Maschinenbau : Husky schließt Werk von KTW in Niederösterreich: 240 Beschäftigte betroffen

Der Spritzgussformen-Hersteller Husky-KTW wird seinen Standort in Waidhofen an der Thaya bis Ende 2019 schließen. Während das Unternehmen vorerst keine Details zur Zahl der betroffenen Beschäftigten und zum Zeitplan nannte, sollen nach Gewerkschaftsangaben vom Freitag 240 Mitarbeiter abgebaut werden.

Kanadischer Konzern hat KTW Austria 2011 übernommen

Das Unternehmen Husky hat seinen Konzernsitz in Bolton in Kanada und ist auf Spritzgussverfahren für die Kunststoff verarbeitende Industrie spezialisiert.

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Weitere Details sollen folgen

Das Land Niederösterreich erklärte, mit der Geschäftsführung im Gespräch zu sein. Einer Unternehmenssprecherin zufolge hatte es zuvor "eine interne Veranstaltung gegeben, bei der die Pläne vorgestellt wurden". Genaueres soll Husky-Angaben zufolge noch am Freitag nach Rücksprache mit der Konzernleitung im kanadischen Bolton per Presseaussendung mitgeteilt werden.

Das Werk erwirtschaftet Millionenüberschüsse

Der Betrieb des Unternehmens sei nach Angaben der Gewerkschaft Pro-Ge profitabel und weise "in den letzten Jahren Millionenüberschüsse in den Bilanzen aus". Die beiden Gewerkschafter forderten einen "raschen Sozialplan" und eine Arbeitsstiftung für die betroffenen Beschäftigten.

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Kündigung der Mitarbeiter "in drei Etappen"

Wie die "Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN)" online berichteten, sollen die Beschäftigten in drei Etappen abgebaut werden. Die erste Kündigungswelle soll demnach "rasch beginnen". Die Information, dass 240 Mitarbeiter entlassen werden sollen, stammt nach Angaben der Gewerkschaft GPA-djp vom Betriebsrat von Husky-KTW.

Betriebsratsvorsitzender Markus Schmied gab am Freitag keine Stellungnahme ab und verwies gegenüber dem ORF auf Gespräche mit der Geschäftsleitung Anfang kommender Woche. Das Arbeitsmarktservice (AMS) gab hinsichtlich zur Kündigung angemeldeter Mitarbeiter auf APA-Anfrage mit Verweis auf den Datenschutz keine Auskunft.

Firmen der Region haben offenbar schon Interesse an den Mitarbeitern

Seitens des Landes Niederösterreich wurde betont, dass es bereits es Gespräche mit der Geschäftsführung und mit Betrieben in der Region gebe. Umliegende Unternehmen hätten "Interesse an den sehr gut qualifizierten Arbeitskräften angemeldet", erklärten die Landesräte Petra Bohuslav und Martin Eichtinger (beide ÖVP).

Landeshauptfrau-Stellverteter Franz Schnabl (SPÖ) hielt in einer Aussendung fest, dass die Politik "alles in ihrer Macht stehende" tun müsse, um Betriebsräte, Gewerkschaften und Arbeiterkammer bei ihrem Kampf für die Arbeitnehmer "zu unterstützen und dazu beizutragen, diesen rasch wieder die Chance auf Beschäftigung zu eröffnen".

Gewerkschaft: Konzern ignoriert seine Informationspflicht an Betriebsrat

Heftige Kritik an der Vorgehensweise des Unternehmens kam von Gewerkschafterseite. "Die Belegschaft wird vor vollendete Tatsachen gestellt. Die bestehende rechtzeitige Informationspflicht gegenüber dem Betriebsrat wird wie so oft von internationalen Konzernen nicht eingehalten", wurden PRO-GE-Landessekretär Patrick Slacik und GPA-djp-Regionalgeschäftsführer Peter Stattmann in einer Aussendung zitiert. (apa/red)

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Husky-KTW hat die Schließung des Werkes in Waidhofen an der Thaya bis Ende 2019 am Freitagnachmittag in einer Aussendung bestätigt und "umfassende Unterstützung" für die betroffenen Mitarbeiter angekündigt. Für Details sei es noch zu früh, sagte eine Unternehmenssprecherin auf APA-Anfrage mit Verweis auf laufende Gespräche mit dem Betriebsrat. Aktuell seien am Standort 196 Personen beschäftigt.

Wie die Unterstützung für die Mitarbeiter aussehen soll, blieb offen. "Wir haben viele Möglichkeiten und kennen das Endresultat der Verhandlungen noch nicht", sagte die Husky-Sprecherin. Denkbar sei zum jetzigen Zeitpunkt auch, dass einige Arbeitnehmer am Standort in Waidhofen bleiben können. "Das liegt auch daran, ob die Mitarbeiter unsere Angebote annehmen", betonte die Sprecherin. Welche Funktionen etwaige verbleibende Beschäftigte im Waldviertel erfüllen könnten, wurde offen gelassen.

In einer Aussendung betonte Husky, sich der Herausforderung, "die diese Schließung für die betroffenen Mitarbeiter mit sich bringt" bewusst zu sein.

KTW wurde 2011 übernommen - und Husky hat von der "Anwendungserfahrung" profitiert

Die Übernahme von KTW im Jahr 2011 sei "eine bedeutende Initiative für Husky" gewesen. "Ziel dieser Übernahme war es, Huskys unangefochtenen Ansatz für den industriellen Spritzguss mit KTWs Anwendungserfahrung zu kombinieren", hielt das Unternehmen fest.

Digitalisierung als Treiber

In jüngster Zeit liege der Fokus mit dem "Betriebsmodell der nächsten Generation" auf der Digitalisierung. Dieses Modell ziele unter anderem auf "Lösungen mit unübertroffener Geschwindigkeit und Flexibilität" ab und bringe eine Senkung der Gesamtkosten. "Um diese Fortschritte optimal zu nutzen, haben wir beschlossen, unsere Spezialverschluss-Aktivitäten besser in die Kernprozesse von Husky in der Tschechischen Republik, Luxemburg und Bolton (in Kanada, Anm.) zu integrieren", wurde betont.

Dazu gehöre auch die Errichtung einer Testanlage am Standort Luxemburg. "Durch die Schaffung fokussierter Kompetenzzentren und die effektivere Nutzung unserer kollektiven Fähigkeiten wollen wir unseren Kunden schnellere Lieferungen, eine auf Anhieb angemessene Qualität und Effizienzverbesserungen bieten, die es uns ermöglichen, eine breitere Palette von Anwendungen anzubieten. Daher wird das Werk KTW Austria bis Ende 2019 geschlossen", schrieb der Produzent von Spritzgussformen.