Postgraduale Ausbildung : MBA-Ranking: Die besten "Executive MBAs" des Landes

MBA-Ranking
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An diesen Besuch wird sich Bodo Schleglmilch noch lange erinnern. In den frühen Morgenstunden des 22. Januar trifft die fünfköpfige Kommission der britischen Akkreditierungsbehörde AMBA (Association of MBAs) im „Base Room“ der Wirtschaftsuniversität Wien ein. Neben Dokumentenstapeln – von Abschlussarbeiten der Absolventen bis zu wissenschaftlichen Veröffentlichungen des Lehrpersonals – breitet sich die Kommission aus. Die Rektoren europäischer Universitäten und Personalchefs internationaler Konzerne nimmt sich zuerst das Führungspersonal der WU vor: Was sind die Schwächen der MBA-Programme der WU? Worin liegt deren Einzigartigkeit? Welche Forschungsergebnisse haben Sie eigentlich in den letzten Jahren vorzuweisen? Dann folgen Interviews mit Studenten, Alumnis, die Analyse von Abschlussarbeiten, ein Besuch in Lehrsälen, in der Bücherei und im IT-Zentrum. „Der Zeitplan war eng und die Befragung war ziemlich kritisch“ sagt Bodo Schleglmilch, Dekan der WU Executive Academy. „Wir wussten bis zuletzt nicht, zu welchen Ergebnissen die Kommission kommen wird.“ MBA-Rangreihung. Ende März herrschte Klarheit: Der Report der Kommission war durchwegs positiv und passierte das AMBA-Council. Mit April dürfen sich die postgradualen Managementstudien der Wiener Wirtschaftsuniversität als einzige in Österreich mit dem renommierten Gütezeichen der britischen MBA-Akkreditierungsstelle schmücken – ein entscheidender Wettbewerbsvorteil im Dickicht der rund 12.000 executive MBA-Programme weltweit. Alleine in der Alpenrepublik bieten über 40 Einrichtungen – über eine Verordnung auch nichtuniversitäre Organisationen – rund 250 so genannte EMBA-Programme an. In einer Umfrage von 385 heimischen Führungskräften hat INDUSTRIEMAGAZIN das Image dieser Anbieter analysiert – und Details zu Motivation und Karriereverlauf nach dem Studium abgefragt. Die Resultate sind überraschend eindeutig. (weiter auf Seite 2)

Die WU Executive Academy, in der die Wiener Wirtschaftsuniversität ihre postgradualen Managementstudien bündelt, genießt unter heimischen Führungskräften mit großem Vorsprung das höchste Image: Mit einem durchschnittlichen Imagewert von 4,23 von 106 Bewertern liegt die WU vor der LIMAK Johannes Kepler University Business School, die bei 80 Bewertungen auf einen Imagewert von 3,97 kommt. Auf den Plätzen drei bis fünf finden sich die Montanuniversität Leoben, die Donauuniversität in Krems und die Technische Universität in Wien. Bester akademischer, aber nichtuniversitärer Anbieter ist die Innsbrucker Fachhochschule MCI Management Center Innsbruck. Die Fachhochschulen (wie etwa die FH Wien oder die FH des BFI) befinden sich im Mittelfeld der Image-Rangreihung. Nichtakademische Anbieter (mit Ausnahme des Österreichischen Controller Institutes) und die unzähligen Fernuniversitäten schnitten bei der Befragung der 385 heimischen Führungskräfte eindeutig unterdurchschnittlich ab (Alle Details finden Sie hier). Nutzen am Arbeitsmarkt. „Mit Ausnahme des relativ schwachen Abschneidens der Webster Universität spiegeln diese Umfragewerte durchaus das wider, was ich im täglichen Kontakt mit Arbeitgebern erlebe“ sagt Irmgard Barosch, Partnerin und Führungskräfte-Recruiterin des Personalberatungsunternehmens Iventa. „Auf Kundenseite kann man mitterweile ganz gut unterscheiden, welche Bildungseinrichtungen gut sind und welche eher weniger“ sagt Barosch. Wichtiger als das Image der Anbieter sei jedoch, welchen Nutzen der MBA-Absolvent aus seinem Studium mitgenommen hat. „Wir fragen, was die Motivation war, zu studieren und wie das Erlebte umgesetzt wurde“ sagt Barosch. „Da stellt sich rasch heraus, wie brauchbar das Studium letztlich wirklich war.“ Wichtiges Kriterium für die Brauchbarkeit eines EMBA-Abschlußes ist auch die Tatsache, dass dieser berufsbegleitend absolviert wurde: „Am besten lernt man, wenn man das gehörte im Kontext des eigenen Firmenumfeldes erarbeitet “ sagt Maximilian Lackner, Produktionsleiter bei Borealis und Absolvent eines MBA-Studiums an der Linzer LIMAK. Zudem beeindruckt die Einbettung des Studiums in den Berufsalltag potenzielle zukünftige Arbeitgeber. „Mit einem berufsbegleitenden MBA-Studium erbringt man den Nachweis, dass man in der Lage ist, sich selbst zu organisieren“ sagt Irmgard Barosch von Iventa.

