Autoindustrie : Grazer Zentrum "Virtual Vehicle": Forschen am autonomen Fahren

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Die Automobilindustrie steckt in einem radikalen Wandel: Alternative Antriebe, autonomes Fahren, Anforderungen wie Crash- und Datensicherheit und Konkurrenzdruck machen die Verlagerung von Entwicklung, Testung und Validierung von Systemen in eine virtuelle Welt notwendig. Wie die europäische Automobilindustrie wettbewerbsfähig bleibt, wird am "Grazer Symposium Virtuelles Fahrzeug" diskutiert.

Technologieinnovationen, neue Marktanforderungen, gesetzliche Bestimmungen und nicht zuletzt neue Verkehrskonzepte sind wesentliche Innovationstreiber im Bereich der Mobilitätsindustrie. "Es gibt eine enorme Zahl an Wünschen, was sich alles tun muss, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Automobilindustrie zu sichern. Wie nie zuvor stürmen zahlreiche und zugleich divergierende Anforderungen auf die Fahrzeugindustrie ein", schilderte Jost Bernasch, Geschäftsführer des Grazer "Virtual Vehicle Research Center", bei der Eröffnung der Tagung in Graz. Die größte Herausforderung dabei sei die Komplexität. Abwarten ist bei der Konkurrenz aus Asien und den USA keine gute Idee, hieß es.

"Radikale Änderung etablierter Entwicklungskonzepte"

Gefordert seien eine radikale Änderung der etablierten Entwicklungskonzepte, Organisationsstrukturen, implementierten bisherigen Methoden und Werkzeugen, erläuterte Bernasch. Aus seiner Sicht sei der Weg zum Erfolg eine "konsequente Modularisierung der Systeme" in Bezug auf Software und Hardware, flexible Teams und entsprechende Entwicklungsinfrastrukturen.

Wie hochkomplexe Entwicklungsprozesse und Tests mit Millionen von Testkilometern automatisiert werden können und wie weiterhin kostengünstig, sicher und effizient entwickelt werden kann, ist daher Thema "Grazer Symposium Virtuelles Fahrzeug". Hersteller und Entwickler haben in Graz auch erste Schritte und Erfolge entsprechender agiler und kollaborativer Entwicklungsansätze vorgestellt.

Laut Bernasch sei u.a. die Test-Automatisierung ein Schlüsselfaktor für die Effizienz und Schnelligkeit von Entwicklungsprozessen. Das Grazer Kompetenzzentrum hat daher u.a. Lösungen wie seine "Safety Toolchain" für die automatisierte Fahrfunktionsbewertung im Bereich der Fahrzeugsicherheit präsentiert - eine virtuelle Testumgebung, die die Wirksamkeit von aktiven, passiven und integrierten Sicherheitsschutzsystemen bewerten kann. Sie umfasst die Simulation einer beliebigen Anzahl von Unfallszenarien vom gewöhnlichen Fahrbetrieb bis zum Unfall ohne Benutzerinteraktion. Das Expertentreffen findet in der Seifenfabrik Graz noch bis Mittwochabend statt.

Das Virtual Vehicle Research Center in Graz konzentriert sich auf die Virtualisierung der Fahrzeugentwicklung. Es ist aktuell in 38 EU-Projekte maßgeblich involviert. Fünf weitere starten in den nächsten Monaten, hieß es vonseiten des Forschungszentrums. Mit Ende 2018 waren 250 Mitarbeiter und somit acht Prozent mehr als 2017 beschäftigt, die Betriebsleistung lag bei 21,8 Mio. Euro. (apa/red)