Personalia : Letzter öffentlicher Auftritt für BMW-Chef Krüger

Der scheidende BMW-Chef Harald Krüger hat eine durchwachsene Quartalsbilanz vorgelegt. Die Münchner Autobauer verkauften zwar mehr Autos, aber der Gewinn vor Steuern fiel um 28 Prozent auf 2,05 Mrd. Euro. Hauptgrund waren noch höhere Investitionen in Zukunftstechnologien. Daneben lastete die Rabattschlacht mit Audi und Mercedes auf den Ergebnissen.

"Wir hätten uns eigentlich erhofft, dass wir noch stärker die Nachlässe absenken können", sagte Finanzvorstand Nicolas Peter auf einer Telefonkonferenz mit Journalisten zur Quartalsbilanz. Der anhaltend starke Wettbewerb habe den Gewinn in den vergangenen Monaten belastet. Das gelte besonders für Europa und die USA, während die Preisentwicklung in China "sehr stabil" sei. Vor allem Audi hatte im Zusammenhang mit den Problemen bei der Erfüllung der neuen WLTP-Abgasnormen den Kunden starke Preisnachlässe gewährt.

Krügers letzter öffentlicher Auftritt als Konzernchef

Für Krüger war es der letzte öffentliche Auftritt - in zwei Wochen übernimmt der bisherige Produktionsvorstand Oliver Zipse die Führung des Konzerns. Zipse muss die Folgen des bevorstehenden Brexits für BMW, Mini und Rolls-Royce managen, Produktion und Verkauf von Elektroautos hochfahren und zugleich in den nächsten Jahren 12 Mrd. Euro einsparen. Er dürfte aber auch die Früchte von Krügers Modelloffensive ernten.

Auch Mercedes und Audi hatten zuletzt schlechte Zahlen vorgelegt. Im Gegensatz zu den Konkurrenten jedoch legte BMW bei den Verkaufszahlen im ersten Halbjahr zu und ist dabei, wieder die Nummer eins zu werden. "Im Monat Juni lag BMW vor Mercedes", sagte Krüger. Innerhalb von zwei Jahren seien alle SUV-Modelle erneuert oder ganz neu eingeführt worden. Für das Gesamtjahr kündigte er ein leichtes Absatzplus an.

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Was von Krügers Amtszeit bleibt

Von seiner Arbeit bleiben werde die Übernahme der Mehrheit am chinesischen Werk Shenyang und die Modelloffensive, sagte Krüger, der vier Jahre an der Spitze stand. Mit Kooperationen sei BMW heute effektiver und schneller unterwegs. Viele seiner Entscheidungen wirkten sich erst in den nächsten Jahren aus. BMW sei "robust, innovationsstark und gut aufgestellt." Auf die Frage nach seinen persönlichen Plänen sagte der 53-Jährige: "Ich werde im August erst einmal ein bisschen Urlaub machen."

Der Konzernumsatz stieg im zweiten Quartal um knapp 3 Prozent auf 25,7 Mrd. Euro. Trotzdem blieben unter dem Strich 29 Prozent weniger Gewinn nach Steuern: Er fiel auf 1,48 Mrd. Euro. Die Ursache brachte Finanzvorstand Nicolas Peter so auf den Punkt: "Wir investieren heute konsequent in unsere Zukunft."

Hohe Ausgaben in die Umstellung auf neue Technologien

Die Kosten für Forschung und Entwicklung legten im zweiten Quartal um 6 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro zu. Die Investitionen in die Werke stiegen sogar um 39 Prozent auf 1,2 Mrd. Euro. BMW rüstet die Bänder für den parallelen Bau von Verbrenner-, Elektro- und Hybridautos um. Die höheren Herstellungskosten für Hybride können nicht eins zu eins an Kunden weitergegeben werden. Dazu kommen noch höhere Rohstoffpreise, ungünstige Wechselkurse und Rabatte für Autokäufer in Europa und den USA.

Im vergangenen Jahr hat BMW 9,6 Mrd. Euro Gewinn vor Steuern gemacht - in diesem Jahr werde es deutlich weniger werden, sagte Peter. Neben den Investitionen drückt auch die drohende EU-Kartellstrafe für Absprachen mit den anderen deutschen Autobauern das Ergebnis. Dafür hat BMW schon im ersten Quartal 1,4 Mrd. Euro zurückgestellt. "Wir liegen nach den ersten sechs Monaten auf Kurs, um unsere Ziele für das Gesamtjahr zu erreichen", sagte Krüger.

Nachfolger Zipse: Brexit als erste große Herausforderung

Die erste große Herausforderung für seinen Nachfolger Zipse dürfte im Oktober der Brexit werden. Großbritannien ist für BMW der viertgrößte Markt, und der Konzern baut dort auch den Mini, den Rolls-Royce und Motoren für den 1er BMW. Aktuell dazu: Britische Autoindustrie: Ungeordneter Brexit wäre eine existenzielle Bedrohung >>

Beim gescheiterten ersten Brexit-Versuch der Briten im Frühjahr hatte BMW die Mini-Werke vier Wochen lang geschlossen, um ein Chaos in den Lieferketten abzufedern. Das ist jetzt anders: Ab November soll der erste Elektro-Mini in Oxford vom Band laufen, 40.000 potenzielle Kunden warten schon, "da wollen wir keine Produktionsunterbrechung", sagte Krüger. Peter dankte ihm im Namen der Vorstandskollegen und aller Mitarbeiter mit "allerhöchstem Respekt". (dpa/reuters/apa/red)