Forschung : Die Ideen-Schmieden: Aktuelle Forschungsprojekte an den FHs

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Wie reagiert Dünnglas als Baustoff? Wie findet man Energieverschwendung in Gebäuden? Wie schützt man Daten in Smart Grids und macht das Fliegen sicherer? Österreichs Fachhochschulen erforschen gemeinsam mit der Industrie die unterschiedlichsten Fachbereiche – INDUSTRIEMAGAZIN hat sich die spannendsten Projekte angesehen.

MCI Management Center Innsbruck: Flugbereit

Die Zusammenarbeit währt schon länger – seit rund einem Jahr auch in Form eines Kooperationsvertrags: Das MCI und Infineon Technologies betreiben in Innsbruck ein gemeinsames Forschungslabor, das „Emerging Applications Lab“. Hier sollen vor allem bereits bestehende Technologien für Anwendungen in globalen Märkten aufbereitet werden. Außerdem geht es darum, gemeinsame Studienangebote zu entwickeln und Infineon-Schwerpunkte in die Forschung und Lehre zu integrieren.

Als ein Ergebnis im Rahmen der Entwicklung von Referenzdesigns für Infineon liegt bereits der weltweit erste mit Infineon-Microcontrollern gesteuerte Multicopter vor: Betrieben von insgesamt 53 Infineon-Bauteilen, dient der Multicopter als Träger für hocheffiziente Motorsteuerungen sowie für Technologien zum autonomen Fliegen. Erste Prototypen wurden bereits erfolgreich Kunden und Experten in Asien und Amerika vorgeführt. Konkret ging es darum, ob der von Infineon produzierte Microcontroller der XMC-Serie – ein Chip mit integrierten Schnittstellen zum Messen und Ansteuern von Industrieanwendungen – auch für die Steuerung von Quadcoptern geeignet ist. Neben den Flugregelsystemen und der Antriebstechnik war hierbei auch modernste Sensortechnik zu integrieren. Infineon will künftig nicht selbst Multicopter bauen, sondern die Halbleiterkomponenten einzeln und als komplette Systemlösung verkaufen.

MCI-Projektleiter Ronald Stärz: „In nur wenigen Wochen konnten wir im Rahmen von gemeinsam betreuten Vorlesungs- und Studierendenprojekten sowie ergänzenden wissenschaftlichen Inputs die gesamte kinematische Modellierung eines solchen Fluggerätes, die Sensorik zur Lagestabilisierung sowie die zum Fliegen notwendige Regelungstechnik und Software realisieren.“

IMC FH Krems: Unterschiede

In der Medizin gibt es zahlreiche geschlechtsspezifische Unterschiede – ein Umstand, der bis vor wenigen Jahren vernachlässigt wurde. Besonders drastisch ist der Effekt beim Lungenkarzinom. „Auffallend ist, dass die Sterberate der an Lungenkrebs erkrankten Männer im letzten Jahrzehnt um knapp 20 Prozent gesunken ist. Gleichzeitig stieg jedoch die Rate der Frauen um fast 30 Prozent an“, erklärt die Biotechnologin Rita Seeböck. „Lungenkrebs ist die einzige Tumorentität, bei der dieser Unterschied auftritt. Unsere Forschung versucht nun, diagnostische Parameter festzumachen, die eine gendersensible Therapie ermöglichen.“

Die Forschung findet an der IMC FH Krems statt: Rita Seeböck, Projektleiterin am dortigen Department Life Sciences, erhielt den Zuschlag für ein FEMtech-Projekt, das auf geschlechtsspezifische Unterschiede fokussiert ist, die für die Entwicklung von Lungenkrebs relevant sind. Die Forschungsarbeit soll die Auswirkungen des Geschlechts auf das DNA-Methylierungsmuster des Tumors und auf die Wirksamkeit moderner epigenetischer Therapien erforschen und durch eine bessere Differenzierung eine personalisierte sowie gendersensible Therapie möglich machen.

