Schiffbau : Fusion der Werften in Italien und Frankreich dauert länger

Die vor zwei Jahren vereinbarte italienisch-französische Werften-Fusion zieht sich noch über den Jahreswechsel hin. Das französische Finanzministerium hat dem größten europäischen Schiffbauer Fincantieri einen weiteren Monat Aufschub gewährt, um die geplante Übernahme der Mehrheit am Konkurrenten Chantiers de l'Atlantique unter Dach und Fach zu bringen, wie es in einer Mitteilung des Ministeriums heißt. Die Frist wäre eigentlich zum Jahresende abgelaufen.

Doch wartet Fincantieri einerseits noch auf die Genehmigung der EU-Wettbewerbsbehörden, die der Fusion skeptisch gegenüberstehen. Sie befürchten steigende Preise für Kreuzfahrtschiffe. Andererseits kämpfen die Italiener - wie alle Werften - mit den Folgen der Corona-Krise, die ihre wichtigsten Kunden aus der Kreuzfahrtbranche heftigst getroffen hat.

Italiens Industrieminister Stefano Patuanelli kündigte an, er werde wegen der Fristverlängerung spätestens am Donnerstag einen Brief an Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager und Industriekommissar Thierry Breton schreiben. Fincantieri und Chantiers werden vom jeweiligen Staat beherrscht: Frankreich will 50 Prozent an der französischen Chantiers de l'Atlantique für 60 Mio. Euro an Fincantieri verkaufen, die wiederum zu 71 Prozent der italienischen Staatsbank CDP gehört. Ein Prozent an Chantiers sollen die Italiener geliehen bekommen, um de facto über eine Mehrheit zu verfügen.

Der europäische Schiffbau-Markt ist nicht erst seit der Corona-Krise in Bewegung. Im Mai hatten die deutschen Werften Lürssen aus Bremen und German Naval Yards Kiel vereinbart, im Marine-Schiffbau dauerhaft zusammenarbeiten. Auch die Werften-Tochter von Thyssenkrupp könnte zu dieser Allianz hinzustoßen, hatte aber auch mit Fincantieri über ein Bündnis auf europäischer Ebene gesprochen. (reuters/apa/red)