Fachkräftemangel : Deutsche Bahn: Knapp 4.000 Zugausfälle wegen Lokführermangels allein 2019

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Wegen fehlender Lokführer sind im Nahverkehr der Deutschen Bahn heuer einem internen Dokument zufolge schon fast 4.000 Züge ausgefallen. "Für das laufende Jahr 2019 beträgt die Anzahl der Zugausfälle aufgrund mangelnder Triebfahrzeugführer bis September rund 3.900", heißt es im Entwurf eines Briefs an Verkehrsminister Andreas Scheuer, der der Nachrichtenagentur Reuters vorlag.

Im vergangenen Jahr seien insgesamt 5.000 Pendlerzüge und S-Bahnen von DB Regio aus diesem Grund gar nicht erst abgefahren. Man habe daher heuer schon 1.500 Lokführer eingestellt und gehe davon aus, den fehlenden Bedarf noch dieses Jahr schließen zu können. Die Bahn verweist in dem Entwurf zudem darauf, dass DB Regio 2018 über acht Millionen Züge gefahren habe. Bei den Zugausfällen wegen Lokführermangels sind jedoch die Zahlen im Fernverkehr mit IC und ICE sowie der Güterbahn nicht mitberücksichtigt.

Die Deutsche Bahn hat im Nahverkehr Probleme, da sie zum einen Marktanteile an Wettbewerber verliert. Zum anderen werden wegen der Verspätungen und Ausfälle Strafzahlungen an die Bundesländer fällig. Im Fernverkehr hat die Deutsche Bahn nicht nur wegen fehlender Lokführer, sondern auch wegen fehlender Züge Probleme. Im September war mehr als jeder vierte Zug unpünktlich. Daher will der Konzern 30 neue Hochgeschwindigkeitszüge kaufen. "Zu deren Instandhaltung bauen wir die Werkekapazität in Frankfurt aus und errichten ein komplett neues Instandhaltungswerk in Süddeutschland", hieß es in dem Brief-Entwurf.

Auch die krisengeschüttelte Güterbahn leidet unter dem Wirtschaftsabschwung und rutscht dem Bahn-Dokument zufolge noch tiefer in die Krise. Die wirtschaftliche Lage von DB Cargo sei "dramatisch", heißt es im Brief-Entwurf. So spitze sich die aktuell schwierige Lage bei DB Cargo weiter zu. "Der jüngste Konjunkturrückgang insbesondere in den für DB Cargo kritischen Branchen Automotive und Stahl lässt für 2019 einen deutlich über 2018 liegenden Verlust erwarten." Da hatte Cargo 190 Millionen Euro Verlust gemacht, der 2019 eigentlich reduziert werden sollte. Die Gefahr eines Zwangs zur erneuten Abschreibung des Unternehmenswerts wie schon 2015 steige, heißt es weiter. Damals hatte die milliardenschwere Abschreibung den gesamten Konzern in die Verlustzone gedrückt.

Die Deutsche Bahn erklärte zu dem Brief-Entwurf, es handle sich dabei um eine von Referenten zusammengestellte und noch nicht abschließend verifizierte Stoffsammlung. Die Sachverhalte seien vom Konzernvorstand nicht final beraten oder beschlossen worden.

Verkehrsminister Andreas Scheuer hatte in einem Brief an Bahn-Chef Richard Lutz mehr Tempo bei Verbesserungen insgesamt angemahnt und ein Konzept bis Mitte November verlangt. Einen Schwerpunkt hatte er auf die Lage der Güterbahn DB Cargo gelegt. Hintergrund ist, dass der Eigentümer Bund der Bahn im Rahmen des Klimapakets jährlich mit Milliarden-Beträgen helfen will. Dafür will er aber Gegenleistungen. Bahn-Chef Lutz wehrte sich unterdessen in der "Zeit" öffentlich gegen das Ultimatum Scheuers: "Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht", sagte er laut Vorabbericht. Man könne nicht von heute auf morgen rundum besser werden.

In dem Brief-Entwurf wird darauf hingewiesen, dass man bei DB Cargo an vielen Stellen wie etwa der Kundenzufriedenheit Verbesserungen erreicht habe. Ein "Weiter so" dürfe es aber nicht geben: "Der besorgniserregende Zustand erfordert umfassende Sanierungen. Die aktuelle Rezession erhöht dabei den Handlungsdruck massiv." Dabei müsse der Bund helfen: "Die politische Unterstützung und dauerhafte Förderung des Eigentümers ist unabdingbar." (reuters/apa/red)