Die FEMtech-Projekte sind eine Initiative des BMVIT, die Chancengleichheit, Bewusstseinsbildung und Sichtbarmachung von Frauen in Forschung und Technologie fördert. Forschungspartner der IMC FH Krems ist das Pathologielabor Dr. Obrist & Dr. Brunhuber in Zams, Tirol.

FH Burgenland: Non-invasiv

Meist bemerkt man es erst, wenn das System komplett versagt: Gebäudeanlagen laufen oft jahrelang und unbemerkt in suboptimalen Betriebszuständen und verursachen dadurch erhebliche Betriebskosten und Ressourcenverschwendung. Durch exaktes Monitoring der Energiestromverteilung können der Gebäudebetrieb optimiert und damit der Primärenergiebedarf gesenkt werden.

Genau darum geht es beim OptiMAS-Projekt, das die FH Burgenland gemeinsam mit der Donau-Universität Krems, Siemens und dem niederösterreichischen Gebäudeautomatisierer Reder Domotic betreibt: OptiMAS untersucht die Energiestromverteilung innerhalb von Gebäuden und Gebäudekomplexen durch modellbasierte Datenauswertung von Anlegesensorik an hydraulischen Leitungen und Wärmeabgabesystemen. Somit können bestehende Gebäude unabhängig von den darin verwendeten Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik-Systemen bzw. deren Automatisierungskomponenten überwacht, analysiert und letztlich optimiert werden.

Dafür werden non-invasive Sensoren an hydraulischen Leitungen sowie direkt an den Wärmeübertragungs-Systemen wie Heizkörpern oder Flächenheiz- und Kühlelementen eingesetzt. Die Auswertung der Sensordaten erfolgt durch einen modellbasierten Ansatz zur vollständigen Ableitung der Energiestromverteilung wodurch eine semi-automatisierte Lokalisierung von Optimierungspotenzialen ermöglicht wird. Mit dem OptiMAS-Ansatz kann das Optimierungspotenzial von Einzelgebäuden bis hin zu ganzen Arealen und Stadtteilen erfasst, lokalisiert und durch Anpassung von Systemparametern höchstmögliche Energie- und Ressourceneffizienz sichergestellt werden. OptiMAS kann modular zur Erhebung der Energieeffizienz, Optimierung des Gesamt-Energieverbrauchs bis zu einer Senkung der Lebenszykluskosten eingesetzt werden. Fördergeber des Projekts sind BMVIT und FFG.

FH Salzburg: Geschützte Daten

Intelligente Stromnetze – die Smart Grids – nutzen moderne Informations- und Kommunikationstechnologien, um Erzeugung, Verteilung, Speicherung und Verbrauch von Strom zu regeln. Für die Stromversorger geht es daher nicht nur um technisch-wirtschaftliche Fragen sondern auch darum, bei den Konsumenten Akzeptanz für die Technologie zu schaffen. Denn die Einwände sind vorprogrammiert, und sie kommen auch regelmäßig: Ist die Privatsphäre ausreichend geschützt? Werden die Daten zum persönlichen Stromverbrauch ausreichend anonymisiert und verschlüsselt? Ist der Schutz vor Hacks ausreichend? Können die Konsumenten ausreichend Kontrolle über ihre Anwendungen und die Messung ihrer Daten ausüben?

Fragen, derer sich das Josef Ressel Center for User-Centric Smart Grid Privacy, Security and Control an der FH Salzburg annimmt. Gemeinsam mit den Unternehmenspartnern Salzburg AG, Salzburg Wohnbau und Siemens werden technische Lösungen entwickelt, die Datenschutz und Anforderungen für Funktionalität in intelligenten Stromnetzen in Einklang bringen. Die Ergebnisse der Forschungsarbeit kommen in Pilotprojekten der Unternehmenspartner, insbesondere der Smart-Grid-Modellregion Salzburg, zur Anwendung und können so evaluiert und in der Folge weiterentwickelt werden.

Josef Ressel Zentren werden zu 50 Prozent vom BMWFJ sowie aus Mitteln der Nationalstiftung für Forschung und Technologieentwicklung gefördert. Die weiteren 50 Prozent werden von den Unternehmenspartnern der Forschungseinheiten aufgebracht.

