Nachbericht : Die Knackpunkte der Energiewende

Zum siebten Mal lud das Beratungsunternehmen TPA mit Unterstützung der Wirtschaftsrechtskanzlei Schönherr zum Branchenevent „Energy Tomorrow“. Dabei standen die neuesten Entwicklungen in Sachen Energieeffizienz und der Umsetzbarkeit neuer Energiemodelle im Vordergrund.

Motivatoren für die Wende

Das Erfolgsrezept für eine erfolgreiche Wende aus Sicht Ingo Stadlers, der an der TH Köln im Bereich Erneuerbare Energiesysteme forscht, sind etwa innovative Lösungen im Bereich Energiespeicherung – die es bereits am Markt gibt – und die Koppelung der Sektoren für Strom, Wärme, Gas und Mobilität. Werden Wärme- und Verkehrssektor mit der Stromversorgung gekoppelt, ergeben sich auch Lösungen für das Problem der schwankenden Stromerzeugung aus Sonnen- und Windenergie, ist Stadler überzeugt.

Dabei sind aus seiner Sicht – neben dem Kampf gegen die globale Erwärmung – die wichtigsten Motivatoren für eine rasche Energiewende einerseits mehr Energieautarkie und geringere Energieimportkosten: Österreich importiere derzeit nahezu das gesamte Erdöl und Erdgas, das es brauche, aus dem Ausland und den Strom in steigendem Ausmaß. Die Energiewende schaffe aber auch zahlreiche Arbeitsplätze: Schon jetzt gebe es im Bereich Erneuerbare Energiewirtschaft knapp 40.000 Arbeitsplätze in Österreich. Das Potenzial sei aber weitaus höher: weitere 80.000 Jobs und zusätzlich 31.000 für Verkehrsinfrastruktur sieht Stadler. „Im Wandel vom Ressourcen-basierten zum Technologie-basierten Energiesystem und in der Dezentralisierung des Energiesystems liegen wichtige Erfolgsfaktoren“, sagt Stadler.

Das Thema von Walter Kreisel, Chef der Division Systems von Kreisel Electric, sind effiziente Energiesysteme für Strom, Wärme und Kälte. „Fossile Energieträger sind definitiv das größte Problem unserer Zukunft, so Kreisel. Und er ist überzeugt: „2030 wird jedes Auto, das neu angemeldet wird, elektrisch angetrieben sein. Und hier brauchen wir nicht nur Elektroautos, sondern auch die notwendigen stationären Systemlösungen."

Die Zukunft der Ökostromförderung

„Das Ökostromfördersystem in Österreich hat in den letzten Jahren zu einem Ausbau der erneuerbaren Energien geführt. Das bestehende System der fixen Einspeisetarife ist aber nicht mehr zeitgemäß und widerspricht zum Teil den Leitlinien für Umwelt- und Energiebeihilfen der Europäischen Kommission. Das System muss daher angepasst werden", erklärte Schönherr-Partner Bernd Rajal im Rahmen seines Vortrags bei "Energy Tomorrow". Der Energierechts-Experte konstatiert, dass sich die künftige Ökostromförderung mehr am Markt und Wettbewerb orientieren wird. „Die Förderung wird zukünftig im Rahmen öffentlicher Ausschreibungen vergeben werden. Dabei gilt: Gefördert wird nur, der am wenigsten fordert.“ Rajal prognostizierte, dass das Ausschreibungssystem nicht nur Vorteile, sondern auch eine Vielzahl an Risiken mit sich bringt. "Es wird daher wichtig sein, Ausnahmeregelungen zu schaffen und das richtige Ausschreibungsdesign zu wählen", so Rajal.

Wie es um die Netzparität von Windenergieprojekten im CEE/SEE-Raum bestellt ist, erläuterte Wojciech Sztuba, Partner bei TPA Polen. Corporate PPA – also der direkte Stromverkauf – spielt im Alternativenergiemarkt eine wachsende Rolle in Europa, speziell in Ländern wie Großbritannien und Schweden. Die Windenergiekapazität in Europa stieg allein 2017 um 130 Prozent an. In seinem Heimmarkt Polen ortet der Steuer- und Energieexperte ebenfalls wachsendes Interesse und bessere Marktbedingungen für Corporate PPAs.

Knackpunkt Förderung und Finanzierung

In Zentral- und Südosteuropa scheitert die Energiewende bzw. das Erhöhen der Energieeffizienz häufig an der Finanzierung. Entscheidungsprozesse im öffentlichen Bereich seien schwerfällig und langsam, Investitionen in Energieeffizienz meist in umfassende Renovierungsprojekte eingebunden. Das weiß Johannes Becker, Partner bei TPA Rumänien, aus seiner Beratungstätigkeit. „Fördergelder können zwar einen Teil des gewaltigen Sanierungsbedarfs abdecken, reduzieren oft aber die Attraktivität privater Finanzierungsmodelle“, so der Experte. Über die breiten Anwendungsmöglichkeiten der Blockchain-Technologie wiederum informierte David Schnetzer, CTO von BitTex. Vom Finanzsektor über das Internet der Dinge bis hin zu Kryptowährungen und digitalen Vertragsabhandlungen reiche das Einsatzgebiet. Großes Potenzial sieht der Blockchain- Experte etwa für jene Hälfte der Erdbevölkerung, die keinen Zugang zu Bankdienstleistungen und Kreditinstituten hat. Seine Empfehlung an Anleger: „Es ist immer interessant, Kryptowährungen als fünfte Asset Class in seinem Portfolio zu führen.“