Luftfahrt : Lufthansa und AUA wollen Kurzarbeit offenbar deutlich ausweiten

Die von der Coronakrise hart gebeutelte deutsche Luftfahrtbranche rechnet fest mit einer Verlängerung beim Kurzarbeitergeld. Die aktuell diskutierte Verlängerung der Bezugsdauer von zwölf auf 24 Monate in Deutschland sei fester Bestandteil etwa im Szenario der Lufthansa für das Wiederhochfahren nach dem fast zum Stillstand gekommenen Flugbetrieb, hieß es aus informierten Kreisen zu Reuters.

Jüngst hatte die AUA-Mutter Lufthansa bei der Vorlage ihrer Quartalszahlen betont, sollten die staatlichen Hilfen auf zwölf Monate begrenzt bleiben und Gespräche mit Gewerkschaften zu Kosteneinsparungen scheitern, gebe es das Risiko, dass "die erforderlichen Zielvorgaben zur weiteren Kostensenkung und Liquiditätssicherung nicht zu realisieren sind".

Kurzarbeit auch bei der AUA

Auch die AUA setzt auf Kurzarbeit und stellt sich darauf ein, ihre fast 7.000 Mitarbeiter länger nicht voll zu brauchen. Die Lufthansa bekräftigte, dass die Kurzarbeit sehr wichtig für die Airline sei - um Kosten zu sparen und Jobs zu sichern. "Es ist richtig, dass die Bundesregierung die Bezugsdauer verlängern will", sagte ein Sprecher. Auf dem Höhepunkt der Virus-Krise waren rund 90.000 Konzernbeschäftigte weltweit davon betroffen, im Juni waren es immer noch 75.000. Ein Branchenkenner sagte, die Verlängerung der Kurzarbeit sei wichtig für die von der Pandemie so stark betroffene Luftfahrt und auch für den Tourismus. "Damit rechnen alle Airlines", sagte der Insider. An anderer Stelle hieß es, nach Ablauf der aktuellen Bezugsdauer im April 2021 sei die Branche noch weit von der Rückkehr zur Normalität entfernt.

Auch der deutsche Ferienflieger Condor hofft laut Insidern auf 24 Monate Kurzarbeitergeld. Eine Sprecherin des Unternehmens sagte dazu: "Wir befürworten, dass es Gespräche zur Verlängerung des Kurzarbeitergeldes gibt." Das Instrument sei wichtig für die gesamte Branche. Die mit staatlicher Finanzhilfe gestützte Fluglinie hat knapp 4.200 Mitarbeiter und will ohne Entlassungen durch die Corona-Krise kommen. Dank Vereinbarungen mit Gewerkschaften und Betriebsräten kündigte Condor im Juli an, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Mitte Juni hieß es noch, bis zu 1.000 Stellen müssten wegen eingebrochener Geschäfte in der Corona-Pandemie abgebaut werden.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel steht einem Regierungssprecher zufolge einer Verlängerung des Kurzarbeitergeldes "grundsätzlich positiv" gegenüber. Der deutsche Finanzminister und Vize-Kanzler Olaf Scholz hatte sich am Wochenende dafür ausgesprochen, die Bezugsdauer für das Kurzarbeitergeld auf 24 Monate zu verdoppeln. (reuters/apa/red)