Energiewirtschaft : Eon will wegen Innogy verkaufen - der Konkurrenz reicht das nicht

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© Innogy

Die Ökostromanbieter Naturstrom und Lichtblick haben die Zugeständnisse des Energiekonzerns Eon für eine Freigabe der Pläne zur Übernahme der RWE-Tochter Innogy als unzureichend kritisiert. "Die Zugeständnisse von Eon haben lediglich Symbolwert", sagte Naturstrom-Vorstand Tim Meyer.

Eon müsse sich von den vielen Beteiligungen an Stadtwerken und Regionalversorgern in Deutschland trennen. "Nur so ließe sich vermeiden, dass die neue Eon im Stromvertrieb und Verteilnetzbetrieb die durchweg drastisch kleineren Wettbewerber einfach erdrückt."

Lichtblick schlug in die gleiche Kerbe. "Wir halten die Vorschläge von Eon in Bezug auf Deutschland für notwendig und denken, dass diese in die richtige Richtung gehen", erklärte das Unternehmen zwar, fügte jedoch hinzu: "Allerdings sind wir auch der Ansicht, dass die jetzt angekündigten Zugeständnisse für Deutschland alleine nicht ausreichend wären." Die EU-Kommission werde im Laufe der Woche eine genaue Einschätzung erhalten.

Eon-Chef Johannes Teyssen hatte Details zu den Vorschlägen an die Brüsseler Wettbewerbshüter genannt. "Unsere Vorschläge sehen Veräußerungen im ungarischen Stromkunden-Geschäft von Eon und des Strom- und Gaskundengeschäftes von Innogy in der Tschechischen Republik vor." Innogy versorgt in Tschechien rund 1,6 Millionen Kunden. In Deutschland könnte Eon das Geschäft mit rund 260.000 Heizstromkunden abstoßen und die Rechte für den Betrieb von 32 deutschen Autobahn-Ladestationen für Elektrofahrzeuge.

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"Die Stromkunden in Deutschland haben nichts davon, wenn Eon Geschäfte in Ungarn abgibt. An der drohenden Marktbeherrschung von Eon in vielen regionalen Stromnetzgebieten ändert das nichts - ebenso wenig wie die Abgabe von Heizstromkunden", kritisierte Naturstrom-Vorstand Meyer. Bernstein-Analystin Deepa Venkateswaran erklärte, Eon habe wohl größere Widerstände mit überschaubaren Zugeständnissen vermieden. Diese seien in Deutschland geringer ausgefallen als von manchen Konkurrenten gefordert.

Eon und RWE wollen die RWE-Tochter Innogy bis Ende des Jahres zerschlagen. Eon übernimmt das Vertriebs- und Netzgeschäft von Innogy. RWE bekommt im Gegenzug die Ökostromgeschäfte der Tochter und der von Eon. RWE hat für seinen Teil des Deals bereits die Freigabe der EU erhalten. Für die Überprüfung der Eon-Pläne haben die Wettbewerbshüter in Brüssel als vorläufige Frist für die Überprüfung der Pläne den 20. September gesetzt. Eon will die Transaktion im zweiten Halbjahr abschließen.

Im RWE-Aufsichtsrat sitzt der frühere österreichische Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP). Innogy ist in Österreich maßgeblich an der Kärntner Kelag beteiligt. (reuters/apa/red)