Luftfahrt : Flugzeuge der Regierung Merkel: Vom Trauerspiel zur Lachnummer

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© Peter Martens

Nach einem erneuten Reifenproblem bei der Landung bleibt der deutsche Regierungsflieger "Konrad Adenauer" vorerst am Boden. Bei der Landung des Airbus A340 auf dem Flughafen Köln/Bonn war diese Woche wieder ein Reifen geplatzt. Die Maschine sei jetzt aus dem Verkehr gezogen worden, bis die Analyse des Vorfalls abgeschlossen sei, sagte ein Luftwaffensprecher.

Die Reifenteile mussten anschließend von der Startbahn beseitigt werden, was etwa fünf Minuten gedauert habe. Dem Sprecher zufolge hatte sich die "Konrad Adenauer" auf einem Funktionstestflug befunden. An Bord seien neben der Crew noch Techniker gewesen. Über den Vorfall hatte zunächst der Sender n-tv berichtet.

Zweiter Vorfall mit der "Konrad Adenauer" innerhalb weniger Tage

Die "Konrad Adenauer" hatte bereits am 1. April bei ihrem ersten Dienstflug nach einer viermonatigen Generalüberholung eine Reifenpanne gehabt. Nach neunstündigem Flug von Berlin nach New York mit Außenminister Heiko Maas an Bord verlor bei der Landung ein Reifen Luft, der Airbus konnte nicht selbstständig zur Parkposition kommen und musste dorthin geschleppt werden.

Außenminister Maas musste über eine Stunde in dem gestrandeten Flieger sitzen bleiben, bis er aussteigen durfte. Er verpasste deswegen den Auftakt einer informellen Sitzung des UNO-Sicherheitsrats.

Kanzlerin kann nicht abheben

Nicht der einzige Vorfall dieser Art. Vergangenen Herbst sorgte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel weltweit für Staunen, als sie wegen einer technischen Panne ihres Regierungsfliegers nicht zum Auftakt des jüngsten G20-Gipfels in Argentinien anreisen konnte.

Das Treffen Industrie- und Schwellenländer in Buenos Aires musste ohne Merkel beginnen. Schlimmer noch: Offenbar nur dank des Könnens der Piloten blieb es bei diesem technischen Defekt und kam nicht zu einem größeren Unfall der Regierungsmaschine mit der Regierungschefin an Bord, so der "Tagesspiegel". Auch sonst fand sich keine Maschine - Merkel musste per Linienflug mit der spanischen Fluggesellschaft Iberia nach Buenos Aires reisen.

Deutscher Minister: "Wir helfen uns jetzt selbst und fliegen mit afrikanischen Linien zurück"

Bereits vor diesem G20-Gipfel gab es gleich eine Reihe von Pannen - etwa bei diplomatischen Reisen von Regierungsmitgliedern in Afrika, Asien und Übersee.

Gleich im Jänner folgte dann der nächste Zwischenfall: Zwei Mal hintereinander war der deutsche Entwicklungsminister Gerd Müller betroffen. Rauch sei aus den Triebwerkern gekommen, hieß es. Entwicklungsminister Müller musste alle Termine bei seiner Reise durch das südliche Afrika umstellen. Wegen eines "sehr gravierenden Defekts" war der zeitige Rückflug nach Deutschland nicht möglich. Der Minister damals wörtlich: "Wir helfen uns jetzt selbst und fliegen mit afrikanischen Linien zurück."

Ende Februar erwischte es dann schon wieder Außenminister Heiko Maas. Der oberste Diplomat des deutschen Staates musste wegen einer neuerlichen Panne eines Regierungsfliegers in Mali in Westafrika warten, bis seine Maschine wieder so weit repariert war, dass sie den Weg zurück nach Berlin schaffen konnte, berichtet hier der "Münchner Merkur".

Im März beschließt Berlin, etwas zu unternehmen

Heuer im März schließlich beschloss die Regierung Merkel, etwas zu unternehmen. Die Entscheidung: Bei den Flügen der wichtigsten Repräsentanten des Staates, wie zum Beispiel der Kanzlerin selbst, des Bundespräsidenten oder des Außenministers, muss eine Ersatzmaschine mit Besatzung bereit stehen - falls es schon wieder zum Zwischenfall kommt. Alle anderen Regierungsmitglieder müssen sich immer häufiger selbst bei der Flughafenkontrolle anstellen - und dann mit einem einfachen Linienflug fliegen.

Oder sie bleiben gleich daheim - weil die Flugbereitschaft der deutschen Bundesregierung gerade nicht genug Maschinen hat. So musste Wirtschaftsminister Peter Altmaier, CDU, eine für Ende Februar geplante Reise nach Asien ganz absagen - weil gleichzeitig sowohl Merkel als auch Außenminister Maas abheben wollten.

Der Plan funktioniert nicht

Der jüngste Vorfall zeigt: Auch dieser Plan funktioniert nicht. Also änderte die Regierung von Angela Merkel diese Woche nochmals den Kurs: Nun werden tatsächlich neue Flugzeuge des Typs Airbus A350 bestellt. Die Maschinen sollen 971 Millionen Euro und ein Schutzsystem weitere 229 Millionen Euro kosten, berichtet die "Bild-Zeitung".

Regierung Merkel bestellt nun tatsächlich neue Flugzeuge

Angedacht ist der Kauf von drei Flugzeugen: Zwei sollen anstatt der alten Maschinen "Konrad Adenauer" und "Theodor Heuss" in Betrieb gehen. Die dritte ist als Ersatzmaschine gedacht - für alle Fälle. Man kann schließlich nie wissen, welche technischen Gebrechen die Flugbereitschaft der deutschen Bundesregierung in Zukunft ereilen.

(red mit dpa/apa)