FH Joanneum: Hauchdünn

In Monitoren oder Mobiltelefonen ist es längst Standard – aber im Bauwesen? Dünnglas – Glas unter zwei Millimeter Dicke – ist Forschungsgegenstand des im Jänner eröffneten Josef Ressel Zentrums für Dünnglastechnologie an der FH Joanneum. Dünnglas zeigt ein völlig neues Baustoffverhalten unter anderem mit extrem hoher Flexibilität gegenüber herkömmlichen Baumaterialien und eröffnet daher eine Vielzahl neuer Möglichkeiten für Anwendungen bei Konstruktionselementen im Bauwesen, wie etwa bei Stützen, Trägern oder speziellen Arten von Fassadensystemen.

Erforscht werden in Graz einerseits neue Konzepte zur Gestaltung von Gebäudehüllen und Innenbereichen: Oft können die Glasdicken reduziert werden, was Verringerung der Glasmengen und somit Ressourcenschonung bedeutet. Ein weiterer Schwerpunkt sind neue Prüfszenarien für die Bestimmung der Biegezugfestigkeit von Dünnglas. „Die etablierten Prüfverfahren für Glas im Gebäudebau können nicht einfach auf Dünnglas übertragen werden“, erklärt Jürgen Neugebauer, der Leiter des neuen Forschungszentrums. „An solchen Verfahren für Glas unter zwei Millimetern wird jetzt beispielsweise im Josef Ressel Zentrum geforscht.“ Forschungsthema ist auch der Einfluss der Lagerausbildung und des Klebers bei der Verbindung von Glasplatten.

Fördergeber und Partner des neuen Josef Ressel Zentrums sind das Bundeministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, die Christian Doppler Forschungsgesellschaft sowie die Unternehmen APG International, Lisec Austria und SFL technologies.

FH Sankt Pölten: Alles im Blick

Fluglotsen haben einen der anstrengendsten Jobs der Welt. Abgesehen von der extremen Verantwortung müssen sie permanent zweidimensionale Radar-Signale hinsichtlich Flughöhe und Zeit extrapolieren – eine enorme kognitive Belastung. Das VAST-Projekt an der FH St. Pölten („Virtual Airspace and Tower“) beschäftigt sich mit der Frage, wie mit Hilfe modernster Visual-Computing-Technologien und aktueller Visualisierungskonzepte aus unterschiedlichen Gebieten der Medientechnik der Flugverkehr im virtuellen Raum so abgebildet werden kann, dass sich die Situationsübersicht verbessert – und somit auch schnellere Entscheidungsfindung und bessere Konflikterkennung möglich werden.

Außerdem stellt VAST wichtige Technologien bereit, die den Technologiesprung der europäischen Luftfahrt auf „4D Trajektorien“ ermöglichen, wie sie im Masterplan von Single European Sky ATM Research (SESAR) geplant sind. VAST soll dadurch dem österreichischen Luftfahrtindustriestandort einen Wettbewerbsvorteil sichern, indem es für den zukünftigen, flächendeckenden Einsatz neuer Technologien vorbereitet. Forschungspartner im FFG-geförderten Projekt sind Fraunhofer Austria und Frequentis.

FH Campus 02: C-Teile im Griff

Die Versorgung mit C-Teilen ist eine spannende Stellschraube bei der Flexibilisierung der Produktion. So auch bei Magna Steyr, wo der Nachschubprozess bei Schüttgut wie Schrauben oder Muttern manuell durchgeführt wird. Im Zuge des firmeninternen „smartfactory“-Programms suchte Magna Steyr nach einer Lösung für ein fahrerloses Transportsystem, das ohne fixe Führungsbahnen am Hallenboden zuverlässig agieren kann.

