Außenhandel : Irans Wirtschaft hat große Schwierigkeiten - die meisten hausgemacht

Die Wirtschaft des Iran steckt in Schwierigkeiten. Zum Großteil liege das an den "erheblichen Strukturproblemen", sagt Georg Weingartner, langjähriger Wirtschaftsdelegierter im Iran. "Nur ein sehr, sehr kleiner Anteil des Problems" stamme heute aus den ausländischen Sanktionen. Die kritische Haltung der USA werfe aber doch etwas "Sand ins Getriebe".

Das Problem der iranischen Wirtschaft liegt dem Handelsdelegierten zufolge in zu hohen Fixkosten, ineffizienten Anlagen und Maschinen sowie dem trägen Banksystem. Auch die riesigen Förderungen, die ein massives Loch in die Staatsfinanzen rissen, führten zu Ineffizienz. Das Dilemma für die iranische Regierung: Die Sanierung der Strukturprobleme würde kurzfristig die Arbeitslosigkeit steigern und die Inflation anheizen, und gerade der Kampf gegen diese beiden Probleme stehe in den Prioritäten ganz oben, erläuterte Weingartner in Wien.

Sogar chinesische Großbanken trauen sich nicht

Dennoch macht die US-Politik Großprojekte mit internationaler Beteiligung schwierig bis unmöglich. Denn die US-Sanktionen wurden nicht aufgehoben, als das Abkommen mit dem Iran in Kraft trat. Sie gelten zwar nur für die US-Wirtschaft - aus Sicht der USA fällt darunter aber auch jede Bank mit nennenswerten Dollar-Aktivitäten. Internationale Großbanken, selbst aus China, trauten sich daher nicht, im Iran Projekte zu finanzieren. Sie wären aber die Einzigen, die ausreichend Mittel hätten.

Der Iran hat sich seit der Aufhebung der Sanktionen Europa zugewendet und damit die Abhängigkeit von asiatischen, vor allem chinesischen Partnern verringert. "Die Iraner wollen mit Europa eine langfristige Partnerschaft aufbauen, die auch in das politische hineingeht", sagte Weingartner. "Die Angebote, die man in Richtung USA gesendet hat, wurden dort nicht so angenommen wie man sich das vorgestellt hat." Die iranischen Firmen arbeiten gerne mit österreichischen Firmen zusammen, hat Weingartner erfahren.

Geldmangel: Probleme auch für Österreicher

Der Mangel an Geld bringt auch für österreichische Firmen eine Begrenzung der möglichen Projekte. "Im Iran ist es wichtig, Bereiche mit genug Geld zu finden", um ein Projekt verwirklichen zu können, sagt Weingartner. Dazu gehöre etwa Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, aber auch der Bereich der erneuerbaren Energie.

Massive Schwierigkeiten im Umweltbereich

Im Umweltsektor seien die Probleme "sehr drängend", daher gebe es genug Geld. Ansonsten gebe es in den Bereichen produzierende Industrie, Pharma, Lebensmittel oder Automotive genug Privatfirmen, die exportieren wollen und Mittel haben, die benötigten Vorprodukte und Maschinen zuzukaufen. Auch im Katastrophenschutz gibt es großen Bedarf, ist doch der Iran ein Land mit sehr vielen Naturkatastrophen.

Wo heimische Exporteure Chancen haben und wo nicht

Weniger Chancen gebe es bei Infrastrukturprojekten, weil da oft das Geld fehle. Aber auch betreffend Erdölindustrie ist Weingartner skeptisch: Der Investitionsbedarf in die veraltete Infrastruktur wird zwar auf 400 Mrd. Dollar geschätzt, aber oft fehle für die Umsetzung das Geld - außer der ausländische Partner kann auch für die Finanzierung sorgen.

Österreichische Firmen machen im Iran zunehmend mehr Geschäft, auch wenn die "Euphorie" und "Goldgräberstimmung" von 2015/Anfang 2016 einer sachlichen Nüchternheit gewichen ist. Viele seien daraufgekommen, dass sich das Engagement angesichts langsamer Prozesse nicht lohne. Etwa 500 Unternehmen haben den Angaben zufolge regelmäßigen Kontakt, 60 davon haben Niederlassungen im Iran.

Der Kartonhersteller Mayr Melnhof hat eine langjährige Produktionsstätte und die Gastro-Gruppe DoN versorgt im Rahmen eines Joint Ventures Bahnkunden im Iran. In Planung sind auch weitere Projekte.

Die österreichischen Exporte dorthin lagen im Vorjahr bei 276 Mio. Euro, bis 2020 sollen sie sich auf 500 Mio. Euro fast verdoppeln, erwartet die Wirtschaftskammer. Aus dem Iran kamen im Vorjahr Importe im Wert von 100 Mio. Euro - vor allem Petrochemie ist hier zu nennen. Dabei habe der Iran auch im Vergleich mit Europa hohe Standards, im Umweltbereich manchmal sogar strengere, so der Wirtschaftsdelegierte.

(APA/red)