Coronavirus : Merkel will Deutschland bis Ostern im harten Lockdown halten

Corona Coronavirus Spital Sicherheitsdienst Security Epidemie Viruserkrankung Wien
© APA/GEORG HOCHMUTH

Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel rechnet offenbar damit, dass der Corona-Lockdown noch bis Anfang April dauern muss. Das berichtet die "Bild"-Zeitung, die sich auf Teilnehmer einer Sitzung von Innenpolitikern der Bundestagsfraktion von CDU und CSU beruft. Auf dieser Sitzung soll Merkel gesagt haben: "Wenn wir es nicht schaffen, dieses britische Virus abzuhalten, dann haben wir bis Ostern eine zehnfache Inzidenz. Wir brauchen noch acht bis zehn Wochen harte Maßnahmen."

Aufenthalt draussen nach 20 Uhr ist derzeit fast komplett verboten

Deutschland hat, ähnlich wie Österreich, ab Anfang November einen eher weichen zweiten Lockdown eingeführt und dann ab Mitte Dezember zu harten Einschränkungen gewechselt. So ist derzeit täglich ab 20 Uhr bis 5 Uhr in der Früh der Aufenthalt auf Straßen und im öffentlichen Raum fast vollständig verboten. Auch das Spazierengehen, das in Österreich erlaubt ist, ist in Deutschland verboten. Bei Nichtbefolgung verhängt die Polizei Strafen von mehreren hundert Euro, die bis in den vierstelligen Bereich reichen können. Dieser Lockdown hätte bis Ende Jänner gelten sollen. Allerdings deuten Merkels Worte darauf hin, dass es nochmals deutlich länger dauert.

Erste Verdachtsfälle auf britische Virusmutation in Österreich

Aktuell tauchen auch in Österreich die ersten Verdachtsfälle auf eine Infektion mit der neuen Mutation des Virus auf. Diese Mutation wurde zum ersten Mal im September in Großbritannien registriert. So liegen in der Tiroler Gemeinde Jochberg im Bezirk Kitzbühel in 17 Fällen der konkrete Verdacht auf die Mutation vor. Eine Erstprüfung durch die Gesundheeitsbehörde AGES habe dies ergeben, teilte das Bundesland mit. Mit einem endgültigen Ergebnis sei in einer Woche zu rechnen, hieß es. Zuvor waren bei PCR-Tests Auffälligkeiten festgestellt worden.

Eindringliche Warnung vom Industrieverband BDI

Die deutsche Industrie hat vor einem kompletten Herunterfahren der Wirtschaft in der Coronakrise gewarnt. Der neue Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, sagte in Berlin, es gebe keine Evidenz dafür, dass in Industrieunternehmen Hotspots entstünden. Falls die Produktion für vier Wochen ganz heruntergefahren würde, dauere es jedoch weitere vier Wochen, um sie wieder hochzufahren. Das hätte Folgen für das Wirtschaftswachstum.

Die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, sagte, es gebe keinen Grund, warum in der deutschen Automobilindustrie Werke geschlossen werden sollten. "Die Betriebe und die unserer Kunden haben sehr hohe Arbeitsschutzstandards und detaillierte Hygienekonzepte. Deshalb haben wir auch keine außergewöhnlichen Infektionsherde in der Automobilindustrie. Wenn unsere Unternehmen die Produktion einstellen müssten, würde dies sofort auch die Betriebe und Beschäftigten in anderen Staaten treffen. Die Lieferketten laufen durch ganz Europa und die Welt, eine Unterbrechung in Deutschland hätte globale Auswirkungen."

VDA: "Die Lieferketten laufen durch ganz Europa"

Eine laufende Produktion in der Industrie sichere die Einkommen vieler Menschen und sei Voraussetzung für die Finanzierung aller Aufgaben des Staates - einschließlich der Abtragung der immensen Staatsschulden, die sich durch die Corona noch einmal erheblich erhöht haben, so Müller.

(red mit APA und dpa)