Papier- und Holzindustrie : Lenzing: Der Kampf zurück in die Gewinnzone

Lenzing AG
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Trotz ungebremst steigender Energie-, Rohstoff- und Logistikkosten hat der oberösterreichische Faserhersteller Lenzing heuer bestens verdient. In den ersten drei Quartalen 2021 drehte das Periodenergebnis gegenüber dem Vorjahreszeitraum von minus 23,3 Mio. auf plus 113,4 Mio. Euro. Der Umsatz erhöhte sich von 1,19 auf 1,59 Mrd. Euro. Die Prognose für das Gesamtjahr bleibt unverändert.

Der zunehmende Optimismus in der Textil- und Bekleidungsindustrie und die Erholung im Einzelhandel hätten insbesondere zu Beginn des laufenden Geschäftsjahres für einen starken Anstieg der Nachfrage und Preise am globalen Fasermarkt gesorgt. Trotz Pandemie sei das Marktumfeld im Berichtszeitraum "überwiegend positiv" gewesen.

Den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) hat Lenzing heuer in den ersten drei Quartalen gegenüber der Vorjahresperiode von 138,5 Mio. auf 297,6 mehr als verdoppelt. Im Gesamtjahr 2021 soll das EBITDA "mindestens auf einem Niveau von 360 Mio. Euro liegen", so die Erwartung des Managements. Das wäre besser als vor der Coronakrise. 2020 sackte der operative Gewinn vor Abschreibungen von 326,9 Mio. Euro (2019) auf 196,6 Mio. Euro ab.

Das Ergebnis je Aktie (EPS) verbesserte sich heuer in den ersten drei Quartalen von minus 10 Cent auf plus 3,77 Euro. Der Cashflow aus der Betriebstätigkeit belief sich auf 307,8 Mio. Euro, nachdem er im Vorjahreszeitraum mit minus 14 Mio. Euro negativ gewesen war.

"Lenzing darf sich bisher über ein starkes Geschäftsjahr 2021 freuen", so Finanzvorstand Thomas Obendrauf. Die Nachfrage nach den holzbasierten, biologisch abbaubaren Spezialfasern des Konzerns habe sich sehr positiv entwickelt.

Große Investitionen fordern Schulden

Parallel dazu hat die Nettofinanzverschuldung per 30. September 2021 gegenüber dem Stand zum Jahreswechsel (31. Dezember 2020) von 471,4 Mio. auf 806,3 Mio. Euro kräftig angezogen. Der Konzern investiert derzeit in großem Umfang in neue Werke.

Spürbar erweitert wurde heuer in den ersten neun Monaten der Personalstand, der sich gegenüber der Vergleichsperiode im Vorjahr von 7.358 auf 7.831 Mitarbeiter erhöhte.

Bei den strategischen Großprojekten fühlt sich der Konzern "auf Kurs" - das neue Lyocellwerk in Thailand soll ab Ende des Jahres in Betrieb genommen werden, der Produktionsstart sei für das erste Quartal 2022 vorgesehen. In die neue Anlage mit einer Nennkapazität von 100.000 Tonnen flossen Investitionen in Höhe von etwa 400 Mio. Euro. Die Bauarbeiten wurden im zweiten Halbjahr 2019 aufgenommen und verliefen "trotz der Herausforderungen der Pandemie im Wesentlichen auch in der Berichtsperiode planmäßig".

"Strategisch bleiben wir auf Kurs und das größte Investitionsprogramm der Lenzing Geschichte verläuft weiterhin nach Plan", betonte der Finanzchef. Mit der bevorstehenden Inbetriebnahme der Lyocellanlage in Thailand erreiche der Konzern "einen enorm wichtigen Meilenstein für uns und unsere Ziele, die Textil- und Vliesstoffindustrien nachhaltig zu verändern".

Die Errichtung des Zellstoffwerks in Brasilien schreitet den Konzernangaben zufolge "trotz der herausfordernden Entwicklungen bezüglich COVID-19 weiterhin planmäßig voran". Die Inbetriebnahme des Zellstoffwerks sei unverändert für das erste Halbjahr 2022 geplant.

Lenzing investiert zudem mehr als 200 Mio. Euro in ihre Produktionsstandorte in Purwakarta (Indonesien) und Nanjing (China). Die bestehenden Kapazitäten für Standardviskose sollen in Kapazitäten für umweltverträgliche Spezialfasern umgewandelt werden.

Bisher kein Nachfolger für Position des CEO

Auch die im Herbst kurzfristig entstandene Lücke an der Firmenspitze ist gefüllt - Cord Prinzhorn übernimmt interimistisch die Position des CEO. Der Aufsichtsrat einigte sich im September einvernehmlich mit dem langjährigen Vorstandschef Stefan Doboczky über eine vorzeitige Auflösung seines Vertrages per Ende der Berichtsperiode. Prinzhorn ist seit der Hauptversammlung heuer im April dieses Jahres Mitglied Aufsichtsrates und wird dieses Mandat ab 4. November 2021 bis auf Weiteres ruhen lassen und den Vorsitz des Vorstandes übernehmen. (apa/red)

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