Autoindustrie : GM klagt Fiatchrysler wegen angeblicher Bestechung

General Motors (GM) verklagt Fiatchrysler (FCA) wegen angeblicher Bestechung von Gewerkschaften. Der US-italienische Rivale habe sich von 2009 bis 2015 bei den Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) einen unfairen Vorteil verschafft, warf GM-Chefjurist Craig Glidden FCA vor.

So habe der Konzern durch ein "System illegaler Machenschaften" niedrigere Löhne zahlen und mehr Zeitarbeitskräfte einsetzen können als GM. Treibende Kraft sei Ex-FCA-Chef Sergio Marchionne gewesen. Der Fall habe mit dem geplanten Zusammenschluss von FCA mit der französischen PSA nichts zu tun. FCA erklärte dagegen, es dränge sich der Verdacht auf, die Klage solle die Fusion mit dem Peugeot-Hersteller torpedieren.

Klage wirft Fiatchrysler Gewerkschafter-Bestechung vor

Der 2018 verstorbene Marchionne habe die betrügerischen Machenschaften maßgeblich ersonnen und war auch entscheidend an deren Umsetzung beteiligt, so Glidden. In der Klage wird FCA vorgeworfen, dass das Unternehmen auch dafür gesorgt habe, dass GM Zusagen und Unterstützung von Gewerkschaften versagt blieb. Es werde ein substanzieller Schadenersatz gefordert. Eine konkrete Summe wurde von GM nicht genannt. Der US-Marktführer erklärte aber, das Vorgehen des Konkurrenten habe GM Milliarden gekostet.

Fiatchrysler: Klage bremst uns nicht bei Gesprächen mit PSA

"Wir sind von der Klage überrascht, sowohl vom Inhalt als auch vom Zeitpunkt", erklärte FCA. Nicht nur die Fusion mit PSA solle behindert werden, sondern auch die derzeit laufenden Verhandlungen mit der Gewerkschaft. Die UAW zeigte sich zuversichtlich, dass das Vorgehen von FCA- oder Gewerkschaftsvertretern keine Auswirkungen auf die Tarifverträge gehabt habe. PSA lehnte eine Stellungnahme ab. FCA und PSA wollen sich zum viertgrößten Autohersteller der Welt zusammenschließen.

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Verhandlungen zur Fusion gehen weiter

Der italienisch-amerikanische Autobauer will ungeachtet der Klage seine Fusionsverhandlungen mit Peugeot fortsetzen. "Die Gespräche verlaufen reibungslos", sagte ein Fiatchrysler-Sprecher. GM hatte zuvor mitgeteilt, den italienischen Konkurrenten wegen angeblicher Bestechung der Gewerkschaften zu verklagen.

In einem Brief an die Mitarbeiter erklärte Fiatchrysler-Chef Mike Manley, er sei erstaunt über die Klage, sowohl inhaltlich als auch zeitlich. "Wir können nur davon ausgehen, dass beabsichtigt wird, unseren geplanten Zusammenschluss mit PSA zu stören." FCA werden sich energisch gegen diese unbegründete Klage wehren. Der Autobauer werde sich aber nicht ausbremsen lassen. FCA und PSA wollen sich zum viertgrößten Autohersteller der Welt zusammenschließen. (reuters/apa/red)

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