Kunststoffindustrie : Greiner: Milliardengebot für belgischen Hersteller Recticel
Der oberösterreichische Kunststoffproduzent Greiner AG will den belgischen Schaumstoffhersteller Recticel SA übernehmen. Greiner hat das Angebot gegenüber der APA bestätigt. Mit dem größten Recticel-Aktionär Cie du Bois Sauvage, der 27 Prozent hält, gibt es demnach eine Vereinbarung, das Aktienpaket für 13,50 Euro je Aktie zu erwerben. Den übrigen Aktionären bietet Greiner 13,76 Euro. Das sei 17,3 Prozent über dem Durchschnittskurs der letzten sechs Monate.
Das Übernahmeangebot bezieht sich auch auf alle von Recticel ausgegebenen Bezugsrechte und bewertet Recticel mit einem Unternehmenswert von insgesamt 1,04 Mrd. Euro. Finanziert wird es von der französischen Großbank BNP Paribas. Die Übernahme kommt zustande, wenn die Oberösterreicher auf über 50 Prozent der Aktien kommen. Für das Aktienpaket der Compagnie du Bois Sauvage legt Greiner rund 203 Mio. Euro auf den Tisch. Der Deal soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein.
Oberösterreicher streben die Mehrheit an
Greiner beabsichtige eine Mehrheitsbeteiligung an Recticel zu erwerben, um sowohl Recticels als auch Greiners Angebot an Weichschaumstoffen für Kunden zu stärken und Schaumstoffinnovationen durch starke und skalierbare F&E-Fähigkeiten voranzutreiben, teilte das Unternehmen mit Sitz in Kremsmünster mit. Recticel soll weiter an der Börse in Brüssel notieren.
Die Recticel-Aktien waren am Freitag vom Handel ausgesetzt, ebenso die von Cie du Bois Sauvage. Zuvor waren die Recticel-Aktien von rund 13 Euro auf über 15 Euro in die Höhe geschossen. Zuerst berichtete Bloomberg unter Berufung auf einen Insider von den Übernahmeplänen.
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Kooperation währt bereits Jahrzehnte
Greiner und Recticel arbeiten bereits seit Jahrzehnten zusammen. Sie gründeten 1992 ein Joint Venture namens Eurofoam, das Schaumstoffe aus Polyurethan herstellt. Greiner übernahm vergangenes Jahr den Recticel-Anteil in dem gemeinsamen Unternehmen.
Die Schaumstoffe von Recticel werden für eine breite Produktpalette von Matratzen bis hin zu Autoteilen verwendet. Das Unternehmen war auch in der Vergangenheit schon ein Übernahmeziel. (apa/red)
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