Energiewirtschaft : Innio Jenbacher: Tausende Tiroler Motoren im Einsatz gegen den Blackout

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© Thomas Eisenkraetzer

Netzbetreiber Europas haben am 8. Jänner 2021 einen plötzlichen und starken Frequenzabfall im europäischen Stromnetz registriert und danach innerhalb etwa einer Stunde einen verheerenden Zusammenbruch des Energiesystems verhindert. An diesem Tag konnte das unter anderem mit einer Aufspaltung des europäischen Verbundnetzes abgewendet werden.

Bereits eine geringe Frequenzabweichung von 50 Hertz ist eine sehr heikle Situation, im Extremfall kann das zu einem großflächigen und langanhaltenden Stromausfall führen. Nachdem der Strom längere Zeit ausgefallen ist, fallen zahlreiche weitere Bereiche der Volkswirtschaft aus, etwa die Kommunikation, die Wasserversorgung und in Folge der Verkehr sowie die Lebensmittelversorgung. Als Abwehr gegen einen Blackout gibt es automatisierte Sicherungssysteme, die sehr schnell greifen und auch im konkreten Fall funktioniert haben. Zu solchen Systemen gehören genau fest gelegte Reservekapazitäten bei Energieerzeugern und großen Verbrauchern, die möglichst schnell und koordiniert abgerufen werden. Dazu gehören aber auch und vor allem schnell startende Anlagen in Gaskraftwerken und Wasserkraftwerken.

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Gasmotoren zur Stabilisierung der Stromnetze

Im Einsatz bei der Stabilisierung am 8. Jänner waren unter anderem rund 4.000 flexible und schnell startende Gasmotoren des Tiroler Herstellers Innio Jenbacher. "Durch die Aufzeichnungen unseres myPlant Asset Performance Management Systems wissen wir, dass zum Zeitpunkt des Beinahe-Blackouts im Jänner 2021 knapp 4.000 Jenbacher Gasmotoren zur Stabilisierung des europäischen Stromnetzes beigetragen haben", erklärte dazu Technikvorstand Andreas Kunz. Demnach haben die Motoren innerhalb weniger Millisekunden auf die Frequenzänderung reagiert und die Einspeisung von rund 6 GW in das europäische Stromnetz übernommen.

Eine Ergänzung zu den Erneuerbaren

Der Hersteller nutzt nun die Gelegenheit, um auf die Kombinationsmöglichkeit seiner schnell startenden Motoren und der stark schwankenden Erneuerbaren hinzuweisen. Demnach steige mit dem immer weiter gehenden Ausbau regenerativer Energien in Europa auch der Druck auf die Netze. Auch andere Technologien wie Elektroautos und Wärmepumpen würden hier künftig eine immer größere Rolle spielen, so Innio Jenbacher. "Um Blackouts zu vermeiden, benötigt das Stromnetz jederzeit abrufbare Leistung von zentralen Großkraftwerken und dezentralen Kraftwerken", so Innio Jenbacher. In dem Zusammenhang eignen sich demnach Gasmotoren besonders gut zur dezentralen Energieversorgung, beim schnellen Einsatz und Lastausgleich bei Schwankungen im Verbrauch.

"Schlüsselrolle für KWK-Anlagen"

"Der dezentralen Energieversorgung auf Basis von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen kommt eine Schlüsselrolle zu, um die europaweite Strom- und Wärmeversorgung für die nächsten Jahrzehnte zu sichern und sie gleichzeitig nachhaltiger zu gestalten", so dazu Andreas Kunz. "Kurz- und mittelfristig sind das Gaskraftwerke, die mit Erdgas betrieben werden. Langfristig müssen auch diese Kraftwerke CO2-neutral mit Biomethan oder überhaupt CO2-frei beispielsweise mit Wasserstoff betrieben werden."

"Bereit für bis zu 100 Prozent Wasserstoff"

Falls eines Tages nicht mehr nur Erdgas und LNG, sondern auch erneuerbare Gase wie Biogas und Biomethan oder Wasserstoff zum Einsatz kommen, wären die Tiroler Motoren darauf bereits vorbereitet: Sie können nach Angaben des Herstellers sowohl mit erneuerbaren Gasen als auch mit bis zu 100 Prozent Wasserstoff betrieben werden. Dies sei das Ergebnis einer Entwicklungskooperation von Innio mit dem "Large Engine Competence Center" (LEC) in Graz.

GE Jenbacher wurde 2018 zu Innio Jenbacher

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Der Investitionsfonds legte für den Tiroler Hersteller satte 3,3 Milliarden Dollar auf den Tisch. Unter dem neuen Namen Innio sind nun die Sparten Jenbacher und Waukesha zusammengefasst. Das Unternehmen spezialisiert sich auf Gasmotoren für die Industrie und dezentrale Energieerzeugung mit Leistungen zwischen 200 kW und 10 MW. Weltweit wurden bisher rund 53.000 Gasmotoren ausgeliefert.

(pm)

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