand einen leichten Rückenwind für das operative Ergebnis liefern, wohingegen höhere Rohmaterialpreise gegenüber dem Vorjahr aber 100 Mio. Euro kosten sollten.

Senard wechselt zum französischen Autobauer Renault, da der bisherige Unternehmens-Boss Carlos Ghosn seit Monaten in japanischer Untersuchungshaft sitzt. Ihm werden Verstöße gegen Börsenauflagen vorgeworfen. (dpa/dpa-AFX/APA/red)