Erdöl : IEA warnt die Opec vor einem riesigen Ölüberschuss

Die Internationale Energie-Agentur IEA sieht auf den Ölmarkt im kommenden Jahr einen gewaltigen Angebotsüberschuss zukommen. Infolge einer stark steigenden Produktion außerhalb der OPEC-Staaten werde die Nachfrage nach Rohöl des Ölkartells deutlich zurückgehen, teilte die IEA in Paris mit.

Konkret werde die Nachfrage nach OPEC-Öl im ersten Halbjahr 2020 1,4 Millionen Barrel je Tag unter der Produktion der OPEC-Länder im August liegen.

Die steigende Produktion gehe vor allem auf Länder außerhalb der OPEC zurück, darunter die USA. Dies werde dazu führen, dass sich die in den vergangenen Monaten rückläufigen Lagerbestände wieder auffüllten. Insbesondere in den USA ist die Ölförderung in den vergangenen Jahren massiv gestiegen. Dies ist eine Folge des dortigen Schieferölbooms.

Die Analyse der IEA setzt nicht nur das Ölkartell OPEC unter Druck, sondern auch mit ihm verbündete Staaten wie Russland. Gemeinsam bilden sie die Vereinigung OPEC+. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, die Weltmarktpreise für Erdöl mit einer knappen Förderung hoch zu halten.

Die Staaten der OPEC+ müssten sich auf eine steigende Produktion außerhalb ihres Gebiets einstellen, warnte die IEA. Der damit einhergehende Angebotsüberhang dürfte Druck auf die Rohölpreise ausüben, prognostiziert die Agentur.

Bisher hat die OPEC+ keine zusätzliche Produktionskürzung signalisiert. Dies könnte aber notwendig werden, falls die Prognose der IEA eintritt und die Rohölpreise wieder fallen.

Große Förderländer drängen auf die Einhaltung vereinbarter Kürzungen

Saudi-Arabien und Russland pochen auf eine Einhaltung der von großen Ölproduzenten vereinbarten Förderkürzungen. Entsprechende Appelle äußerten die Energieminister beider Länder, Prinz Abdulaziz bin Salman und Alexander Nowak, vor einer hochrangig besetzten Konferenz in Abu Dhabi.

Dort treffen sich Minister der Gruppe OPEC+, die neben dem Förderkartell auch dessen Verbündete umfasst. Sie beraten im Rahmen eines Ausschusses, der die Entwicklung auf den internationalen Ölmärkten beobachtet und auswertet. Das Gremium bereitet das turnusmäßige Treffen von OPEC+ im Dezember vor.

Diese Gruppe der größten Öl-Länder mit Ausnahme der USA hatte sich Ende vergangenen Jahres auf eine Kürzung der Produktionsmengen um 1,2 Millionen Barrel (1 Barrel = 159 Liter) am Tag geeinigt. Das entspricht einem Anteil von 1,2 Prozent der weltweiten Versorgung. Während die OPEC wegen der Sanktionen gegen den Iran und Venezuela die Förderung stärker gedrosselt hat als abgemacht, liegt die Förderung anderer Länder über den vereinbarten Quoten. Das gilt vor allem für den Irak und Nigeria.

Als erster aus der Ministerrunde hat Iraks Ressortchef Thamer Ghadhban zusätzliche Produktionskürzungen ins Gespräch gebracht. OPEC-Kreisen zufolge könnte dies tatsächlich Thema auf der Konferenz werden. Doch zunächst gehe es um eine Einhaltung der bisherigen Verabredungen. So könne die tatsächliche Produktion um etwa 400.000 Barrel am Tag verringert werden. (dpa/reuters/apa/red)