Autoindustrie : Lobbyismus der anderen Art: Deutsche Umwelthilfe und der Diesel

Die Deutsche Umwelthilfe dürfte mittlerweile bis in die höchsten Etagen der Autoindustrie ein Gesprächsthema geworden sein. Spätestens mit dem Dieselskandal sorgt die Organisation in Deutschland mit ihren Klagen gegen große Autohersteller regelmäßig für Schlagzeilen.

Der eingetragene Verein hat seine Zentrale in Hannover und ist ein nichtstaatlicher, klageberechtigter Verbraucherschutzverband. Und als Kläger ist die Deutsche Umwelthilfe durchaus aktiv - mit entsprechend starker Präsenz in den Medien.

"Vorsätzliche Körperverletzung mit Todesfall in vielen tausend Fällen"

Zuletzt forderte die DUH zum Beispiel einen kompletten Verkaufsstopp für einige Modelle von Opel oder eine Millionenstrafe für Porsche. Dem ehemaligen Volkswagen-Chef Martin Winterkorn warf die Organisation seinerzeit "vorsätzliche Körperverletzung" vor.

Vergangenen Juli wiederholte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch im Deutschlandfunk den harten Vorwurf gegen die Autoindustrie: "Das ist Betrug, was hier stattfindet, und es ist vorsätzliche Körperverletzung mit Todesfall in vielen tausend Fällen jedes Jahr."

Auch eigene Abgasuntersuchungen führt die DUH regelmäßig durch. Bei Tests auf der Straße stellte die Organisation im vergangenen Herbst bei 33 von 36 untersuchten Dieselautos überhöhte Stickoxid-Emissionen fest.

Das Ziel: Dieselverbote in Deutschland

Im Mittelpunkt der Lobbyarbeit dieser Organisation, die sich den Umweltschutz auf die Fahnen geschrieben hat: Fahrverbote für Dieselautos. Und gleichzeitig die Verurteilung von Autokonzernen - zu denen nicht nur, aber auffallend häufig Hersteller aus Deutschland gehören.

Nach dem Fernsehduell zwischen Angela Merkel und ihrem Herausforderer Martin Schulz vor wenigen Tagen schrieb die DUH, sowohl CDU-Kanzlerin als auch SPD-Vizekanzler stünden "in Vasallentreue zu den Autokonzernen und verweigern weiterhin knapp neun Millionen betrogenen Verbrauchern" die technische Nachrüstung oder eine Rückabwicklung des Kaufvertrages.

Derzeit klagt die DUH in 16 deutschen Städten ein Verbot von Dieselautos ab dem kommenden Jahr ein. Vor wenigen Tagen hat die Organisation 45 weitere Rechtsverfahren gegen Städte und Landesregierungen wegen der für nächstes Jahr zu erwartenden Überschreitung von NO2-Grenzwerten eingeleitet.

Der Dieselskandal rührt inzwischen die gesamte Autobranche um. Währenddessen sitzen Autohändler auf hunderttausenden nagelneuen Dieselautos. Verbraucher zeigen sich verunsichert. Und in Nordamerika belaufen sich für Volkswagen die Ausgaben für Vergleiche inzwischen auf 22,6 Milliarden Euro - allein an Rechtskosten.

Autoabgase verursachen enorme Schäden auf dem ganzen Planeten

Klar ist: Volkswagen hat mit sogenannten Defeat Devices die Abgaswerte seiner Autos manipuliert und damit der gesamten Branche und ihren Zulieferern einen großen Schaden zugefügt. Klar ist auch, dass die DUH keineswegs zu den größten Treibern des Dieselskandals gehört. Und vor allem: dass Autoabgase der Gesundheit von Menschen und dem gesamten Planeten enorme Schäden verursachen. Und den Klimawandel massiv beschleunigen - und zwar permanent.

Was allerdings die Manipulationen der Abgaswerte angeht, sind die Ermittlungen gegen BMW inzwischen eingestellt. Bei den laufenden Ermittlungen gegen Porsche und Audi gab es bisher keine durchschlagenden Erkenntnisse. Daimler bestreitet, die Abgaswerte seiner Fahrzeuge manipuliert zu haben.

Zu den Geldgebern von DUH gehört eine amerikanische Stiftung und Toyota

Trotzdem erscheint die öffentlichkeitswirksame Arbeit der DUH in einem etwas anderen Licht - wenn man sich nämlich anschaut, wer zu den Finanziers dieses Verbraucherschutzverbands gehört. Zu diesem Thema erschien kürzlich in dem zum "Handelsblatt" gehörenden Portal "Orange" ein Interview mit Barbara Metz, der stellvertretenden Geschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe.

In diesem Interview gibt Metz zu, dass die DUH bisher Gelder in Millionenhöhe von der amerikanischen Stiftung "ClimateWorks Foundation" bekommen hat - und weiter bekommt. Zu den Geldgebern dieser Stiftung gehörten dem Bericht zufolge "mehrere amerikanische Milliardäre und die Ford Foundation, die der Sohn des Ford-Gründers Henry Ford aufgebaut hat."

Die DUH kooperiert außerdem seit elf Jahren mit dem japanischen Autobauer Toyota. Die finanzielle Unterstützung von Toyota für die Deutsche Umwelthilfe belaufe sich auf weniger als ein Prozent des Haushalts, sagt Barbara Metz.

Da ist es sicher reiner Zufall, dass die DUH gerade auf ihrer Homepage Toyotas Automodell Prius als "Vorzeige-Hybrid" anpreist.

(pm)