Chemische Industrie : Geopolitische Konflikte drücken auf die Margen von Borealis

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© Borealis

Auch am Chemiekonzern Borealis, an dem die OMV 36 Prozent hält, gehen bei den Ergebnissen des ersten Quartals die geopolitischen Einflüsse nicht spurlos vorüber. Diese Unsicherheiten und Ungewissheiten, von denen man täglich in den Zeitungen lesen könne, würden sich auch auf die Märkte auswirken, so Konzernchef Alfred Stern gegenüber der Austria Presse Agentur. Anfang 2019 sanken die Polyolefin-Margen, bei Düngemitteln gab es aber ein besseres Marktumfeld.

Ausblick auf 2019:

Borealis rechnet nach einer "phantastischen Phase" für heuer mit Gegenwind >>

Rückgänge bei Polyolefin, Zuwächse bei Düngemitteln

Der Polyolefin-Bereich als zyklische Industrie habe 2016/17 seinen Höhepunkt verzeichnet, seither seien die Margen zurückgegangen, erinnerte der Borealis-Chef. Heuer im ersten Quartal habe es ein "akzeptables Umfeld" gegeben, aber mit reduzierten Margen - sowohl bei Olefinen als auch Polyolefinen. Die Nachfrage sei ebenfalls akzeptabel gewesen, "wir konnten gut verkaufen". In Asien seien die Preise freilich rückläufig gewesen. Das Düngemittelgeschäft habe dagegen bessere Beiträge als ein Jahr davor geliefert.

Fürs laufende zweite Quartal erwartet man "ein stärkeres Ergebnis", gestützt vom Polyolefingeschäft. Auch von Borouge, dem Kunststoff-Joint-Venture mit der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc), rechnet man sich - nach der erfolgreichen Fertigstellung der Anlagenüberholungen dort - gute Ergebnisse aus, so das Unternehmen.

Planmäßiger Stillstand von Borouge-3

Im ersten Quartal gab es bei Borouge-3 in Ruwais die erste Gesamtabstellung seit dem Start dieses Anlagenteils vor einigen Jahren. Das habe man aber auch gleich für bestimmte Änderungen im Zusammenhang mit dem Bau der fünften Polypropylen-Anlage (PP5) im Borealis-3-Komplex genutzt, sagte Stern. Einen direkten Zusammenhang mit dem Bau der PP5 habe der Turnaround aber nicht gehabt.

Wegen des planmäßigen Stillstand (Turnaround) von Borouge-3 und wegen geringerer Polyolefin-Verkaufspreise in Asien lieferte das Joint-Venture Borouge von Jänner bis März insgesamt geringere Beiträge. Dies und niedrigere Polyolefin-Margen in Europa führten zu einem zu einem Rückgang des Borealis-Nettogewinns, der sich im Jahresabstand um ein Sechstel auf 200 Mio. Euro verringerte.

Die Quartalszahlen

Der Umsatz von Borealis wuchs im ersten Quartal im Jahresabstand um 4,5 Prozent auf 2,143 Mrd. Euro. Insgesamt, samt At-equity-Beteiligungen betrug das Umsatzplus 6,5 Prozent auf 2,543 Mrd. Euro. Die Nettoverschuldung stieg um 429 Mio. Euro, womit die Verschuldungsquote (Gearing) im Jahresabstand von 23 auf 28 Prozent zulegte (Ende 2018: 20 Prozent). Grund für die höhere Nettoverschuldung war die Ausschüttung einer Schlussdividende von 400 Mio. Euro; die ersten 300 Mio. Euro wurden schon im September als Zwischendividende gezahlt. Zweiter wesentlicher Faktor war der neue Leasing-Bilanzierungsstandard IFRS 16, der mit 210 Mio. Euro auf die ausgewiesene Verschuldung auswirkte.

Großer Ausbau in Belgien möglich

Noch heuer will Borealis eine endgültige Investitionsentscheidung für einen Ausbau der Polypropylen-Anlage in Beringen (Belgien) treffen, dabei geht es nach früheren Angaben um eine Ausweitung um zumindest 250.000 Jahrestonnen. Aktuell befinde man sich zu dem angedachten Vorhaben noch immer in der FEED-Phase ("Front End Engineering & Design").

Einen Schritt weiter ist man schon für eine neue große Propan-Dehydrierungsanlage (PDH) in Kallo (Belgien): Anfang März erhielt der Petrochemie-Dienstleister Tecnimont den Auftrag, für Borealis die Anlage zu errichten. Sie soll Mitte 2022 in Betrieb gehen und eine jährliche Produktionskapazität von 750.000 t haben. Die PDH-Anlage ist ein wesentlicher Prozessschritt bei der Herstellung von Propylen aus Propan.

Dazu:

Große PDH-Anlage von Borealis in Belgien soll 2022 in Betrieb gehen >>

Schwierigkeiten in China

"Bitte warten" heißt es dagegen noch für eine Machbarkeitsstudie, die die Möglichkeit einer eigenen Produktion in Südchina ausloten soll. Die Feasibility-Study, deren Fertigstellungstermin von 2018 auf 2019 verschoben wurde, werde heuer nicht mehr vorliegen, sagte der Borealis-CEO. Es gebe Verzögerungen, es hätten sich einige Schwierigkeiten gezeigt.

Nach früheren Angaben war zur Belieferung lokaler Kunden eine Anlage für Hochspannungskabel-Produkte in Daya Bay (Sonderwirtschaftszone Shenzhen) angedacht. Sollte ein solches Vorhaben zustande kommen, würde es gemeinsam mit Adnoc realisiert, so Stern; denn die Partner haben vereinbart, sich in Asien Wirtschaftspotenziale gemeinsam anzusehen. (apa/red)