Raumfahrttechnik : Frankreichs Raumfahrtindustrie will für die ESA französische Chefs

Die französische Raumfahrtindustrie hat die Regierung in Paris aufgefordert, die Führung in der Europäischen Weltraumbehörde ESA wiederzuerlangen. In einer Reihe von Briefen an die Regierung kritisierte der Verband der französischen Luft- und Raumfahrtindustrie (Gifas) die Ergebnisse der ESA-Ministerkonferenz in Sevilla Ende November, bei dem ein Rekordbudget für die Behörde beschlossen worden war. Zur Überraschung der Teilnehmer löste dort Deutschland Frankreich als größten Beitragszahler ab.

Deutschland habe sich in Schlüsselbranchen der französischen Industrie positioniert, während die französische Regierung vergleichsweise niedrige Beträge an die ESA zahle, kritisierte Gifas in einem der AFP vorliegenden Schreiben. Zuerst hatte die Zeitung "La Tribune" über den Appell berichtet.

Deutschland zahlt und zahlt

Deutschland beteiligt sich in den kommenden drei Jahren mit 3,3 Milliarden Euro am ESA-Budget. Auf Platz zwei der Beitragszahler landet Frankreich mit 2,7 Milliarden Euro. Industrieaufträge der ESA an die Mitgliedstaaten hängen von der Höhe von deren Beitragszahlungen ab.

Gifas kritisierte vor allem den relativ niedrigen französischen Beitrag zum Satellitenkommunikationsprogramm Artes von 230 Millionen Euro gegenüber dem deutschen Beitrag von 326,5 Millionen Euro. Darüber hinaus trage Deutschland 13 Millionen für ein 5G-Forschungsprogramm bei, während Frankreich sich entschieden habe, nicht an dem Programm teilzunehmen.

Auch bei der Erdbeobachtung - einem Bereich, in dem "Frankreich weltweit führend" sei - liege Deutschland mit 721 Millionen Euro deutlich vor Frankreich, das 408 Millionen Euro investiert.

Weder Gifas noch das Forschungsministerium, dessen Chef Frédérique Vidal den stellvertretenden Vorsitz der Ministerkonferenz in Sevilla innehatte, wollten die Berichte auf Anfrage von AFP kommentieren. (afp/apa/red)