Autoindustrie : Deutsche Automanager zu Gesprächen mit Trump in Washington

Angesichts der von US-Präsident Donald Trump angedrohten Sonderzölle auf Autoimporte werden heute, Dienstag, Manager deutscher Autokonzerne im Weißen Haus erwartet. Für Daimler kommt Vorstandschef Dieter Zetsche, für VW nach dpa-Informationen CEO Herbert Diess. Sie treffen Wirtschaftsminister Wilbur Ross und den Handelsbeauftragten Robert Lighthizer.

BMW-Chef Harald Krüger kommt nicht, der Münchner Konzern wird nach eigenen Angaben von Finanzvorstand Nicolas Peter vertreten. Trump wird nach bisherigem Stand selbst nicht an dem Treffen teilnehmen. Worum es bei dem Washingtoner Autogipfel im Detail gehen wird, wurde offiziell bis jetzt nicht verlautbart. Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow wollte bei einer Pressekonferenz im Vorfeld keine Einzelheiten verraten. Es sei "immer gut", mit Vertretern der deutschen Autoindustrie zu sprechen, sagte Kudlow lediglich.

Nach dpa-Informationen hat die US-Regierung eingeladen, um über die Handelssituation zu diskutieren. Konkret verhandelt wird demnach nichts, die Automanager wollen aber die Bedeutung der deutschen Konzerne für die US-Industrie unterstreichen. Inwiefern das Treffen Bewegung in den festgefahrenen Handelsstreit zwischen Washington und Brüssel bringen kann, bleibt abzuwarten. Ein offizielles Mandat für Verhandlungen haben die Autobosse nicht, Handels- und Zollfragen der Europäischen Union liegen in der Verantwortung der EU-Kommission.

Das massive Ungleichgewicht zum Nachteil der USA ist Realität

Trump, der die USA von Handelspartnern unfair behandelt sieht, droht schon seit Monaten mit Sonderzöllen auf Autos. Allerdings sind die Vorwürfe durchaus begründet. Autos aus der EU werden in den USA bisher mit 2,5 Prozent Zöllen belegt, umgekehrt sind es für US-Automobile in der EU 10 Prozent. Auf Lastwagen und Pick-ups erheben die USA 25 Prozent, während diese in den EU mit durchschnittlich 14 Prozent belegt werden.

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Für die deutschen Hersteller wären höhere Zölle eine starke Belastung. Nachdem die Fronten zeitweise verhärtet schienen, sicherte Trump EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker im Sommer zu, vorerst von Autozöllen abzusehen. Stattdessen wollte man weiter verhandeln. Seitdem tat sich jedoch nicht viel. Vergangene Woche plädierte Trump - als Reaktion auf einen massiven Stellenabbau beim größten US-Autobauer General Motors - erneut für Zölle von bis zu 25 Prozent auf Autos aus dem Ausland.

Merkel: "Deutsche Firmen große Arbeitgeber in den USA"

"Die deutschen Firmen sind gleichzeitig große Arbeitgeber in den Vereinigten Staaten von Amerika", sagte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin unter Verweis auf die großen Autowerke in den USA. Insofern gebe es "durchaus Grund", Fragen etwa zu Investitionen "als amerikanische Arbeitgeber mit der amerikanischen Administration" zu besprechen. Es gehe dabei nicht um "irgendwelche Handelsfragen".

Kritiker wie der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Dennis Snower, halten trotzdem nichts von dem Treffen. "Es sollte mit Regierungsvertretern und nicht mit Interessengruppen verhandelt werden", sagte Snower dem "Handelsblatt". Das sei nichts anderes als eine "pompöse Show des Herrn Trump, um Schlagzeilen zu produzieren".

China hat schon nachgegeben

Einen Hoffnungsschimmer lieferte jedoch die jüngste Annäherung zwischen den USA und China. Die weltgrößten Volkswirtschaften hatten beim G-20-Gipfel am Wochenende in Buenos Aires eine weitere Eskalation in ihrem erbittert geführten Handelskonflikt vorerst abgewendet.

China hatte vor Monaten die Zölle für die Einfuhr ausländischer Autos erst von 25 Prozent auf 15 Prozent gesenkt, dann aber - als Reaktion auf den eskalierenden Handelsstreit mit den USA - die Abgaben für US-Autobauer kurze Zeit später auf 40 Prozent erhöht. Am Sonntagabend (Ortszeit) twitterte Trump dann, Peking habe eingewilligt, Zölle auf Autoimporte aus den USA zu senken und zu beseitigen.

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Die chinesische Führung wollte dies zunächst nicht bestätigen, dementierte die Darstellung Trumps aber auch nicht. Später twitterte Trump, sein Treffen mit Staats- und Parteichef Xi Jinping sei "außergewöhnlich" gewesen: "Die Beziehungen mit China haben einen großen Sprung nach vorn gemacht!"

Trumps Drohung, Strafzölle auf die Einfuhr europäischer Autos zu verhängen, besteht zwar unabhängig davon. Doch die Fortschritte zwischen Washington und Peking dürften den deutschen Automanagern Hoffnung geben, dass die Trump-Regierung mit sich reden lässt. (dpa/reuters/afp/apa/red)