Das Projekt zeigt mit einem vollständig umgesetzten Demonstrator, wie die Versorgung automatisiert werden kann. Dazu wurde ein fahrerloses Transportsystem (FTS) als Low-Cost-Version aus Standardelementen bei Magna Steyr selbst gebaut. Die Integration einer intelligenten Steuerung ermöglicht das autonome Anfahren von Zielen entsprechend den Vorgaben aus dem ERP-System. Dabei wird in Echtzeit auf die Umgebung reagiert, es werden Hindernisse umfahren und Personen geschützt. Die Navigation erfolgt über Störkonturen wie Hallensäulen, Podeste, Regale und ist so ausgelegt, dass keine Eingriffe in die bestehende Infrastruktur notwendig sind. Mit diesem „selbstfahrenden Warenkorb“ wurde ein drahtloses Nachbestellsystem gekoppelt. Nachbestellt wird entweder über eine Tastatur oder die RFID-Gebindeerkennung. Werden also leere Behälter in das Regalfach gestellt, wird die Nummer des Behälters ausgelesen und der Artikel automatisch nachbestellt.

Die ersten FTS sollen bereits im Frühjahr 2017 in der Produktion zum Einsatz kommen. Neben der Serienreife wird derzeit am Ausbau der Tragkraft gearbeitet, um auch größere Teile wie Sitze oder gesamte Cockpits automatisch transportieren zu können.

FH Oberösterreich: Mehr als Schweißen

Schweißen geschieht beidhändig – die verschiedenen Parameter einzustellen, unterbricht also meist den Vorgang. Das zu ändern, haben sich die FH Oberösterreich (Campus Hagenberg), Fronius und LIFETool auf die Fahnen geschrieben: Das Forschungsprojekt WIFI (Welding Interaction in Future Industry) begibt sich auf die Suche nach innovativen Interaktionsmethoden im Bereich des industriellen Schweißens. Experten unterschiedlicher Domänen wie Interaktionsdesign, Hard- und Softwareentwicklung oder assistierenden Technologien arbeiten interdisziplinär zusammen, um Methoden zu konzipieren, prototypisch zu entwickeln und zu evaluieren. Experimentiert wird mit etwa mit Sprach-, Mund- oder Gestensteuerung.

Dabei könnte auch ganz anderes entstehen: Wenn die Forschungen zum Ziel führen, sind die Ergebnisse auch für behinderte Menschen hochspannend – vor allem für von Lähmungen Betroffene. „Hier ist ein besonders wertvoller Domänentransfer möglich“, freut sich Mirjam Augstein, Forscherin und Lehrende am FH OÖ-Studiengang Kommunikation, Wissen, Medien. „Unsere Forschungsarbeit hilft nicht nur, einen industriellen Prozess zu verbessern, sondern auch Menschen mit Beeinträchtigung dabei, besser mit ihrer Umwelt zu kommunizieren. Vielleicht ergibt sich für sie dadurch später auch eine Öffnung neuer Berufsfelder.“ Das WIFI-Projekt wird von der FFG im Rahmen des BRIDGE1-Programms gefördert.

FH Campus Wien: Partnerschaft

Ein klassische, auf längere Sicht ausgelegte Kooperation sind Axalta und die FH Campus Wien eingegangen: Axalta vergibt ein Stipendium an eine Studentin oder einen Studenten im Bachelorstudiengang High Tech Manufacturing für die Dauer des sechssemestrigen Studiums. Weiters sichert das Unternehmen Praktikumsplätze, die Begleitung von wissenschaftlichen Abschlussarbeiten und einen erweiterten Support des Formula Student Teams zu.

Zusätzlich zum Stipendium bietet Axalta jedes Jahr zwei Studierenden im Bachelorstudium High Tech Manufacturing Berufspraktika. Jährlich können zwei weitere Studierende für die Betreuung ihrer wissenschaftlichen Abschlussarbeiten auf das Know-how des Unternehmens zurückgreifen. Axalta lädt zu speziellen Werksführungen in eine der beiden Niederlassungen in der Nähe von Wien. Ebenso wird das OS.Car Racing Team der FH Campus Wien weiterhin und noch umfassender auf die Unterstützung von Axalta zählen können. Bislang gab es bereits große Hilfestellung von Standox, der globalen Reparaturlackmarke von Axalta, etwa bei der Lackierung und dem Airbrushen der beiden Rennautos CR-113 und des aktuellen Fahrzeuges MAKO CR-115. Schulungen und ein jährlicher Besuch im Toro-Rosso-Werk in Faenza/Italien komplettieren das Servicepaket für das Formula Student Team.

