Autoindustrie : Industrieverband BDI skeptisch bei Kaufprämien für Autos

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Der Chef des deutschen Industrieverbands, Dieter Kempf, sieht Auto-Kaufprämien zur Ankurbelung der deutschen Konjunktur skeptisch. Man müsse "nachdenken", ob eine Kaufprämie das richtige Mittel sei, die deutsche Autoindustrie zu stützen.

Die politisch heftig umstrittene Autokaufprämie stößt auch in der Bevölkerung auf wenig Zustimmung: Nur knapp 30 Prozent der Deutschen befürworten eine solche Prämie, wie aus einer vorgestellten Umfrage im Auftrag der Allianz pro Schiene hervorgeht. Demnach sprachen sich knapp 60 Prozent der Befragten für eine breiter angelegte "Mobilitätsprämie" des Staats für alle Bürger aus.

Autokaufprämie politisch heftig umstritten

Bei diesem Modell könnten die Verbraucher selbst entscheiden, ob sie die staatliche Förderung für den Kauf von Fahrrädern, von Bahn-Abos oder von umweltschonenderen Autos nutzen, erklärte Allianz pro Schiene. Das Konzept verbinde Umwelt- und Wirtschaftsinteressen und könne die Konjunktur ankurbeln. Eine "Abwrackprämie 2.0 mit hellgrünem Anstrich" dagegen subventioniere ausschließlich den privaten Autobesitz und verschärfe die Lasten durch den überbordenden Straßenverkehr, kritisierte der Geschäftsführer des Bündnisses, Dirk Flege.

Dennoch machte sich der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) im Münchner Club für die Autoindustrie stark: "Für die Autoindustrie wird es einer unterstützenden Hilfe bedürfen", sagte er der Wirtschaftspresse. "Einen Niedergang der deutschen Autoindustrie können wir uns nicht leisten." Von ihrem Erfolg seien auch viele andere Branchen wie der Maschinenbau, die Elektro- und Textilindustrie abhängig, sagte Kempf. Deshalb dürften Ressentiments gegen die Autobauer, die etwa durch die Dieselaffäre entstanden seien, keine Rolle spielen.

Lieferketten: Industrie hat ihre Verletzlichkeit selbst massiv erhöht

Dass die Autoindustrie so große Bedeutung habe, liege auch daran, dass die Hersteller die Wertschöpfungstiefe verringert hätten und viele Vorprodukte von Zulieferern bezögen. "Ich halte das nicht für falsch, aber es macht uns sehr anfällig", sagte der BDI-Chef. Solche Entscheidungen dürften - auch mit Blick auf die in der Coronakrise zerbrechlichen Lieferketten - nicht nur von Kostenerwägungen getrieben sein. Eine Renationalisierung der deutschen Wirtschaft als Reaktion auf die Krise wäre aber der falsche Ansatz. "Das wäre schlecht für uns als Exportnation", mahnte Kempf.

Kritik auch am Schutz deutscher Betriebe vor Übernahmen aus Übersee

Der BDI-Chef ist daher auch gegen Bestrebungen der Politik, die Übernahme deutscher Unternehmen durch ausländische Firmen stärker zu kontrollieren. "Das ist gefährlich, was die Politik da vorhat." Die Instrumente des Außenwirtschaftsgesetzes, das strategische Branchen schützt, reichten aus. "Wir brauchen um Gotteswillen keine staatliche Investitionskontrolle. Das würde und eher isolieren."

Beschlüsse zu einer möglichen neuen Kaufprämie oder anderen Staatshilfen für die Autoindustrie werden frühestens im Juni erwartet. Die Hersteller wünschen sich als Unterstützung in der Coronakrise eine Kaufprämie, politisch ist diese jedoch seit Wochen umstritten. Die Rufe nach einer Förderung von Verbrennern stoßen auch in den Reihen der großen Koalition auf Skepsis. Die Umfrage führte das Meinungsforschungsunternehmen Civey durch und befragte dafür rund 2.500 Erwachsene. (reuters/afp/apa/red)