Corpus Christi : Das Werk in Texas kommt die Voestalpine teuer zu stehen

"Eine endgültige Bewertung der Kosten wird erst nach Abschluss der Hochlaufphase, heuer im März, möglich sein, teilte Voestalpine-Sprecher Peter Felsbach in einer Aussendung mit. Da die Investitionen bereits über die vergangenen drei Geschäftsjahre (2013/14, 2014/15 und 2015/16) sowie über das laufende Geschäftsjahr 2016/17 verteilt angefallen seien, ergäben sich aus diesem Vorhaben für die Zukunft "keine weiteren nennenswerten Investitionserfordernisse mehr, die die gegebene Wirtschaftlichkeit des Projektes beeinflussen könnten".

Konzernchef Wolfgang Eder bestätigte allerdings bereits eine Verteuerung auf voraussichtlich "rund 990 Mio. Dollar", nach heutigem Kurs 925 Mio. Euro. Ursprünglich sollte das Werk 550 Mio. Euro kosten das sind fast 70 Prozent weniger als nun errechnet. Die Voest will allerdings lieber in Dollar vergleichen: Die 550 Mio. Euro hätten nach damaligem Kurs 742 Mio. Dollar entsprochen, im Vergleich zum heutigen Dollarpreis von rund 990 Millionen ergebe sich eine Steigerung um ein Drittel.

Als Grund für die Verteuerung des Investments in Texas führt der Stahlkonzern unter anderem "eine kritische Wetterentwicklung vor allem in der ersten Phase des Projektes" - heftige Niederschläge hatten zu wochenlangen Überschwemmungen und entsprechenden Verzögerungen geführt - sowie eine "deutliche Kosteninflation durch den nicht vorhersehbaren Bauboom im Raum Corpus Christi" an. Da dort mehrere Konzerne gleichzeitig in Summe Milliardeninvestitionen tätigten, waren Material und Arbeitskräfte äußerst knapp - und teuer. Die Preise für Beton, Baustahl, Verrohrungen und Montagen sowie Bauarbeiter zogen extrem an.

Die Voestalpine spricht auch von "zusätzlichen Investitionen bzw. technischen Optimierungsmaßnahmen" - so sei etwa eine "Änderung beim Lagerkonzept" notwendig geworden. US-Behörden hatten bei den Umweltauflagen nachgeschärft: Die voestalpine musste eine Lagerhalle zusätzlich errichten, da es sonst zu einer zu starken Staubentwicklung in der Luft gekommen wäre.

Gerüchte über eine Kostenexplosion beim Texas-Investment der Voestalpine machen bereits seit Monaten die Runde - die Direktreduktionsanlage zur Erzeugung von Eisenschwamm (HBI) in Corpus Christi wurde vergangenen Herbst, am 26. Oktober, nach knapp zweieinhalb Jahren Bauzeit eröffnet. Die Entscheidung für "die größte Einzelinvestition in der Konzerngeschichte", die sich mittlerweile in Euro gerechnet fast verdoppelt hat, war bereits 2012 gefallen. Damals war man von "Basiskosten" von umgerechnet rund einer halben Milliarde Euro ausgegangen.

Eine spürbare Verteuerung für das neue Werk in Corpus Christi hatte Eder bereits bei der Präsentation der Halbjahresergebnisse des voestalpine-Konzerns im vergangenen November eingeräumt. Die Voestalpine hatte laut Eder Mehrkosten, aber das ganze sei "in einem normalen Rahmen geblieben", hatte der Konzernchef im November betont. Schon damals war eine Investitionssumme von rund 900 Mio. Euro kolportiert, aber noch nicht vom Konzern bestätigt, worden. (apa)