Überblick zum Thema : Gasstation Baumgarten nach schwerer Explosion kontrolliert heruntergefahren

Bei einer Explosion in der Gasstation von Gas Connect in Baumgarten in Niederösterreich ist am Dienstag eine Person ums Leben gekommen. 21 Menschen wurden verletzt, einer davon schwer. Ursache für den Unfall dürfte ein technisches Gebrechen gewesen sein.

Die Anlage wurde im "kontrollierten Zustand" heruntergefahren. Was die Ursache des Unglücks war und wie lange die Wiederherstellung des Normalzustandes nach der Explosion und dem Großbrand dauern wird, lässt sich derzeit nicht sagen, so Gasmarktexperte Bernhard Painz von der E-Control. Auf dem Gelände sei es noch sehr heiß.

Gasfluss in viele Länder im Süden und Südosten Europas deutlich gestört

Die Explosion bringt den russischen Gasexport in den Süden und Südosten Europas empfindlich durcheinander. Von Österreich aus sei der Weitertransport nach Süden und Südosten bis auf weiteres unterbrochen, hieß es in einer Mitteilung der Gas Connect Austria. Die Routen nach Italien, Slowenien, Kroatien und Ungarn funktionieren zum Teil recht eingeschränkt. Die Verbindung zwischen Österreich und der Slowakei ist vorerst unterbrochen worden.

Die Gazprom-Tochter Gazprom Export teilte in Moskau mit, man arbeite daran, Umgehungsrouten zu finden, um Lieferengpässe zu vermeiden. In ganz Europa sind die Gaspreise sprunghaft gestiegen. Mehr dazu hier: Gastransit aus Russland nach der Explosion empfindlich gestört >>

Explosion war weithin sichtbar

Die gewaltige Explosion war Medienberichten zufolge bis nach Wien und auch von slowakischer Seite sichtbar. Die Explosion hatte sich laut dem Sprecher im westlichen Bereich der Anlage ereignet. Die Ausdehnung der Explosion auf dem 17 Hektar großen Areal beschrieb Gas Connect-Geschäftsführer Stefan Wagenhofer mit etwa 100 mal 100 Metern.

Es handle sich um einen Bereich, wo es zuletzt eine Bautätigkeit gegeben habe - jedoch nicht am Dienstag, so der Geschäftsführer. Erst gegen 15.30 Uhr meldete die Feuerwehr "Brand aus". Nachlöscharbeiten dauern demnach weiter an. Zudem sollte eine Brandwache die gesamte Nacht auf Mittwoch aufrecht bleiben. Wann die Gasstation den Betrieb wieder aufnehmen kann, wurde am Nachmittag von Experten beraten.

Eckdaten zu Baumgarten: Eine riesige Verteilstation

Die Gasstation ist die größte Import- und Übernahmestation für Erdgas in Österreich. Erdgas aus Russland, Norwegen und anderen Ländern wird dort übernommen, gemessen, geprüft und für den Weitertransport verdichtet. Zudem wird vor allem der Osten Österreichs versorgt.

Obwohl die Station heruntergefahren wurde, droht vorerst aber kein Engpass an Erdgas. Gas Connect Austria sagte zu, dass die nationale Erdgasversorgung auf "absehbare Zeit abgedeckt werden kann".

Gasfluss nach Süden eingeschränkt

Der Transit durch Österreich Richtung Süden und Südosten sei allerdings bis auf Weiteres beeinträchtigt. Die Unternehmen der EAA Gruppe - Energie Burgenland, EVN und Wien Energie - haben nach eigenen Angaben vorsorglich "große Mengen Erdgas für ihre Kunden in leistungsfähigen Speichern gelagert".

"Über die sogenannte Westschiene, eine leistungsstarke Transportleitung von den Gasspeichern in Oberösterreich in den Osten, kann Erdgas zu den Kunden in Ostösterreich transportiert werden", so die Energieallianz Austria.

Verletzte in umliegende Krankenhäuser transportiert

Bei den Opfern handle es sich mehrheitlich um Gas Connect-Mitarbeiter, sagte Unternehmenssprecher Andreas Rinofner. Der Verstorbene war allerdings Mitarbeiter einer Fremdfirma.

Das mit Verbrennungen schwerverletzte Opfer wurde nach ÖAMTC-Angaben von "Christophorus 9" ins AKH Wien geflogen. Weitere Verletzte wurden ins Wiener SMZ Ost und UKH Meidling sowie ins Landesklinikum Hainburg transportiert. Etwa 50 Personen wurden in der Folge von Kriseninterventionsteams (KIT) betreut.

Großaufgebot an Rettungskräften

Die Explosion hatte ein Großaufgebot an Einsatzkräften gefordert. So wurden etwa 22 Feuerwehren mit 240 Mann alarmiert, wie Landeskommandant Dietmar Fahrafellner mitteilte. Das Rote Kreuz stellte 40 Mitarbeiter. Hinzu kamen noch vier Notärzte und drei Mediziner aus der unmittelbaren Region sowie zwei Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams (KIT).

Seitens der Rettungskräfte waren zudem "Christophorus 3" und "Christophorus 9", zwei Notarzteinsatzfahrzeuge und zwölf Rettungswägen aufgeboten. Die Polizei entsandte 14 Streifen und 41 Mann der Einsatzreserve. Zudem wurde die Feuerwehr vom Hubschrauber "Libelle" aus mit Live-Bildern bei der Findung des Brandherdes unterstützt.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat auf Facebook seine Anteilnahme ausgedrückt: "Meine Gedanken sind bei der Familie, den Freunden und Arbeitskollegen des Mannes, der heute im Marchfeld ums Leben gekommen ist. Meine aufrichtige Anteilnahme sowie viel Kraft für die schweren Stunden der Trauer".

(apa/red)