Atomkraft : EU-Kommissar Timmermans: Größtes Problem der Atomenergie ist der Preis

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Der für den "Green Deal" zuständige Vizepräsident der EU-Kommission, Frans Timmermans, hat sich skeptisch zur Atomenergie geäußert. Kernenergie sei "natürlich nicht nachhaltig" und "überaus teuer", sagte Timmermans in einem Interview mit dem niederländischen NRC Handelsblad vergangene Woche.

"Es ist eine Energieform, die nicht zu Emissionen führt"

"Angesichts der Preissenkung bei nachhaltigen Energiequellen wie Wind und Solar, finde ich das wirtschaftliche Argument für Kernenergie einfach nicht stark", sagte Timmermans in dem Interview. "Ich hoffe, dass die Verfechter von Kernenergie das weniger ideologisch und mehr sachlich betrachten, so wie ich das nun mache." Zugleich betonte der niederländische Sozialdemokrat aber, dass er "nichts Ideologisches gegen Kernenergie" habe. "Es ist eine Energieform, die nicht zu Emissionen führt, und Emissionen sind das große Problem."

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Zur Finanzierung des "Green Deal" sagte Timmermans, dass der "Just Transition Mechanism", mit dem die EU-Kommission den Übergang zu emissionsarmen Energieformen in Ländern und Sektoren durch Kompensationszahlungen unterstützen will, nicht ausreichen werde. Das Geld müsse auch aus anderen Quellen kommen. "Dieser Übergang kostet 260 bis 300 Milliarden Euro im Jahr. Wenn Sie glauben, dass das alles über europäische Fonds geregelt werden kann, können Sie das vergessen. Ein großer Teil wird von nationalen Regierungen und dem Markt kommen. Und viel wird durch Konsumentenverhalten zustande kommen."

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Timmermans, der sozialdemokratischer Spitzenkandidat bei der Europawahl 2019 war und von Frankreich und den Visegrad-Staaten als EU-Kommissionspräsident verhindert wurde, warnte davor, dass die Bewältigung des Klimawandels scheitern könnte, wenn Menschen aus der Mittelklasse das Gefühl hätten, alleine dafür bezahlen zu müssen und nicht zu profitieren. "Bei aller Wertschätzung, die ich für die Grünen habe: Wenn ich mir die Koalitionen ansehe, die sie nun in Österreich und in einigen Bundesländern in Deutschland anfangen: das ist zwar grün, aber es ist nicht sozial." Diesbezüglich müsse die Sozialdemokratie Beiträge liefern. (apa/red)

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