Industriekonjunktur : Die Lage auf den Metallmärkten spitzt sich weiter zu

Anhand der Ergebnisse der Blitzbefragung des Fachverbands Metalltechnische Industrie (FMTI) ist zu erkennen, welchen Weg die Industrie in den vergangen 12 Monaten genommen hat. Vor einem Jahr waren mangelnde Aufträge, aber auch plötzlich Liquidität und Lieferketten große Themen. Jetzt sind es Herausforderungen, die eher auf eine Überhitzung der Märkte schließen lassen: Lieferzeiten, Vormaterialpreise, Materialverfügbarkeiten, Einkaufspreise und der Fachkräftemangel. Die Unternehmen sind aktuell wieder optimistischer was den Rest des Jahres betrifft.

Im INDUSTRIEMAGAZIN-Gespräch konnte Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie, ein Update zur aktuellen Lage der Metallmärkte und eine Prognose für das laufende Jahr abgeben.

Wie hat sich der österreichische Metallmarkt seit dem Coronajahr 2020 entwickelt?

Christian Knill Nach dem Produktionsrückgang von preisbereinigt 10,6% im Jahr 2020 erholt sich der FMTI im ersten Quartal 2021 und wächst um 6,2%, wobei vor allem der März sehr stark war. Auch das 2. Quartal lief gut, allerdings sind die Unternehmen mittelfristig etwas vorsichtiger optimistisch. Die Begründung dafür liegt primär in der Rohstoffverfügbarkeit und den Rohstoffpreisen.

Ist mit steigenden Produktionszahlen zu rechnen? Wenn ja, werden diese flächendeckend oder nur in bestimmten Sparten zu sehen sein?

Knill Im Durchschnitt sind die Produktionszahlen aller Branchen steigend, einige Branchen, wie die Flugzeugindustrie, kämpfen aber schon noch mit den Auswirkungen der Pandemie. In den verschiedenen Industriebereichen gab es in der Sparte Bergbau/Stahl mit über 20% den größten Rückgang 2020, gefolgt von der Fahrzeugindustrie, daher werden sich diese Branchen 2021 auch stärker erholen.

Die Metallpreise steigen derzeit an, wird eine weitere Steigerung erwartet?

Knill Wir erwarten auch im 3. Quartal 2021 noch eine leichte Steigerung, im 4. Quartal sollten sich die Preise stabilisieren. Mit einer Preisreduktion darf erst wieder im ersten Halbjahr des nächsten Jahres gerechnet werden.

Wo liegen derzeit die größten Herausforderungen?

Knill Fast 90% unserer Unternehmen sehen derzeit die Verfügbarkeit und Lieferzeiten bei Vormaterialien als größte Herausforderung, gefolgt von den steigenden Vormaterialpreisen (80%) und Frachtkosten. Ein weiteres großes Thema ist die Verfügbarkeit von Fachkräften, die von knapp 55% als Herausforderung gesehen wird. Kaum mehr relevant sind fehlende Aufträge und Liquidität, die zu Beginn der Pandemie noch als größte Herausforderung gesehen wurden.

Wie steht es derzeit um die Lieferketten?

Knill Die Aufrechterhaltung der Lieferketten wird als gar kein Thema mehr gesehen.

Mit welcher Prognose sehen Sie in die Zukunft des Metallmarktes?

Knill Die Erwartungen unserer Unternehmen liegen im Schnitt bei rund + 12% für das Gesamtjahr, wobei noch immer jedes 5. Unternehmen mit keinem Wachstum rechnet. Wir könnten also bis Ende dieses Jahres das Niveau von 2019 wieder erreichen, wenn alles stabil bleibt, sich die Herausforderungen wie oben beschrieben stabilisieren bzw. abschwächen. Man muss aber immer im Hinterkopf behalten, dass wir bereits seit dem 2. Halbjahr 2019 eine Rezession haben und somit auch 2019 kein besonders gutes Jahr war!

(red)

Dazu interessant:

>> Metalltechnische Industrie: Steigender Stahlpreis als Gefahr

>> Metalltechnische Industrie: Die Branche schaltet einen Gang höher