Bahnindustrie : Jetzt ohne Siemens: Bombardier und Alstom verhandeln über Fusion

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© Bombardier

Der angeschlagene kanadische Bombardier-Konzern spricht einem Bericht zufolge über eine Fusion seines Zug-Geschäfts mit dem französischen Rivalen Alstom. Die unverbindlichen Gespräche hätten bereits vor der jüngsten Gewinnwarnung von Bombardier begonnen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen.

Frankreichs Minister bestätigt indirekt die Meldung

Ergänzung Donnerstag, 10:51: Inzwischen hat der französische Finanzminister Bruno Le Maire die Meldungen indirekt bestätigt. Am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos meinte Le Maire gegenüber Reuters TV: "Alstom ist ein sehr starkes Unternehmen, ein gesundes - und deshalb müssen wir uns Gedanken um die Zukunft von Alstom machen. Aber uns allen ist klar, dass es in den nächsten Jahren in Richtung einer Konsolidierung in der Bahnindustrie gehen wird."

Frühere Fusionspläne von Siemens haben nicht geklappt

Eine Fusion von Alstom mit der Bahntechnik-Sparte von Siemens war vor knapp einem Jahr am Widerspruch der EU-Wettbewerbshüter gescheitert. Auch eine Allianz von Bombardier und Alstom dürfte dort auf Widerstand stoßen.

Auch Bombardier hatte bereits 2017 mit Siemens über einen Zusammenschluss der Bahnsparten verhandelt. Damals entschied sich Siemens allerdings nach längeren Gesprächen für Alstom. Die Zugsparte von Bombardier wird von Berlin aus geführt. In Wien betreibt der Hersteller ein großes Werk - wie übrigens Siemens auch.

Chinesischer Bahnriese CRRC drängt nach Europa

Die drei großen westlichen Zughersteller versuchen die Konsolidierung der Branche voranzutreiben, weil sie die neue Konkurrenz des chinesischen Staatskonzerns CRRC fürchten, der nach ihren Beobachtungen auf den europäischen Markt drängt.

"Ich bedauere zutiefst, dass die Fusion von Siemens und Alstom nicht durchgegangen ist, weil sie ein großes Ziel für uns alle und für die europäische Industrie war", sagte dazu Le Maire in Davos.

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Bombardier erwartet weniger Gewinn - Schwierigkeiten in der Bahnsparte

Das Unternehmen aus Montreal hat vergangene Woche seine Gewinnprognose um fast die Hälfte auf 400 Millionen Dollar (bisher: 700 bis 800) vor Zinsen und Steuern gesenkt. Ein Grund dafür waren Projekte in der Zugsparte, bei denen die Kosten deutlich höher ausfallen als geplant. Nach der Gewinnwarnung brach die Aktie von Bombardier um 38 Prozent ein. Details dazu: Bombardier: Flaute in der Bahnsparte und Zweifel beim Airbus A220 >>

Zudem erwägt Bombardier einen Ausstieg aus der Gemeinschaftsfirma, die für das kleinste Airbus-Flugzeug, den Airbus A220, verantwortlich zeichnet. Voraussichtlich müsse Bombardier wegen des langsameren und teureren Hochlaufs des Projekts auch Abschreibungen bilden, hieß es. (reuters/apa/red)