FH Wiener Neustadt: Jedes Gramm zählt

Gewichtsreduktion zählt zu den entscheidenden Erfolgsfaktoren im Flugzeugbau. Alle Disziplinen des Leichtbaus, wie der Einsatz von Faserverbundwerkstoffen oder die Gestaltoptimierung von Baugruppen, tragen dazu bei. Gerade in der Gestaltoptimierung eröffnen die generativen Fertigungsverfahren (ALM) für metallische Produkte immer mehr Anwendungsbereiche.

Im Rahmen eines Weight reduction programs untersucht Diamond Aircraft zusammen mit der FH Wiener Neustadt, welche Gewichtsersparnis man durch das Ersetzen von Fräs- und Drehteilen durch ALM-Teile erwarten kann. Je höher der Integrationsgrad der betrachteten Baugruppe ist, desto höher ist das Potenzial für die Gewichtsersparnis. Kann man etwa zwei zusammengeflanschte Fräs- bzw. Drehteile, die auf Biegung belastet werden, durch ein einziges Hohlprofil mit Versteifungen im Inneren ersetzen, erspart man sich Material sowie Schraubenverbindungen und den Zusammenbau.

Anhand des Redesigns für ALM-Fertigung einer Fahrwerksbaugruppe sollen das Potenzial, aber auch die Einschränkungen dieser Herstellungsmethode für den Einsatz im Kleinflugzeugbau analysiert werden.

FH Vorarlberg: Ultrakurz

Hoch präzise Ultrakurzpulslaser werden vor allem in der Augenheilkunde eingesetzt. Gibt es noch weitere Möglichkeiten? Dem gehen derzeit Spectra-Physics Rankweil und die FH Vorarlberg nach, und zwar am gemeinsam gegründeten Josef Ressel Zentrum für Materialbearbeitung mit ultrakurz gepulsten Laserquellen.

Schwerpunkte der Forschung sind einerseits Materialien, die mit herkömmlichen Laserquellen schwer zu bearbeiten sind (etwa brüchige Materialien, bei denen die Schnittqualität extrem präzise sein muss), und andererseits Materialsysteme, die als sehr vielversprechend für zukünftige Mikrosysteme eingestuft werden. Der zweite Schwerpunkt ist die so genannte bionische Oberflächenfunktionalisierung von Materialien. Dabei geht es in erster Linie um die Herstellung von hydrophoben oder hydrophilen Eigenschaften auf Metallen, Halbleitern und Gläsern nach dem Vorbild der Natur – also etwa „anti-iceing“, „anti-fogging“ oder „fog-collecting“, aber auch Möglichkeiten, Zellwachstum zu steuern oder mikrofluidische Kanäle in 2-D zu realisieren.

So werden zum Beispiel die Benetzungseigenschaften der Materialoberfläche durch Kombination von Laserstrukturierung und Beschichtung so modifiziert, dass sich Wasser nur auf bestimmten Bereichen ansammeln kann. In beiden Schwerpunkten stehen die grundlegenden Untersuchungen der Laser-Materie-Wechselwirkung im Mittelpunkt.

FH Kärnten: Nummer Sicher

Das Notfallarmband hat einen eindeutigen Zahlencode – optisch lesbar und auf einem Chip gespeichert. Im medizinischen Ernstfall können somit Notärzte über eine Smartphone-App oder via Rettungsleitstelle alle relevanten Patientendaten anfordern. Entwickelt wurde das Notfallinformationssystem NIS vor allem für Menschen, die an seltenen Krankheiten leiden und daher besonderer medizinischer Behandlung bedürfen – beziehungsweise für die eine falsche Behandlung tödlich sein kann.

