Industriekonjunktur : Ifo-Index für Deutschland: "Abschwung ja, Rezession nein"

Rückschlag statt Trendwende: Für die deutsche Wirtschaft geht es nach dem Zwischenhoch im März wieder bergab - vor allem wegen der schwächelnden Industrie. Das Barometer für das Ifo-Geschäftsklima fiel im April überraschend um 0,5 auf 99,2 Punkte. Ökonomen hatten mit einem Anstieg auf 99,9 gerechnet, nachdem es im März das erste Plus nach sechs Rückgängen in Folge gegeben hatte.

Mehrheit erwartet keine Rezession

"Die deutsche Wirtschaft verliert weiter an Kraft", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest zur Umfrage seines Instituts unter rund 9.000 Managern.

Die Führungskräfte beurteilen ihre Geschäftslage so schlecht wie seit zwei Jahren nicht mehr. Auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate schätzen sie pessimistischer ein. In den einzelnen großen Branchen verläuft die Entwicklung aber sehr unterschiedlich. So hellte sich die Stimmung bei den Dienstleistern und im Baugewerbe auf, während sie sich im Handel "etwas" und in der Industrie "merklich" eintrübte. "Die Industrie zieht die deutsche Wirtschaft nach unten", fasste Ifo-Experte Klaus Wohlrabe zusammen. "Das geht quer durch Maschinenbau, chemische Industrie und Autobranche."

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Die Gefahr einer Rezession - mindestens zwei Quartale in Folge mit schrumpfender Wirtschaftsleistung - sehen die meisten Experten aber derzeit nicht. "Die Binnenwirtschaft hält dagegen und sorgt dafür, dass das Wachstum nicht ganz zum Stillstand kommt", sagte Ökonom Klaus Borger von der staatlichen Förderbank KfW. "Kurz: Abschwung ja, Rezession nein." Die schwächelnde Weltkonjunktur, Unsicherheiten wie der Brexit und Handelskonflikte belasten derzeit die Geschäfte. "Wenn die Risikofaktoren wegfallen, sind positive Überraschungen wieder möglich", sagte LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert.

Optimismus für das zweite Halbjahr 2019

Besonders für die zweite Jahreshälfte zeigen sich Experten optimistisch. "Denn dann dürften die zahlreichen in China ergriffenen Maßnahmen zur Stimulierung der dortigen Nachfrage Wirkung zeigen und der Industrie weltweit wieder etwas mehr Rückenwind geben", sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Die Volksrepublik hat Steuern gesenkt und milliardenschwere Investitionen in die Infrastruktur versprochen. Auch die Euro-Abwertung könnte deutschen Exporteuren helfen, macht sie doch ihre Waren in anderen Währungsgebieten billiger. Ein Euro kostet derzeit 1,12 Dollar, nach 1,22 Dollar vor einem Jahr.

Die deutsche Regierung rechnet für 2019 das laufende Jahr noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,5 Prozent. 2018 hatte es zu 1,4 Prozent gereicht. 2020 sollen es wieder 1,5 Prozent sein. (reuters/apa/red)