Kunststoffe : Kunststoffkonzern Greiner: Umsatz steigt auf fast 1,6 Milliarden Euro

Der Kunststoffkonzern Greiner mit Sitz in Kremsmünster hat seinen Umsatz 2017 um 7 Prozent auf 1,579 Mrd. Euro gesteigert und plant für heuer ein ähnliches Wachstum. Nach einigen Akquisitionen in schwierigen Märkten wie der Türkei und Russland steht demnächst die Aufstockung der Anteile an Unifoam in Südafrika an.

Alle Sparten machen Gewinn

Zum Konzern zählen die Greiner Packaging, die rund 40 Prozent zum Gesamtumsatz beisteuert, Greiner Bio-One (30 Prozent), Greiner Foam (25 Prozent) und die Technologiesparte Greiner Extrusion Group mit 5 Prozent. Ergebniszahlen nennt das Familienunternehmen, das heuer 150 Jahre alt wird, nicht, "aber alle vier Sparten sind positiv", verriet Finanzvorstand Hannes Moser in der Bilanzpressekonferenz in Linz.

Von den sieben Prozent Umsatzplus sind 5 Prozentpunkte auf organisches Wachstum zurückzuführen, 2 auf Akquisitionen. Die Investitionen von 138 Mio. Euro waren durch den Cash-Flow (148 Mio. Euro) gedeckt. Dass die Investitionssumme zuletzt besonders hoch war, hängt mit dem Ausbaus des Headquarters zusammen. Aber auch einige Zu- bzw. Anteilskäufe standen am Plan.

Neue Zukäufe geplant

Für weitere habe man "genügend Reserven" und auch bereits "einige Kandidaten im Auge", sagte Vorstandschef Axel Kühner. "Nicht mehr so weit weg von den nächsten Schritten" sei man etwa bei der Extrusionssparte, wo offenbar ein Deal die "einseitige Abhängigkeit von Fensterprofil" beenden soll. Mit Details hielt er sich aber noch zurück.

Die Greiner Packaging hat 2017 mehrheitlich die russische Verpackungsfirma Plastic System übernommen, die das Portfolio auf größere Non-Food-Gebinde wie z.B. Kübel erweitern soll. Am türkischen Joint Venture Teknik Plastik Greiner Ambalaj, einem Verpackungsbetrieb für Molkereiprodukte, stockte Greiner von 51 auf 100 Prozent auf. "In einer politisch schwierigen Situation ist es besser, das Ruder selbst in der Hand zu haben", begründete Kühner den Schritt, betonte aber: "Wir glauben an den türkischen Markt".

Sehr verschiedene lokale Eigenheiten - Beispiel Südafrika

Den einheimischen Partner mit an Bord behalten will er hingegen in Südafrika, wo die Schaumstoffsparte Greiner Foam heuer ihre Anteile an dem rund 200 Mitarbeiter beschäftigenden Joint Venture Unifoam in Durban von 50 auf vorerst 60 Prozent erhöht. Eine weitere Steigerung des Anteils sei möglich, aber in Südafrika bewähre sich ein lokaler Partner u.a. beim Umgang mit dem Thema Gewalt in der Fabrik, erklärte Kühner, beispielsweise "verliert das Management nicht die Nerven, wenn jemand eine Waffe zieht".

Zukäufe

Die in der Medizin- und Biotechnologie tätige Greiner Bio-One hat ihren Anteil an der börsenotierten schwedischen Vigmed von rund zwei Drittel auf über 90 Prozent erhöht. Das Unternehmen entwickelt und vertreibt Venenkanülen, die längere Zeit in den Gefäßen verweilen können - ein Produkt, das der Bio-One noch gefehlt hat und das zu einem zweiten Standbein ausgebaut werden soll.

Greiner Perfoam übernahm mit Anfang Oktober den Geschäftsumfang von AME im deutschen Plauen, das auf das Kaschieren von Kunststoffträgern mit Leder, Kunstleder, Textilien und Vlies spezialisiert ist. Greiner aerospace setzt mit der Akquisition von CarTrim in Bosnien-Herzegowina und Deutschland verstärkt auf den Bereich Innenraumkomponenten für Flugzeuge.

Kernmarkt Europa

Der Kernmarkt des Greiner-Konzerns ist nach wie vor Europa, wo - bei 82 Prozent der Produktion - rund 76 Prozent des Umsatzes erzielt werden, gefolgt von Nordamerika und Asien mit je 10 Prozent. "Wir haben ein Bekenntnis zu Europa abgelegt, aber das Wachstum, das wir als Konzern brauchen, sehen wir eher in anderen Weltregionen", so Moser.

Für 2018 erwartet das Management erneut ein "mittleres einstelliges Wachstum" beim Umsatz und auch bei den Mitarbeitern eine ähnliche Entwicklung wie im Vorjahr, in dem die Beschäftigtenzahl von 9.722 auf 10.567 (Stichtag 31. Dezember 2017) weltweit stieg. Etwa ein Viertel der Belegschaft ist in Österreich beschäftigt. Aktuell ist Greiner an 139 Standorten in 33 Ländern vertreten.

Skepsis bei Plastiksteuer - Greiner-Chef schlägt höhere Recyclinganteile vor

Eine Plastiksteuer in der EU gegen die weltweite massive Umweltverschmutzung mit Plastikmüll sehen die Manager von Greiner skeptisch - was kaum überrascht. Die Kosten würde man zwar an die Kunden weitergeben, kündigte Kühner an, dennoch erwarte er nur einen geringen Lenkungseffekt, "wenn ein Joghurt um 1 Euro um einen viertel Cent mehr kostet".

Der Greiner-Chef würde stattdessen stärker bei Abfallwirtschaftssystemen in Entwicklungsländern und im Recycling ansetzen. Derzeit enthalte ein Joghurtbecher weniger als 10 Prozent Recyclingmaterial, das nur in einer Zwischenschicht eingesetzt werde, weil der direkte Kontakt mit Lebensmitteln verboten sei, so Kühner. (apa/red)