Chemische Industrie : In Europa wird Plexiglas knapp - kein Material mehr da

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In vielen Läden gehören durchsichtige Kunststoffplatten in der Coronakrise als Hygieneschutzmaßnahme zur Standardeinrichtung und sind stark gefragt. Der Branche beschere das eine beispiellose Auftragslage, so Joachim Wehmeyer vom Einkaufs-Verband Deutscher Kunststoffhändler (EVDK). Durch die Wertschöpfungskette hinweg sei man davon überrascht worden. Nun gebe es in ganz Europa kein Material mehr.

Kunststoffplatten werden derzeit an vielen Orten eingebaut: in Restaurants und Cafes ebenso wie in Altersheimen, Schulen, Firmen und Geschäften. Die Händler seien wegen der gestiegenen Nachfrage teilweise mit Lieferzeiten seitens der Industrie von bis zu einem halben Jahr konfrontiert und bedienten sich aus den Beständen, bereits zuvor platzierten Bestellungen oder Rahmenverträgen, so der EVDK. Die Produktionskapazitäten der Industrie seien maximal ausgelastet.

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Das Unternehmen Röhm, das Acrylglas unter dem Namen Plexiglas herstellt, berichtete von einer fünf- bis zehnfach gestiegenen Nachfrage im Vergleich zur Zeit vor der Coronaepidemie in Deutschland. Das Material stelle Röhm selber her, Lieferschwierigkeiten gebe es darum keine. Alle Bestellungen könnten bedient werden, aber es komme zu längeren Wartezeiten von bis zu zwölf Wochen, sagte eine Sprecherin.

Der Deutsche Ladenbau-Verband klagte angesichts stark gestiegener Preise für das Material über "Raubrittertum". Ladenbauer beziehen das Material von Großhändlern oder Zwischenverarbeitern.

In den kommenden Monaten rechne man nicht mit einer Abnahme der Nachfrage, hieß es vom EVDK. Ein Grund für diese Einschätzung sei, dass sich Acrylglas nicht optimal für die Behandlung mit Desinfektionsmittel eigne, nach einiger Zeit Spannungsrisse zeige, milchig werde und darum vermutlich in ein paar Monaten ausgetauscht werden müsse. (dpa/apa/red)