Bank Austria : Harter Brexit würde Österreichs Autoindustrie und Maschinenbau am härtesten treffen

Daimler Mercedes-Benz Auto Autos Autoindustrie Automobilindustrie - Niedersachsen Alhorn: Zahlreiche Fahrzeuge von Mercedes-Benz stehen auf dem ehemaligen Flugplatz Ahorn auf einer Landebahn (Luftaufnahmen aus einem Tragschrauber). Tausende Neuwagen von Mercedes warten derzeit auf ihre Auslieferung. Hersteller Daimler betonte dass die Zwischenlagerung von Fahrzeugen ein ganz normaler Vorgang sei.
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Im Falle eines harten Brexit wäre die heimische Auto- sowie Maschinenbauindustrie laut einer Studie der Bank Austria am stärksten von neuen Zöllen betroffen. Die beiden Branchen machen rund die Hälfte am gesamten Handel mit Großbritannien aus. Die Briten waren im Vorjahr 2018 der elftwichtigste Handelspartner für Österreich.

Neuwahlen in Großbriannien noch 2019 sehr wahrscheinlich

Die Chancen für einen Brexit ohne Deal mit Ende Oktober seien nach den jüngsten politischen Ereignissen in Großbritannien zwar gesunken, dafür stuft Bank-Austria-Ökonom Robert Schwarz Neuwahlen noch vor Jahresende als sehr wahrscheinlich ein. Dann sei eine Mehrheit für die Konservativen unter Boris Johnson realistisch, was wiederum die Chancen für einen harten Brexit nach der Wahl massiv erhöhe. "Es hängt also weiterhin das Damoklesschwert eines ungeregelten Austritts über der EU", schrieb Schwarz laut Aussendung vom Donnerstag.

"Differenziert nach Branchen sind Waren aus der Kfz-Industrie mit einem Ausfuhrvolumen von über 1 Milliarde Euro die mit Abstand wichtigsten österreichischen Exportgüter auf die Insel", sagte Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer laut Aussendung. Mehr als sieben Prozent aller heimischen Kfz-Exporte seien nach Großbritannien gegangen. Dahinter folge die Maschinen- und Elektroindustrie mit einem Exportvolumen von 770 bzw. 336 Mio. Euro.

Neue Zölle würden Österreichs Autoindustrie am härtesten treffen

Unabhängig davon, ob nach einem ungeregelten Ausstieg der Briten aus der EU die Regularien der Welthandelsorganisation (WTO) oder die von den Briten geplante Übergangsregelung in Kraft treten, würden laut der Studie neue Zölle die heimische Auto-Industrie am härtesten treffen. Im Falle einer Übergangsregelung würde zwar ein Großteil der Zölle auf importierte Waren auf Null gesetzt werden, dennoch würde in etwa 1,6 Prozent des Ausfuhrvolumens mit Zöllen belastet werden, woraus sich eine Gesamtbelastung von 65 Mio. Euro ergebe, schreibt Schwarz. Davon würden 60 Mio. Euro allein auf die Kfz-Industrie fallen, die Zölle in Höhe von 6 Prozent in Kauf nehmen müsste.

Die Belastung für die Branche würde auf 80 Mio. Euro steigen, sollten die Maximal-Zollsätze der WTO in Kraft treten, hieß es in der Studie. Das wäre etwas weniger als die Hälfte der gesamt 175 Mio. Euro Zollabgaben, die in diesem Szenario für Österreich anfallen würden. Die Berechnungen der Bank basieren auf den Vorjahreszahlen zu den österreichischen Exporten nach Großbritannien. Insgesamt hatte Österreich 2018 mit einem Exportvolumen von rund 4,2 Mrd. und einem Importvolumen von rund 2,9 Mrd. Euro einen deutlichen Handelsbilanzüberschuss mit Großbritannien.

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Unterschiedliche Lage in den Bundesländern

Unterschiedlich stark betroffen wären laut der Studie nicht nur die Branchen, sondern auch die einzelnen Bundesländer. "55 Prozent der österreichischen Exporte nach Großbritannien kommen aus der Steiermark und Oberösterreich, deren Stärkefelder die Kfz- und Maschinenindustrie sind", schrieb Schwarz. In den beiden Regionen sind für den Außenhandel wichtige Unternehmen wie Magna, voestalpine, Andritz und Polytec angesiedelt, dementsprechend würden diese beiden Regionen Zölle in der Kfz-Industrie am deutlichsten spüren. Ebenfalls belastet wäre das industriestarke Bundesland Vorarlberg, während das Burgenland einen harten Brexit am wenigsten spüren würde.

Allerdings könnte der Brexit auch Chancen für die heimische Industrie bringen, so Schwarz. Beispielsweise könnte die Steiermark profitieren, "wenn Teile der Autoproduktion von Großbritannien ins Ausland verlagert werden." Zudem könnten Unternehmen, die derzeit Vorprodukte aus dem Vereinigten Königreich kaufen, in Zukunft Lieferanten aus anderen EU-Ländern bevorzugen. (apa/red)

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