Bahn : Italien: Zehn Jahre Hochgeschwindigkeit auf Gleisen

Italien feiert zehn Jahre Hochgeschwindigkeit auf seinem Bahnnetz. Vor genau zehn Jahren begannen die Frecciarossa-Züge auf der Nord-Süd-Achse zu verkehren. Seitdem ist die fast 600 Kilometer lange Strecke zwischen Mailand und Rom, den zwei größten Städten Italiens, in weniger als drei Stunden zurückzulegen.

Hunderte Hochgeschwindigkeitszüge flitzen inzwischen täglich auf der Achse zwischen Turin und Neapel. Als einziges europäisches Land hat Italien zwei Bahngesellschaften, die im Bereich Speedzüge gegeneinander konkurrieren. Die italienischen Staatsbahnen FS (Ferrovie dello Stato) messen sich seit 2012 mit dem privaten Konkurrenten Italo - ganz zum Vorteil der Passagiere, die dank des Preiskampfes auf der Schiene von billigeren Bahntickets profitieren.

Geschäftsleute, Touristen und weniger zahlungskräftige junge Menschen: Der Markt hat besonders positiv auf das Angebot der superschnellen Züge reagiert. Darunter hat vor allem der Flugverkehr gelitten. Die Flüge auf der einst sehr rentablen Strecke Rom-Mailand, einer Domäne der Alitalia, sind wegen der Konkurrenz der Hochgeschwindigkeitszüge immer weniger gefragt. Während die Alitalia seit Jahren gegen die Pleite kämpft, boomen die Bahnen.

"In zehn Jahren Hochgeschwindigkeitsbahn sind 350 Millionen Passagiere an Bord unserer Züge gereist, die 380 Millionen Kilometer zurückgelegt haben", fasste der Chef der Staatsbahnen, Gianfranco Battisti, bei einer Feier am Donnerstag die Zahlen der "Revolution auf Schiene" in Italien zusammen. Als wichtigste Infrastruktur seit dem Bau der "Autostrada del Sole", der großen Nord-Süd-Autobahn, in der Nachkriegszeit bezeichnete Battisti das Hochgeschwindigkeitsnetz.

500.000 Arbeitsplätze sind im italienischen Bahnbereich zwischen 1998 und 2018 entstanden. Fünf von namhaften Architekten entworfene Hochgeschwindigkeits-Bahnhöfe wurden gebaut. Dank der schnellen Züge sind 20 Millionen Tonnen weniger Schadstoffe in die Atmosphäre gelangt. "Denn der Zug ist das ökologischste Fahrzeug par excellence", betonte Battisti.

Die Revolution geht weiter. Mit ihrer Flotte aus 144 Frecciarossa-Zügen wollen die Staatsbahnen jetzt die Hochgeschwindigkeitsstrecke auch auf den Süden ausdehnen. Gearbeitet wird derzeit an der Linie zwischen Neapel, der größten Metropole des Südens, und der Adria-Hafenstadt Bari. 6,2 Milliarden Euro werden in diese Strecke investiert, die Süditalien enger an den Rest Italiens binden soll. Geplant ist die Schaffung von 20.000 Arbeitsplätzen. Auch auf Sizilien soll das Bahnnetz modernisiert werden. "Investitionen in Infrastrukturen sind für die Entwicklung eines Landes entscheidend", kommentierte Bahnchef Battisti.

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Dank des Erfolgs der Bahn-Hochgeschwindigkeit haben sich die italienischen Staatsbahnen in ein Spitzenunternehmen verwandelt, das jährlich eine Milliarde Passagiere befördert und ein Netz aus 50.000 Kilometern Bahnlinien und Straßen verwaltet. 80.000 Mitarbeiter beschäftigen die italienischen Bahnen, darunter 7.000 im Ausland. Denn die Italiener exportieren ihr Know-how im Bahnbereich auch immer mehr ins Ausland. So gewannen sie vor wenigen Tagen gemeinsam mit der spanischen Regionalfluggesellschaft Air Nostrum den Auftrag, sich ab 2022 um die Strecken Madrid-Barcelona, Madrid-Valencia, Alicante-Madrid und Malaga-Sevilla zu kümmern. In mehreren Ländern bauen Italiens Staatsbahnen Hochgeschwindigkeitsnetze auf.

Stolz schaut Bahnchef Battisti auf die Ergebnisse dieses Jahres. Gerechnet wird mit Gewinnen in Höhe von 600 Millionen Euro, das sind acht Prozent mehr als 2018. Die Investitionen betrugen dieses Jahr acht Milliarden Euro, die unter anderem der Aufstockung der regionalen Bahnlinien dienten. (APA/red)