IM-Expertenpool: E-Government : E-Government: Was Österreich von Estland lernen kann

Ziel ist, den öffentlichen Sektor einfacher, schneller und effizienter zu machen. Österreich hat sein erstes E-Government-Gesetz 2004 verabschiedet. Auch wenn sich die heimische Verwaltung rühmt, zu den ersten und besten zu zählen, in vielen Bereichen gibt es Luft nach oben. Die Bürger Estlands können etwa seit 2005 ihre Parlaments- und EU-Abgeordneten elektronisch wählen, auch den schulischen Fortschritt ihrer Kinder können die Esten online verfolgen.

Nutzerknappheit: Ein Nachteil für Österreich

Laut dem „Digital Economy and Society Index“ (DESI) 2016 liegt Österreich in punkto Digitalisierung lediglich auf Platz 20. Besonders schlecht schneidet die Alpenrepublik in der Kategorie Internetnutzung ab. Mit nur 39 von hundert Punkten landet Österreich hier auf Platz 25. Das wirkt sich natürlich auf die Häufigkeit der Nutzung von E-Government-Services aus. In Estland nutzen 80 Prozent der Bevölkerung digitale Amtswege, womit der baltische Staat auf Platz eins in der Kategorie „Digital Public Services“ liegt. In Österreich sind es nur 37 Prozent, damit landet die Alpenrepublik aber immerhin noch auf Platz 6.

Darüber hinaus nutzt Estland bereits das „Once-only“-Prinzip, das einmalig angegebene Informationen des Bürgers nutzt, um automatisch ausgefüllte Formulare für den Nutzer zu vereinfachen und trotzdem sicher zu halten. Diese Technologie wird in dem baltischen Staat besser umgesetzt als in allen anderen EU-Staaten. Österreich ist zwar mit der 2016 eingeführten Bürgerkarte auf einem guten Weg, denn diese dient als digitale Identifizierung, was viele herkömmliche Mühen erspart. Dennoch ist Österreichs Angebot an elektronischen Amtswegen noch weit entfernt vom estnischen Digital-Angebot.

Digitalisierung als Hebel für Verwaltungseffizienz

Um E-Government zum Vorteil aller zu nutzen, müssen Bürger wie Verwaltung das Potenzial erkennen. Wenn es für die Bürger am Front-end einfacher wird, bestimmte Amtswege online zu erledigen, dann wird die Akzeptanz und Nutzung rasch zunehmen – alleine schon wegen der Unabhängigkeit von Öffnungszeiten der Ämter. Wenn die Abwicklung gleichzeitig auch am Back-end digitalisiert und automatisiert wird, ist dies zudem ein Hebel für nachhaltige Einsparungen in der Verwaltung. Zahlreiche Firmen sind bereits mitten in Überlegungen und Projekten zur Digitalisierung ihrer Prozesse, um schneller, flexibler und kostengünstiger zu werden. Auch für die Verwaltung besteht hier ein riesiges Potenzial, das von einer neuen Regierung adressiert werden sollte. Estland macht es uns vor, wie es geht.

Stefan Bergsmann ist Geschäftsführer Wien bei Horváth & Partners Österreich.