Paketlogistik : Infektionen und Paketflut: Harte Zeiten für Mitarbeiter der Österreichischen Post

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© APA/GEORG HOCHMUTH

Nach 29 Corona-Fällen im Paketzentrum der Österreichischen Post in Hagenbrunn in Niederösterreich sind weitere rund 30 Fälle von Beschäftigten im Postverteilzentrum Inzersdorf in Wien-Liesing bekannt geworden. Die Verbindung mit einem Bewohner der Flüchtlingsunterkunft in Erdberg mit einem Mitarbeiter im Postzentrum war hier Ursache, dass man auf die Fälle aufmerksam wurde.

Das berichtete Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker in "ORF - Wien heute" unter Hinweis auf eine neue Teststrategie der Stadt. Die Fälle in Inzersdorf bestätigte Andreas Huber vom Krisenstab der Stadt Wien gegenüber der APA. Insgesamt sind bzw. waren im Verteilerzentrum Hagenbrunn (Bezirk Korneuburg) 65 der 371 Beschäftigten mit dem Coronavirus infiziert. 50 von ihnen haben ihren Wohnsitz in Wien, wie es aus dem Büro von Niederösterreichs Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig hieß. Die anderen 15 sind Niederösterreicher. "Wir treffen daher die weiteren Maßnahmen in enger Abstimmung mit dem Bundesland Wien", teilte das Büro der Landesrätin mit.

Gesamte Belegschaft in Hagenbrunn durchgetestet

Die derzeit wieder recht zahlreichen neuen Corona-Fälle in Wien ließen sich klar zurückverfolgen. Dabei handle es sich "zum überwiegenden Großteil" um Personen aus Familienverbänden von bereits infizierten Personen, sagte Huber. Für die Post und ihre Kunden haben die neuen Corona-Fälle jedenfalls kurzfristige Konsequenzen, erfuhr man bei der Präsentation der Quartalszahlen.

Laut Markus Leitgeb, Pressesprecher der Post AG, war bei den Tests in beiden Verteilzentren auffällig, dass sich auffallend viele Infizierte ohne Symptome fanden. Für Hagenbrunn hat die Bezirkshauptmannschaft Korneuburg mittlerweile ein Maßnahmenkonzept erstellt. Ein Amtsarzt hat die Hygienemaßnahmen im Verteilzentrum begleitet. Außerdem begann das Bundesheer am Freitag einen ABC-Einsatz im Postverteilzentrum Hagenbrunn. Wegen der hohen Zahl der Infektionen wird die ABC-Abwehrschule die Post bis Ende Mai unterstützen, bestätigte Bundesheer-Sprecher Michael Bauer einen Bericht des ORF Niederösterreich.

"Es ist jetzt der Amtsarzt mit Angehörigen des ABC-Abwehrzentrums aus Korneuburg dort", berichtete Bauer. Die Dekontamination sollte bereits abgeschlossen sein. Ab heute Montag sollen drei Schichten zu je 90 Soldaten 14 Tagen lang der Post im Paketzentrum unter die Arme greifen.

Ob Ähnliches für Inzersdorf geplant ist, war laut Markus Leitgeb, Sprecher der Post AG, noch unklar. Das hängt demnach von den Empfehlungen der Gesundheitsbehörden ab. Ansonsten habe die Post schon mit dem Beginn der Coronakrise zahlreiche Maßnahmen für die Mitarbeiter beschlossen und umgesetzt, so etwa den Nasen- und Mundschutz und das Arbeiten mit Handschuhen. Außerdem gab es an beiden Standorten eine Informationskampagne "Wie verhalte ich mich richtig".

Nach Angaben der Post besteht auch keine Infektionsgefahr durch Briefe oder Pakete, die bisher aus dem Verteilerzentrum Hagenbrunn zugestellt wurden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe das klargestellt. Die Post habe zudem bereits zu Beginn der Krise kontaktlose Zustellungen eingeführt, erklärte Leitgeb.

Postler auch sonst hart gefordert: Vom Rasenmäher bis zur Bierbank im Packerl

Ein Sprecher der Post sagte gegenüber der APA, dass nicht nur die neuen Krankheitsfälle derzeit eine Belastung sind, denn zudem habe man seit dem Shut Down im Zuge der Coronavirus-Pandemie nur ein "Geschäft wie zu Weihnachten" und weitere Krankenstände beim Personal. Lieferverzögerungen von ein bis zwei Tagen seien derzeit die Folge. Die Situation werde jedoch mit Leihpersonal und Neueinstellungen bewältigt werden.

Die Zusteller der Österreichischen Post legen beim Work-out in Corona-Zeiten noch einmal kräftig zu: Nicht nur dass seit acht Wochen ein Paketaufkommen wie zur Weihnachtszeit herrscht und das Coronavirus die Krankenstände ansteigen hat lassen - es werde auch deutlich mehr Sperrgut geliefert - vom Rasenmäher bis zur Bierbank, so Post-Sprecher Michael Homola zur APA. "Wir stellen zur Zeit verstärkt zusätzliches Personal sowie Leihpersonal ein, aber die Einschulung benötigt Zeit", so Homola. Dadurch könne es zu längeren Laufzeiten kommen.

Die Post arbeite daran, die gewohnten Lieferzeiten wieder herzustellen. "Wichtig ist für uns aber auch auf unser Personal zu achten, das seit Wochen im Ausnahmezustand arbeitet und Unglaubliches leistet", so die teilstaatliche Post AG. (apa/red)