Autoindustrie : Ford will weniger Personenwagen - und keine Modellflut mehr

Ford will mit einer neuen Modellpolitik wieder in die Offensive kommen. Die Zahl klassischer Pkw-Modelle, mit denen der zweitgrößte US-Autobauer groß geworden ist, soll verringert werden, wie der Konzern anlässlich der Detroiter Automesse ankündigte. Stattdessen will Ford mehr Pick-ups und Geländewagen auf den Markt bringen, bei denen höhere Gewinne winken.

Ford hat schon einige heiße Eisen im Feuer

Das Management um Ford-Chef James Hackett reagiert damit auf Veränderungen in der Vorliebe der Kundschaft: Immer mehr Amerikaner lassen Autos mit Kofferraum bei den Autohändlern links liegen und stellen sich lieber einen Wagen mit offener Ladefläche in ihre Garagen.

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Mit dem in den USA meistverkauften Pritschenwagen F 150 hat Ford zwar schon ein heißes Eisen im Feuer. Die Rivalen General Motors und Fiat Chrysler setzen den Konzern aus Dearborn nahe der Autostadt Detroit mit ihren neuen Modellen aber immer stärker unter Druck.

"Wir sind mit unserer Leistung nicht zufrieden"

Dem Management sitzen zudem die Investoren im Nacken, denen die Sanierung nicht schnell genug voranschreitet. 2017 hat Ford nach vorläufigen Zahlen einen bereinigte Gewinn je Aktie von 1,78 Dollar (1,46 Euro) erzielt - weniger als die von Analysten erwarteten 1,83 Dollar. Im laufenden Jahr rechnet Finanzvorstand Bob Shanks mit einen Rückgang und stellt eine Gewinnspanne zwischen 1,45 und 1,70 Dollar je Aktie in Aussicht.

"Wir sind mit unserer Leistung nicht zufrieden", räumte Shanks bei einer Investorenkonferenz in Detroit ein. Als Grund für den Gewinnrückgang führte er höhere Kosten für Stahl und Aluminium sowie ungünstigere Wechselkurse an. Zusammen schlage dies mit 1,6 Mrd. Dollar zu Buche.

Weg von der Flut neuer Modelle

Um die Kosten zu senken, will Ford die Zahl der Varianten von Fahrzeugen für den Massengeschmack zurückfahren und die Werbeausgaben um 200 Dollar im Jahr kappen. Das defizitäre Geschäft in Südamerika soll umstrukturiert werden. "Wir untersuchen jede Möglichkeit, die Sie sich vorstellen können", sagte Ford-Manager Jim Farley.

General Motors hatte zuvor für 2017 einen Gewinn am oberen Ende der Prognosespanne zwischen 6,00 und 6,50 Dollar je Aktie in Aussicht gestellt. Im Gegensatz zu Ford rechnet GM im laufenden Jahr mit einem stabilen Gewinn.

Der amerikanische Platzhirsch hat sich unter der Führung von Mary Barras aus weniger rentablen Geschäftsfeldern zurückgezogen. Die verlustreiche Europatochter Opel wurde an den französischen Konzern PSA Peugeot Citroen abgegeben.

Konzernchef Hackett seit einem guten halben Jahr im Amt

Ford hatte Hackett vor sieben Monaten an die Unternehmensspitze geholt. Der Sanierungsexperte hat jüngst ein Sparprogramm angekündigt, um die Kosten binnen fünf Jahren um 14 Milliarden Dollar zu senken. Zugleich verdoppelt Ford die Investitionen in die Elektromobilität. Bis zum Jahr 2022 sollen 16 E-Autos und 24 Hybrid-Fahrzeuge auf den Markt kommen. (reuters/apa/red)