Projektbeteiligte sind die Fachhochschule Kärnten/Studiengang Medizintechnik (Entwicklung), die Hirsch Artisanal Produktion GmbH (Entwicklung und Produktion), die Paracelsus Medizinische Privatuniversität (medizinische Beratung) und Wasserwirt Healthcare (Vertrieb). Im Optimalfall soll erreicht werden, dass künftig bei allen Notfällen auch darauf geachtet wird, ob Klienten NIS-Träger sind, um das System im Regelbetrieb zu verankern. Von Bedeutung ist auch, dass neben Ersthelfern auch Rettungssanitäter und Ärzte mit NIS vertraut gemacht werden. Aus diesem Grund unterstützen sowohl das Rote Kreuz Kärnten als auch 144 Notruf Niederösterreich das FFG-geförderte Projekt.

FHWien der WKW: Verantwortungsvoll

Wie schaffen es Klein- und Mittelbetriebe, gleichzeitig nachhaltig und wettbewerbsfähig zu agieren? Das untersucht derzeit ein eigenes Kompetenzteam für nachhaltiges, strategisches und chancenorientiertes Management von KMU („CR4SME“) an der FHWien der WKW. Das dreijährige Projekt – gefördert von der MA 23 der Stadt Wien – will konkrete Lösungen entwickeln, die KMU zur Implementierung von Corporate-Responsibility-Tools zur Verfügung gestellt werden können. Darüber hinaus geht es aber auch darum, der Politik, der Forschung und Studierenden Entscheidungshilfen und Erkenntnisse zu bieten – und letztlich um die (Weiter-)Entwicklung der wissenschaftlichen Debatte zu effektiven ethischen CR-Strukturen in KMU und Familienunternehmen.

In den ersten Projektmonaten wurde ein Modell zur Diagnose von verantwortungsvoller Unternehmensführung in KMU entwickelt – basierend auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und gemeinsam mit Fachleuten in diesem Bereich. Für eine begrenzte Anzahl von Klein- und Mitelbetrieben besteht nun die Möglichkeit, im Rahmen von Fallstudien ihre soziale Verantwortung strategisch zu definieren, also an den entsprechenden unternehmerischen Werten und Zielen sowie entlang der jeweiligen Kernbereiche des Unternehmens auszurichten. Mithilfe wissenschaftlich fundierter Erhebungsinstrumente werden Stärken und Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen untersucht sowie entsprechende Maßnahmen entwickelt. Damit soll nicht zuletzt die Wettbewerbsfähigkeit von teilnehmenden KMU erheblich verbessert werden.

FH des BFI Wien: Apps & more

Im kommenden Jahr wird das zehnte Jubiläum gefeiert, die Kooperation hat sich also offenbar bewährt: Die Studierenden des Bachelor-Studiengangs Projektmanagement und Informationstechnik der Fachhochschule des BFI Wien führen im vierten und fünften Semester ein Projektpraktikum für Unternehmen und Organisationen durch. „Dabei geht es nicht um fiktive Arbeiten, sondern um konkrete Produkte“, betont Studiengangsleiterin und FH-Vizerektorin Ina Pircher. Viele dieser Produkte sind Apps: die pmApp etwa für die Projektmanagementvereinigung pma, eine Pilot-App für das Kuratorium für Verkehrssicherheit oder SCRApp für borisgloger Consulting.

Die App-Programmierung, erzählt Ina Pircher, ist in den vergangenen Jahren bei den Studierenden am beliebtesten – doch bei weitem nicht die einzige Produktgruppe: „Es geht auch oft um Arbeiten zur Veranstaltungsplanung oder um Umstrukturierungsprojekte.“ Mehrmals wurden auch schon dynamische Homepages mit Datenbankanbindung implementiert.

Und die Kooperation hat längst Eigendynamik entwickelt. Viele der Kontakte entstehen über ehemalige Studierende, die mittlerweile in den Partnerunternehmen arbeiten. Vice versa sind die Kooperationen natürlich ein starkes Recruiting-Tool, „es kommt immer wieder vor, dass aus den Projekten tatsächliche Arbeitsverhältnisse entstehen“, erzählt Ina Pircher. Eine Möglichkeit zum gegenseitigen Kennenlernen ist nicht zuletzt die jährliche „Projektvernissage“ an der FH: die öffentliche Präsentation der Forschungs-Projekte inklusive Jury- und Publikumspreis für die Besten und Rahmenprogramm.

