Logistik : Erstversuch: Zero-Emission-Gütertransport von Amsterdam nach Wien

© Think Port Vienna

Endlich war es dann soweit: Montag Nachmittag gegen 16.30 Uhr rollte der mächtige 40-Tonner ohne Motorengeräusche, aber unter eindrucksvollem Blinken und Leuchten, in die hohe Halle im HQ7. Eigentlich hätte der feierliche Einzug des elektrifizierten Kühl-Lkw im Freien und draußen am Hafen stattfinden sollen. Aber die Sturmböen hatten die Veranstalter gezwungen, die feierliche Präsentation ins Innere einer Halle im Industriegelände in Wien-Simmering zu verlegen.

Dabei war das windige Wetter nicht die einzige Hürde, mit der man zu kämpfen hatte. "Alles was schief gehen konnte, ist schief gegangen", erklärte Martin Posset von Thinkport Vienna: "Der Transport war deutlich schwieriger als wir uns eingangs gedacht hätten." Allerdings sei genau das Zweck der Übung gewesen: "Wir haben diese Fahrt unternommen, um herauszufinden, was wir noch herausfinden müssen."

Grüner Transport-Korridor

Logistik-Experte Posset ist Teil eines internationalen Teams, das sich derzeit im Rahmen des Internationalen Wirtschaftsprogramms "Erfolgsformeln verbinden - nachhaltige Mobilität und Energie" mit den Möglichkeiten des emissionsfreien Gütertransports befasst. Mittelfristiges Ziel: einen grünen Transport-Korridor zwischen den Niederlanden und Österreich zu errichten.

Neben Hafen Wien, WienCont Container Terminal GmbH und Thinkport Vienna sind Oldenburger Transport, Westerman Multimodal Logistics, THT New Cool, Tinie Manders Transport, Hytruck Consult, Emodz New Mobility als Partner an dem Projekt beteiligt. Bereits seit drei Jahren laufen die Arbeiten, erklärte Posset. Mit dem multimodalen und emissionsfreien Blumentransport habe man "erheben wollen, welche organisatorischen und technischen Schritte noch notwendig sind, um derartige Transporte in großem Umfang durchführen zu können", erläuterte Julia Williams, die das Projekt koordiniert.

Unterwegs mit E-Lkw und E-Güterzug

Geliefert wurden die Pflanzen vom Logistik-Unternehmen Oldenburger Transport, das jede Woche 25 Lkw-Komplettladungen Pflanzen von den Niederlanden nach Österreich bringt. Eine dieser Lieferungen wurde nun durch einen elektrischen Intermodaltransport ersetzt: Ein mit einem elektrisch angetriebenen Kühlaggregat betriebener Anhänger wurde von Venlo aus mittels E-Sattelschlepper zum Containerterminal ins knapp 90 Kilometer entfernte Herne transportiert. Von der deutschen Industriestadt ging es mit einem elektrisch getriebenen Güterzug bis zum Hafen Wien, wo der Kühlauflieger im Containerterminal der WienCont mittels Kran wieder auf eine elektrisch angetriebene Sattelzugmaschine umgeladen wurde.

Als schwächstes Glied in der Kette erwies sich dabei die Bahn. Der Transport auf Schiene begann mit einer Verspätung, die dann den gesamten Transport deutlich verzögerte, so dass die Blumen 22 Stunden später als geplant in Wien ankamen.

Emissionsfreier Transport soll alltäglich werden

Weitere Lektionen aus dem Pilotversuch: Von entscheidender Wichtigkeit seien Kommunikation der Beteiligten in der Transportkette, die Verfügbarkeit entsprechender Fahrzeuge sowie die Bereitstellung der nötigen Ladeinfrastruktur. Die Erkenntnisse aus dem Testlauf sollen nun in ein Follow-up-Programm fließen, das den emissionsfreien Transport in den nächsten fünf Jahren alltäglich macht. Williams: "Noch ist es rein wirtschaftlich, technologisch und ökologisch ein weiter Weg, um diese Art des Transportes als Standard zu etablieren." Immerhin wisse man nun, dass emissionsfreier, rein-elektrischer Transport technisch möglich sei: "Jetzt gilt es, daran zur arbeiten, dass umweltfreundlichen Transport zur Normalität wird."