Halbleiter : Infineon kommt stabil durch die Krise - Mitarbeiter schlafen im Werk

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Der deutsche Chiphersteller Infineon, der in Österreich in Villach in Kärnten ein großes Werk hat, kommt stabil durch die Coronakrise. Von Juli bis September verdiente der Dax-Konzern 109 Millionen Euro und kehrte damit in die Gewinnzone zurück, wie das Unternehmen mitteilte.

Im Vorquartal war er kurzfristig in die roten Zahlen gerutscht, was neben Belastungen durch die Pandemie allerdings auch an hohen Kosten für die Übernahme von US-Konkurrent Cypress gelegen hatte. Beides hat aber Spuren hinterlassen: Im gesamten Geschäftsjahr, das am 30. September endete, sackte der Gewinn um mehr als die Hälfte auf 368 Millionen Euro ab.

"Ein insgesamt gelungenes Geschäftsjahr"

Infineon-Chef Reinhard Ploss sprach von einem "sehr ordentlichen vierten Quartal" und einem insgesamt gelungenen Geschäftsjahr. "Einige unserer Zielmärkte, insbesondere der Automarkt, haben sich seit Sommer besser als erwartet erholt", sagte er. "Hinzu kommt der beschleunigte strukturelle Wandel hin zur Elektromobilität, insbesondere in Europa." Elektroautos enthalten mehr Halbleiter als Verbrenner, sie bedeuten für Infineon also mehr Geschäftsmöglichkeiten.

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Dennoch soll die Dividende um 5 auf 22 Cent je Aktie sinken. Der Konzern will damit "den gravierenden wirtschaftlichen Auswirkungen und dem weiteren Fortbestehen der Risiken der Coronavirus-Pandemie Rechnung" tragen und sich finanziellen Spielraum erhalten. Dafür hat das Unternehmen auch im laufenden Jahr schon diverse Sparmaßnahmen eingeleitet. Rund 100 bis 150 Millionen Euro sollen sie gebracht haben.

Bonus für Schichtmitarbeiter

Dagegen zeigt sich Ploss den rund 20.500 Schichtmitarbeitern in der Produktion gegenüber großzügig. Sie sollen eine Corona-Prämie erhalten, deren Höhe sich je nach regionaler Kaufkraft unterscheidet. In Mitteleuropa soll sie im Bereich von rund 1.000 Euro liegen. Diese Mitarbeiter hätten nicht ins Home-Office wechseln können, betonte Ploss. Teilweise hätten sie sogar in der Fertigung übernachtet, um trotz Bewegungsbeschränkungen in einigen Ländern arbeiten zu können. "Das ist ein ganz außergewöhnliches Zugeständnis".

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Für das seit Oktober laufende neue Geschäftsjahr ist Ploss "in Summe verhalten optimistisch". Die strukturellen Gründe für das Wachstum von Infineon seien weiter intakt, einige bekämen sogar noch einen zusätzlichen Schub durch die Coronakrise. Zudem erwartet der Infineon-Chef weitere positive Effekte durch die Cypress-Übernahme, auch weil sie das Produktportfolio erweitere.

Insgesamt sieht Ploss den Konzern bei den mit der Übernahme verbundenen Zielen auf Kurs. Man habe auch im Vertrieb bereits erste gemeinsame Erfolge erzielt, sagte er. Zusammen mit der neuen Tochter will Infineon im laufenden Geschäftsjahr rund 10,5 Milliarden Euro Umsatz machen. Im abgelaufenen waren es knapp 8,6 Milliarden.

Nach US-Wahl: Auch unter Joe Biden kein Kuschelkurs zu erwarten

Im Hinblick auf die anstehende Ablösung von US-Präsident Donald Trump durch Joe Biden erwartet Infineon keine wesentliche Änderung im technologischen Wettstreit zwischen den USA und Europa. "Wir gehen nicht davon aus, dass sich der Wettbewerb um die Technologieführerschaft ändert", sagte Vorstandschef Reinhard Ploss bei der Vorlage der Jahresbilanz. "Das wird auch unter Joe Biden weiter bestehen bleiben." Infineon rechne jedoch mit einem kooperativeren Dialog als bisher. Europa müsse sich im technologischen Ringen mit den USA und China behaupten. (dpa/reuters/apa/red)

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