Kredit getilgt : Landeshaftung für Lenzing AG ausgelaufen

"Der Sinn war, Lenzing nicht dem Zugriff eines Konkurrenten aus Indien freizugeben", sagte Landeshauptmann Josef Pühringer (V) am Mittwoch in einer Pressekonferenz mit B & C-Vorstand Wolfgang Hofer, Industrieholding-Geschäftsführer Michael Junghans und Lenzing-Vorstandsvorsitzendem Peter Untersperger. Die B & C Privatstiftung habe sich 2008 "dankenswerterweise" entschlossen, Substanzgenussrechte, die die UniCredit Bank Austria AG an der Stiftung und damit an der Lenzing AG, besaß, zurückzukaufen, so Pühringer. Damit sollte auch verhindert werden, dass ein Investor oder Konkurrent aus dem Ausland die Kontrolle über die Lenzing AG übernimmt. Der oberösterreichische Produktions- und Forschungsstandort, vor allem auch die Zentrale, sollte abgesichert werden. Die Stiftung habe das Land Oberösterreich um Unterstützung dieses Rückkaufes in Form einer Garantieerklärung beziehungsweise Haftung für einen Teil des Kreditvolumens ersucht. "Wir konnten helfen, dass es am Bankensektor leichter war und wir hatten die Garantie: Da kommt jemand, der sichert uns den Standort Lenzing", sagte Pühringer. Heuer habe die B & C-Gruppe ihre Beteiligung über eine Zweitplatzierung abgesenkt und mit dem erzielten Verkaufserlös auch jenen Kredit getilgt, für den das Land gehaftet hat. "Das Haftungsmodell hat sich bewährt, ist von niemandem angefochten worden und steht auch in Zukunft zur Verfügung", so Pühringer. Durch das Abschöpfen des Haftungsentgelts habe man Wettbewerbsneutralität hergestellt, dem Unternehmen seien dadurch keine Vorteile erwachsen. Hofer, Junghans und Untersperger dankten dem Politiker, der "schnell, mit hoher Entschlusskraft und Weitsicht" geholfen habe. Das Wesentliche sei, dass dadurch die Zentrale, also Entscheidungskompetenz und Management in Oberösterreich geblieben seien, so Untersperger. Die Lenzing AG werde heuer einen Umsatz von 2,1 Milliarden Euro erreichen und in den nächsten Jahren die Ausgaben für Forschung und Entwicklung von 10 auf bis zu 25 Prozent erhöhen. In den nächsten 4 bis 5 Jahren sollen 400 Millionen Euro am Standort investiert werden. Dennoch sei Lenzing keine Insel der Seligen und es werde in Europa zu einer Abkühlung kommen. Das Unternehmen sei aber nicht europazentriert und mache heuer 55 Prozent des Umsatzes in Asien. "Wir sind nach wie vor ausverkauft." Geplant sei, die Kapazitäten von 700.000 auf 1,2 Millionen Tonnen Fasern zu erhöhen, so Untersperger. Zweck der B & C-Gruppe sei, großen österreichischen Unternehmen, die eine gute Position am Weltmarkt haben, Unterstützung zu geben, "indem wir als Kernaktionär fungieren", so Hofer. Voraussetzung sei ein "solides, belastbares Geschäftsmodell". Die B & C sei nicht Sanierer der Nation. Auch die Beteiligung an einem Unternehmen, in dem ein Größensprung in Richtung Industrialisierung getan werden soll, sei vorstellbar. Er wolle niemanden durch die Nennung eines Namen aus dem Rennen werfen, so Hofer, 2011 stehe man am Beginn von Sondierungen. (APA/red)