Tunnelbau : Der Porr droht Vertragsauflösung beim größten Baulos am Brenner

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Die Errichtergesellschaft des Brenner Basistunnels (BBT SE) streitet mit einem vom Porr-Konzern angeführte Konsortium rund um einen 966 Mio. Euro schweren Teilauftrag für den Tunnel. Laut einem Bericht der Zeitung "Kurier" unter Berufung auf Insider könnte der zuletzt avisierte Fertigstellungstermin 2030 dadurch wackeln. Am Donnerstag trifft sich der BBT-Aufsichtsrat - dort soll der BBT-Vorstand die Auflösung des Vertrages mit der Arge H51 Pfons-Brenner vorschlagen.

Die Arbeitsgemeinschaft aus Porr und Hinteregger sowie den italienischen Baukonzernen Condotte und Itinera Arge baut das 37 Kilometer lange Herzstück des Haupttunnels. Baustart war im Spätherbst 2018, die Bauzeit wurde mit 74 Monaten veranschlagt. Das Nettoauftragsvolumen beläuft sich auf 966 Mio. Euro.

Porr: Es gab bereits bei der Ausschreibung Fehler

Gestritten wird laut "Kurier" um falsch konstruierte Außenringe des Tunnelschachts. Porr sagt, dass die technischen Anforderungen dafür schon bei der Ausschreibung falsch projektiert worden seien. Porr-Chef Karl-Heinz Strauss hat sich schriftlich an den BBT-Aufsichtsrat gewandt, in dem auch Vertreter des Verkehrsministeriums und der ÖBB sitzen. Er hält die angedrohte Vertragsauflösung für einen "schwerwiegenden Schritt, der durch nichts gerechtfertigt" sei.

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Streitpunkt ist die Stärke Außenringe, der sogenannten Tübbinge. Die BBT wirft der Arge rund um Porr eine "Leistungsverzögerung und Leistungsverweigerung" vor. Die Porr-Arge bestreitet dies, heißt es im Zeitungsbericht weiters. Porr-Chef Strauss will das Tunnelprojekt naturgemäß erfolgreich zu Ende führen. Eine Vertragsauflösung ist aber nicht ausgeschlossen, bzw. durch die BBT angedroht.

H51 Pfons-Brenner ist ein sehr besonderes Baulos

Das Baulos H51 Pfons-Brenner ist das größte Baulos des BBT und zugleich das südlichste Baulos auf österreichischer Seite. Der dazu gehörende Bauauftrag ist mit einem Volumen von knapp einer Milliarde Euro der größte jemals vergebene Bauauftrag in der Geschichte der heimischen Bauwirtschaft. Und der Brenner Basistunnel selbst wird nach Fertigstellung mit 64 Kilometern die längste unterirdische Bahnverbindung der Welt. Der Bau erfolgt mittels Tunnelbohrmaschinen, bei denen Österreicher zur Weltspitze gehören, sowie im klassischen Sprengvortrieb, das heißt abwechselnd mit Sprengungen und dem Abtrag des Ausbruchs. (apa/red)

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