Baustoffe : Heimische Zementindustrie profitiert vom extrem milden Winter

Die heimische Zementindustrie hat die verlustreichen ersten Monate 2015 im zweiten Halbjahr wettgemacht. Unterm Strich haben die Zementproduzenten im Vorjahr ein vierprozentiges Umsatzplus erwirtschaftet. Anlass zum Jubeln sieht die Branche aber nicht. Ihre Vertreter klagten in Wien über verschleppte Wohnbauvorhaben und den Klimaschutz.

Gegen ein strengeres CO2-Zertifikate-System

Trotzdem kritisiert die Zementindustrie die heimische Bürokratie. Zusätzliche habe die EU mit ihrer Zuteilungspolitik von CO2-Zertifikaten für die Industrie insgesamt und die Zementbranche im Speziellen Wettbewerbsnachteile geschaffen, so VÖZ-Vorsitzender Rudolf Zrost und VÖZ-Geschäftsführer Sebastian Spaun.

Im Herbst will die EU die neuen Emissionshandels-Richtlinien für die Jahre 2021 bis 2030 beschließen. Die Zement-Lobby fordert deshalb noch vor dem Herbst eine rasche Reform des CO2-Handels in ihrem Sinne.

Rege Bautätigkeit dank Klimawandel

Der durch den rasanten Klimawandel bedingte, extrem milde Winter im vergangenen Jahr und eine damit verbundene rege Bautätigkeit haben der österreichischen Zementindustrie im Vorjahr das Ergebnis deutlich ins Positive gedreht. Im Halbjahr war noch ein rund fünfprozentiges Umsatzminus zu verzeichnen, aber zu Jahresende gab es doch noch einen Umsatzanstieg auf 388,3 Mio. Euro. Im Jahr 2014 hatten die Umsätze 372,2 Mio. Euro betragen. Die Aussichten für das laufende Jahr 2016 seien "moderat optimistisch", betonte Zrost bei der Präsentation der Branchenzahlen vom Vorjahr. Firmen- und exportspezifische Details wurden nicht genannt.

Insgesamt wurden im Jahr 2015 4,81 Mio. Tonnen Zement produziert. Auch hier haben die Zementhersteller im Jahresvergleich wie schon bei den Umsätzen das zweite Jahr in Folge zulegen können. Die Exporte zogen gegenüber dem Vergleichszeitraum 2014 mit 446.000 Tonnen um beinahe 15 Prozent an, die Importe verringerten sich um 11 Prozent auf 832.600 Tonnen. Bei den Mitarbeitern verzeichnete der Sektor im Vorjahr hingegen mit 1.272 Beschäftigten einen Rückgang von 2,4 Prozent.

Seit dem Krisenjahr 2008 sei die europäische Zementproduktion (EU-28) kontinuierlich gesunken, so Zrost. So habe sich die hergestellte Zementmenge 2015 im Vergleich zum Jahr 2006 um die Hälfte verringert. Zudem habe sich die Entwicklung der Zementindustrie etwa durch geplatzte Immobilienblasen von der Bau- und Industrieproduktion in Europa abgekoppelt.

Profite dank dem staatlichen Wohnbau und Straßenbau

Die heimische Zementindustrie profitiert kräftig vom staatlichen Wohnbau, sowie von Großprojekten im Bereich Straße und Schiene in Österreich. Dennoch zeigte sich der VÖZ-Vorsitzende unglücklich über die zeitverzögerte Umsetzung öffentlicher Bauvorhaben in Österreich. "Unzählige Wohnbauprojekte sind bewilligt, aber werden nicht umgesetzt", so Zrost. Er kritisiert auch die schleppende Vorgehensweise der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) im Bereich neuer Wohnungen. (apa/red)