Automobilindustrie : Fiat bleibt: Serbiens Regierung weist Spekulationen zu drohendem Abzug zurück

Serbiens Regierung hat zum ersten Mal auf die sich wiederholenden Medienspekulationen reagiert, dass sich Fiat Chrysler aus der serbischen Tochter demnächst zurückziehen dürfte. Es würde sich um Panikmache handeln, ihre Regierung sei im ständigen Kontakt mit Fiat Chrysler, erklärte Ministerpräsidentin Ana Brnabic laut Medienberichten im Parlament.

Ministerpräsidentin Brnabic kündigt neues Abkommen mit Fiat an

Fiat hatte im Jahr 2008 den serbischen Autobauer "Zastava" übernommen, der Autos nach einer alten Fiat-Lizenz produziert hatte. Der italienische Autohersteller hält einen 67-prozentigen Anteil an der serbischen Firma, 33 Prozent sind noch im staatlichen Besitz. Das mit der serbischen Regierung im Jahr 2008 abgeschlossene Abkommen läuft mit Jahresende ab.

Brnabic hat nun ein neues Abkommen mit Fiat Chrysler angekündigt, ohne zu präzisieren, ob darüber bereits verhandelt wird.

Fiat Chrysler will heuer 70.000 Autos in Serbien bauen

Die serbische Tochter von Fiat Chrysler will 2018 rund 70.000 Fahrzeuge vom Fiat-Modell "500 L" produzieren. Trotz rückläufiger Ausfuhren war die Tochter von Fiat Chrysler in den vergangenen Jahren führender Exporteur Serbiens. Alle unsere Meldungen zu diesem Standort im Überblick >>

Rückblick zu Zastava: In den 1990er Jahren arbeitete Porsche mit

Einst war der jugoslawische und später serbische Hersteller Zastava ein international exportierender Autobauer, der seit den 1950er Jahren Fahrzeuge in Lizenz von Fiat und später als eigene Entwicklung fertigte und einige Modelle nach Westeuropa und in die USA verkaufte.

Eines dieser Modelle war etwa der seit 1981 verkaufte "Zastava Yugo 45". In den 1990er Jahren beteiligten sich der deutsche Sportwagenbauer Porsche und der Zulieferer Bosch an der Weiterentwicklung des Motors. Italiens legendärer Autodesigner Giorgetto Giugiaro, der die Originalformen des ersten Volkswagen Golf entworfen hat, beteiligte sich an Überarbeitungen. Doch zur Serienfertigung des neuen Zastava Yugo sollte es so bald nicht mehr kommen.

Nach dem Ausbruch des Krieges in Jugoslawien kamen zuerst Produktionsverzögerungen, weil der "Yugo" ein echtes Produkt "made in Yugoslavia" war - mit der Herstellung von Komponenten im ganzen Land, vor allem aber bei Zulieferern in Kroatien und Slowenien. Dann kam das Handelsembargo gegen Serbien. Schließlich zerstörte ein Luftangriff die Autoproduktion fast vollständig, der eigentlich die Waffenproduktion im Werk von Zastava in Kragujevac direkt nebenan treffen sollte.

Als der Krieg zu Ende war, produzierte Zastava die Autos ab 2000 weiter - erreichte jedoch nur einen Bruchteil seiner früheren Produktionszahlen.

Fiat steigt 2008 ein

Im Jahr 2008 übernahm Fiat die Mehrheit am Autobauer. Der italienische Konzern hält seither einen Anteil von 67 Prozent. Die anderen 33 Prozent des Werkes sind weiterhin im staatlichen Besitz.

Die beiden Eigentümer hatten entsprechend ihrer Beteiligungshöhe insgesamt 1,3 Milliarden Euro in die Modernisierung des Betriebs investiert. Der mit der einstigen serbischen Regierung unterzeichnete Vertrag läuft noch bis 2018. Im Vorjahr lag der Wert des Standortes in Zastava bei über 930 Millionen Euro.

(pm/apa)