FH Kufstein: Realitätsnah

Vor rund einem halben Jahr eröffnete die FH Kufstein Tirol ihr LEAN Lab: eine „Lernfabrik“, in der Methoden zur Erreichung von Operational Excellence anschaulich vermittelt werden. Die Verbesserungsansätze sollen hier sowohl Studierenden als auch Mitarbeitern und Führungskräften von Unternehmen nahegebracht werden. Das LEAN Lab bildet realitätsnah mit echten Maschinen eine Produktionslinie und die dazugehörenden administrativen Bereiche ab.

Ein integratives Ausbildungskonzept ermöglicht es verschiedenen Unternehmen, ihre Mitarbeiter über die gesamte Organisation hinweg in den erforderlichen Lean-Management-Techniken zu trainieren. Gemeinsam mit Freudenberg Sealing Technologies Austria werden innerhalb der kommenden zwei Jahre alle Mitarbeiter in den Grundlagen der Lean Production ausgebildet. Führungskräfte erhalten darüber hinaus noch eine gesonderte Ausbildung. Die Möglichkeit, die zunächst theoretisch besprochenen Inhalte direkt „Hands On“ am Prozess der Lernfabrik umzusetzen, machen die Workshop-Tage effektiv und spannend. Neben Freudenberg nutzen auch Unternehmen wie Coveris Flexibles Austria, Swarovski Professional und die Steelcase AG aus dem benachbarten Rosenheim die Möglichkeiten des LEAN Lab und erzeugen somit eine nachhaltige, proaktive Verbesserungskultur in ihrem Unternehmen.

Entstanden und gefördert ist das LEAN Lab aus einer langjährigen Kooperation von Unternehmen mit dem Masterstudiengang ERP-Systeme & Geschäftsprozessmanagement an der FH Kufstein.

FH Technikum Wien: Forschungspark

Im Jänner 2017 startete ein neues Forschungsprojekt im Energieforschungspark Lichtenegg mit dem Ziel, die Auswirkungen von gebäudemontierten Kleinwindenergieanlagen (KWEA) zu evaluieren. Dazu wird eine einzigartige Mess- und Prüfinfrastruktur geschaffen, die es dem Forschungsteam ermöglicht, KWEA direkt auf einem Gebäude unter realen Umweltbedingungen zu testen und zu vermessen.

„Ziel dieses Forschungsprojektes ist herauszufinden, wie sich der Betrieb einer KWEA auf einem Gebäude auf die Anlage selbst – zum Beispiel auf deren Ertrag oder Lebensdauer –, aber auch auf das Gebäude sowie dessen Umgebung auswirkt“, erklärt Kurt Leonhartsberger, Projektleiter von SmallWindPower@home. „Das Interesse an Kleinwindkraftanlagen ist steigend, jedoch gibt es gerade bei gebäudemontierten KWEA nach wie vor eine Vielzahl ungelöster Herausforderungen wie etwa die Wechselwirkungen der Anlage mit dem Gebäude beziehungsweise der Umgebung. Gerade in bewohnten Gebieten spielen Umweltwirkungen wie Schall oder Vibrationen und Schwingungen natürlich eine wesentliche Rolle.“

Die Ergebnisse des Forschungsprojektes werden in einen Kriterienkatalog für die Umsetzung von KWEA in dicht bebauten und bewohnten Gebieten auf oder in unmittelbarer Umgebung von Wohngebäuden fließen. Aufbauend wird ein Anforderungskatalog für die Prüfung beziehungsweise Zertifizierung von gebäudemontierten KWEA erarbeitet. Der Energieforschungspark ist eine Arbeitsgemeinschaft aus Technikum Wien, Energiewerkstatt e.V., EVN AG und Solvento GmbH.