Wasserstoff : Deutsches Raumfahrtzentrum präsentiert Wasserstoff-Flugzeug

Gut zehn Jahre noch, dann sollen in Deutschland nach dem Willen von Politik und Forschung erste nur von Wasserstoff und Brennstoffzellen angetriebene Passagierflugzeuge mit Dutzenden Menschen an Bord unterwegs sein. Wissenschafter des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Universität Ulm präsentierten dazu am Stuttgarter Flughafen eine noch ausgereiftere Version eines bereits vor einigen Jahren entwickelten Fliegers mit einem solchen Antrieb.

Das Flugzeug mit vier Sitzen hatte 2016 in Stuttgart seinen ersten Testflug vor Publikum absolviert. Nun - vier Jahre später - ist es nach Angaben der beteiligten Forscher in allen Bereichen deutlich optimiert worden. Projektleiter Josef Kallo sagte: "Wir haben das gesamte System überarbeitet." So seien die Wasserstofftanks an Bord jetzt ebenso wie das Brennstoffzellensystem ausfallsicher. So könne man selbst für den Fall, dass eine oder gar zwei Brennstoffzellen in der Luft ausfielen, problemlos weiterfliegen. Das Projektflugzeug hat inzwischen eine europaweite Testfluggenehmigung bekommen und soll zunächst bis Mai 2021 in Stuttgart erprobt werden.

Auf der Suche nach den Flugzeugen der Zukunft setzen Wissenschafter und Ingenieure immer stärker auf alternative Antriebsvarianten. Als vielversprechend gilt der Ansatz mit Wasserstoff, der in Brennstoffzellen so viel elektrische Energie erzeugen soll, dass damit sogar Passagiermaschinen abheben, fliegen und landen.

Die Forscher des DLR und der Uni Ulm sehen sich auf diesem Gebiet weltweit führend und hoffen, die zugrunde liegende Technologie in den nächsten zehn Jahren so perfektionieren zu können, dass dann Regionalflugzeuge mit Dutzenden Passagieren nur mit der Kombination von Wasserstoff und Brennstoffzellen unterwegs sein können. Kallo geht davon aus, dass diese elektrische Antriebsform um 2030 herum Markt- und Serienreife für kleinere Flugzeuge erreicht. Scheuer sagte, Deutschland habe sich mit dieser Erfindung einen "wertvollen Vorsprung" in diesem hochtechnologischen Bereich verschafft.

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Kallos Team denkt bereits an Flugverbindungen mit einer Reichweite von rund 2.000 Kilometern und 40 Passagieren an Bord. Solche Maschinen könnten dann Zubringerflüge zu Drehkreuzen wie dem Frankfurter Flughafen übernehmen, auch ein Aufbau von Regionalflugnetzen zwischen kleineren Airports sei denkbar. Das Fassungsvermögen solcher Maschinen ist dabei grundsätzlich abhängig von der Flughöhe und von der Geschwindigkeit: Je schneller ein Wasserstoffflieger unterwegs sein soll, desto weniger Menschen kann er beispielsweise transportieren.

Kallo forscht bereits seit 1998 an Brennstoffzellen, seit 2006 speziell am Einsatz derselben in Flugzeugen. Er hatte vergangenen Herbst sogar die Möglichkeit aufgezeigt, dass in zehn Jahren erste Wasserstoff-Brennstoffzellen-Prototypen sogar schon mit bis zu 80 Passagieren auf Kurz- und teilweise Mittelstrecken weitgehend emissionsfrei unterwegs sein könnten.

Das alles erfordert allerdings nicht nur viel Mühe und Aufwand, sondern kostet auch viel Geld. Die Weiterentwicklung, die Produktion und die Zulassung solcher Flieger sind extrem teuer und dauern Jahre. Abseits von Fördergeldern dürfte es letztlich auch vom Investitionsumfang der Luftverkehrsindustrie abhängig sein, wie schnell Wasserstoffflieger wirklich auf den Markt kommen. (dpa/apa/red)

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