Der persönlichen Nutzen, den sich die 385 von INDUSTRIEMAGAZIN befragten Führungskräfte von einem MBA-Studium erwarten, lässt sich auf drei Punkte komprimieren: Das Knüpfen eines belastbaren persönlichen Netzwerks, die Entwicklung persönlicher Skills und der Aufbau von Komplementärwissen. „Wer 18 Monate lang zumeist international in einer Gruppe arbeitet, wächst baut unweigerlich ein Netzwerk auf, das ein Leben lang hält“ sagt Holger Heller, Geschäftsführer der LIMAK Johannes Kepler University Business School. Geldwerte Motivation zur Absolvierung eines MBAs lässt sich in der Befragung der 385 Führungskräfte übrigens nicht direkt feststellen: Die überwiegende Mehrheit der Befragten erwartet sich keine unmittelbaren Gehaltssteigerungen. Immerhin: Eine Mehrheit erwartet sich durch den MBA die Chance, gläserne Gehaltsdecken zu durchbrechen. „Ein MBA ist keine Garantie für einen Karrieresprung unmittelbar nach Abschluss der Ausbildung. Auch wird man kaum kurzfristig sein Einkommen verdoppeln können, wie zu Beginn des ‚MBA-Hypes’ vor einigen Jahren in einigen Wirtschaftsmagazinen kolportiert wurde“, sagt Maximilian Lackner. „Aber ein MBA gibt die Möglichkeit sich in einem Jahr soweit zu entwickeln wie man es sonst vielleicht nur in 5 Jahren geschafft hätte.“ Was sagen Akkreditierungen aus? Wie also erkennt man einen Studiengang, der solch Mirakel zustande bringt? Grundvoraussetzung dafür, ein Studiengangebot in die engere Auswahl zu nehmen, muß, wie aus der Imageumfrage hervorgeht, der akademische Hintergrund des Anbieters sein. Nur Universitäten und Fachhochschulen verfügen über geeignetes Fakultätspersonal, internationale Anbindung und ausreichend Qualitätssicherung. Wie stark die Bemühungen hinsichtlich Qualitätssicherung sind, lässt sich etwa an der Liste der Akkreditierungen der Anbieter ersehen: FIBAA steht dabei für die deutschsprachige Qualitätsorganisation, EQUIS für das EU-Pendant, AMBA für die britischen Qualitätshüter und AASCB als weltweit wohl bedeutendste Akkreditierungsorganisation mit US-Ursprung. Diese Akkreditierungen haben in der Praxis unterschiedliche Wertigkeiten. „Es ist wesentlich leichter, an eine FIBAA-Akkreditierung zu kommen als eine AMBA- oder AASCB-Akkreditierung zu erreichen“ sagt Bodo Schleglmilch. „Überspitzt formuliert vergleicht man hier Champions League mit Regionalliga“. Was sagen Rangreihungen aus? In Österreich existiert mit der WU Executive Academy nur ein Institut mit internationalen Akkreditierungs-Weihen von AMBA und EQUIS „Ich schätze das wird sich in den kommenden Jahren ändern“ sagt Holger Heller von der bislang „nur“ FIBAA-akkreditierten LIMAK. „Denn wir streben mittelfristig sowohl EQUIS als auch AASCB-Akkreditierung an.“ Bislang mangelte es Heller an der kritischen Größe der fixen wissenschaftlichen Mitarbeiter – ein Problem, das er wohl mit vielen Anbietern teilt. Mit dem Aufbau einer fixen Faculty von 10 Professoren der Johannes Kepler Universität soll die Limak zukünftig – Heller spricht von mittelfristig – auch in der Liga der internationalen Anbieter mitspielen. Denn ein EQUIS-, AMBA- oder AASCB-Zertifikat sind Grundvorsaussetzung für die Aufnahme in weltweit renommierten Rangreihungen, wie etwa jenem der Financial Times, dem man an der WU alljährlich entgegenfiebert. Weltweiter Wettbewerb. Immerhin auf den 41. Platz der 100 besten Executive MBA-Programme weltweit hat es die WU im Vorjahr im renommierten FT-Ranking gebracht. „Und das, obwohl einige der Bewertungskriterien der Rangreihung der Zusammensetzung unserer Studentenschaft nicht sehr entgegenkommt“ sagt Schleglmilch. So hat etwa der vergleichsweise hohe Anteil von Studenten aus den MOEL-Ländern an der WU einen Einfluss auf den Gehaltsdurchschnitt und Gehaltssprungpotenzial – einem der Hauptkriterien der Rangreihungen. Und doch ist es für Schleglmilch wichtig, dabei zu sein. „Studierende die zu uns kommen, überlegen sich ob sie zu INSEAD, zu IMD oder zur HEC gehen. Wären wir in diesen Rangreihungen nicht vertreten, würden wir im Auswahlprozess vieler internationaler Führungskräfte wohl gar nicht in Erwägung gezogen.“ Dass oft mit allen Tricks gearbeitet wird, um in den renommierten Rangreihungen vorne zu sein, ist dabei ein offenes Geheimnis. Besonders US-Universitäten sind bekannt dafür, schon einmal höchst qualifizierte Bewerber abzulehnen, weil sie aus Branchen kommen, die über eher geringe Gehaltsflexibilität verfügen. Das Resultat: Bis zum vergangenen Jahr wimmelte es an US-Elite-Unis von Investmentbankern, die Betriebswirtschaft paukten. Gebracht haben dürfte das Studium – wie der Zusammenbruch der Finanzmärkte nahe legt – allerdings nicht rasend viel. Rudolf Loidl