Textilindustrie : Linz Textil: Coronakrise ist ein Weckruf für "Made in Europe"

Auch wenn der Umsatz der börsenotierten Linz Textil 2019 gegenüber dem Vorjahr um 8 Mio. Euro auf 92 Mio. Euro zurückgegangen ist, sprach Vorstandssprecher Friedrich Schopf dennoch von einem "sehr, sehr erfreulichen Jahr". Denn Ertragskraft und Eigenkapitalquote wurden "deutlich verbessert". Damit habe das Unternehmen vorgesorgt, um nun durch die Corona-Krise zu kommen.

2019: "Ein sehr, sehr erfreuliches Jahr"

Ein wesentliches Ziel für das abgelaufene Geschäftsjahr war ein Aufstocken der Eigenkapitalquote, die seit 2016 von 85 auf 76 Prozent gefallen war. "Dies war in erster Linie dem Drängen der Kleinaktionäre auf Ausschüttungen geschuldet und wurde in hohem Maße durch eine Minderung der Firmensubstanz finanziert", erläuterte Finanzvorstand Eveline Jungwirth in der telefonischen Bilanzpressekonferenz. Mit einem Anstieg der Quote auf 88 Prozent sei die Vorgabe "deutlich übertroffen" worden.

Das EBIT verdreifachte sich von 5,8 Mio. Euro (2018) auf 16,2 Mio. Allerdings gehen 15 Mio. Euro davon auf Sondereffekte aus dem Verkauf nicht betriebsnotwendiger Liegenschaften zurück. Hintergrund sei die Umschichtung des Vermögens durch die Finanzierung des eigenen Hotelprojektes "spinnerei designhotel linz" in Ebelsberg.

Der operative Cashflow vor Steuern betrug mit knapp 10,7 Mio. Euro um 1,3 Mio. Euro mehr als im Vorjahr. "Somit lag auch das bereinigte operative Vorsteuerergebnis 2019 um 1,3 Millionen Euro über dem von 2018", bilanzierte Jungwirth. Wegen der nun Corona-bedingten Unsicherheit habe der Vorstand jedoch entschieden, den Jahresgewinn auf neue Rechnung vorzutragen. In der auf 2. September verschobenen Hauptversammlung soll dann über die Höhe der Dividende 2019 entschieden werden.

Der Ausblick ist düster - Weckruf für "made in Europe"

Der Ausblick auf das laufende Jahr fiel wegen der Pandemie erwartungsgemäß düster aus. "Jetzt hat es uns auch voll erwischt", sagte Schopf.

Wegen der "soliden Eigenfinanzen" geht der Vorstandssprecher davon aus, dass Linz Textil die Krise meistern werde und diese generell auch "Chancen" beinhalte. Er ist überzeugt, dass es zu einer strategischen Neuausrichtung der Absatzmärkte kommen werde. "Made in Europe" werde in den Focus rücken, statt Lieferketten aus China. Corona sehe er als "Weckruf", der ein Umdenken beschleunigen werde.

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Zwei Drittel der Mitarbeiter arbeiten in Österreich

Von den insgesamt 563 Mitarbeiten sind zwei Drittel in Österreich beschäftigt. 225 der heimischen Beschäftigten befinden sich in Kurzarbeit, vorsorglich werde für die restlichen ein entsprechender Antrag vorbereitet.

Besonders betroffen in der Linz-Textil-Gruppe ist die Handtuchmarke Vossen. Wegen der Schließung des stationären Handels wurde der Betrieb drastisch reduziert. Die Baumwoll-Spinnerei Landeck und die Weberei Linz laufen noch uneingeschränkt. Die Tagesproduktion der Viskose-Spinnerei im kroatischen Klanjec wurde bereits um ein Drittel zurückgefahren.

Prototypen neuer Schutzmasken mit Lenzing schon in der Testphase

Die Garne aus Landeck werden aktuell auch für die Herstellung von Atemschutzmasken verwendet. Die Linzer Weberei wiederum entwickelt mit dem Zellstoffproduzenten Lenzing AG mehrfach verwendbare Nasen-Mund-Masen, wofür man das Obermaterial fertige, informierte Schopf. Der Prototyp sei bereits in Testung. (apa/red)

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