Energiewirtschaft : Kuba plant Milliardeninvestitionen - Chance für Österreicher

Misserfolge bei der Ölsuche und die steigende Abhängigkeit von Ölimporten aus Venezuela sowie hohe Stromkosten durch veraltete Kraftwerke noch aus der Sowjetzeit zwingen Kuba zu einer Kehrtwende in der Energiepolitik. Mit Milliardeninvestitionen will man erneuerbare Energien massiv ausbauen - österreichische Unternehmen rechnen sich gute Chancen aus, dabei zum Zug zu kommen.

Infrastrukturminister Alois Stöger (SPÖ) hat diese Woche in Havanna eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) unterzeichnet, über die eine Zusammenarbeit im Technologiebereich vereinbart wurde. "Die Kubaner haben ein Rieseninteresse an unseren Erfahrungen und Forschungen im Bereich der erneuerbaren Energien", sagte Stöger im Gespräch mit der APA. Dabei gehe es auch um Nachhaltigkeit beim Ressourcen- und Energieeinsatz, "da kann Österreich einiges anbieten".

Projekte mit einem Volumen von 3,4 Milliarden Euro

Bis 2030 will Kuba ein Fünftel seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen decken und hat in den letzten Jahren bereits vier Windkraftparks, einen Photovoltaik-Park und eine Biomasse-Anlage gebaut, in der aus Zuckerrohr Strom erzeugt wird. Im Jahr 2013 wurden in Kuba etwa 18 Mrd. Kilowattstunden Energie erzeugt, bis 2030 sollen es 30 Mrd. kWh sein, wovon 7 Mrd. kWh aus erneuerbaren Quellen stammen sollen.

Heute kommt der Strom aus Ölkraftwerken der Sowjetzeit

Derzeit deckt Kuba seinen Strombedarf fast zur Gänze mit großen Ölkraftwerken aus sowjetischer Zeit, die aber großteils veraltet sind. Sie sollen teilweise mit russischer Hilfe modernisiert oder durch Gas- und Dampfkraftwerke ersetzt werden. Derzeit hängt die Stromerzeugung nach offiziellen Angaben zu 38 Prozent von importierten Brennstoffen ab. Die Erzeugung einer Kilowattstunde Strom kostet in Kuba rund 21 US-Cent - in Europa sind es 9,2 US-Cent.

Gesucht werden Investoren für Projekte mit einem Gesamtvolumen von 3,7 Mrd. US-Dollar (3,4 Mrd. Euro), wobei man stark auf Solarenergie setzen will. "Das ist die Energiequelle, die in Kuba die entscheidende ist", so Stöger, allerdings gebe es dabei das Problem der Speicherung von elektrischer Energie. "Sie haben auch einige Möglichkeiten in der Wasserkraft, unterschätzen aber die Energieeffizienz unserer Projekte in der Kleinwasserkraft. Ein Donaukraftwerk haben sie mangels einer Donau nicht."

Andritz ist auch schon da

Marktchancen in Kuba sondieren derzeit u.a. die Andritz Hydro GmbH, der Kärntner Sonnenkollektoren-Produzent Greenonetec oder das 2006 gegründete Wiener Unternehmen Green Source, das sich auf die Entwicklung und den Betrieb von Photovoltaikanlagen spezialisiert hat.

Mögliche Bedenken, was die Zahlungskraft Kubas angeht, versucht Stöger zu zerstreuen. "Kuba hat in der letzten Zeit immer bezahlt. Wir haben mit Kuba Probleme gehabt, weil Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre etwas hängen geblieben ist, das immer noch als Rücklast vorhanden war - aber in den letzten Jahren hat Kuba seine Verpflichtungen immer eingehalten."

Stöger: "Kuba hat in der letzten Zeit immer bezahlt"

Gespräche mit den Gläubigerländern des Pariser Klubs in der vergangenen Woche über die Altschulden Kubas seien positiv verlaufen. "Die konkrete Übersetzung ins Juristische ist nun Aufgabe des Finanzministers." Die Details der Schuldenvereinbarung dürften in den nächsten Wochen geklärt werden, sagte Stöger. (APA/red)