Autotest : Das rollende Wohnzimmer für den Highway

BMW erweitert seine Modellpalette um ein wahres Schlachtschiff im Luxussegment. Damit bläst der Autohersteller aus Bayern gegen Premium-Konkurrenten wie Range Rover oder Mercedes GLS. Der X7 weist mit 5,15 Meter Länge und einer Breite von zwei Metern nicht nur imposante Maße auf, er ist auch kein Leichtgewicht in Sachen Preis. Mit der schwächsten Motorisierung, dem xDrive30d, geht es laut Liste mit annähernd 100.000 Euro los. Auf Europa hat es BMW mit dem X7, der sich mit dem X5 die Basis teilt, nicht vordergründig abgezielt. Die Hauptmärkte des Großraum-SUVs liegen in den USA, China, Saudi-Arabien und Russland. An den Marktstart am 11. Mai geht man mit zwei Ausstattungslinien: Design Pure Excellence und M-Sport.

Auf Langstrecken-Komfort ausgelegt

BMW positioniert den X7 zwar als Sports Activity Vehicle (SAV), doch wir greifen lieber auf die altbewährte Bezeichnung Sports Utility Vehicle (SUV) zurück. Noch präziser müsste eigentlich von einem „Großraum-SUV“ gesprochen werden, denn nicht weniger als sieben Sitzplätze sind im Serienumfang auf drei Sitzreihen aufgeteilt. Das Fahrzeug verbindet leistungsfähige Motoren mit Allradantrieb (xDrive) und genügend Komfort für die Langstrecke, wovon wir uns überzeugen durften. Kundenwünsche will der Premiumhersteller jedenfalls nicht offen lassen, entsprechend große Anstrengung wurde in die Konzeption gesteckt.

„Die Themen Luxus, Sicherheit und Wohlfühlen machen den BMW X7 aus“, sagte Projektleiter Jörg Wunder bei einem Fahrtag im salzburgischen Fuschl am See. Hochwertige Materialien - alle Sitzbezüge sind aus echtem Leder, genau wie sämtliche Überzüge im Cockpit - sollen das prestigeträchtige Image des Fahrzeugs unterstreichen. Für die Beschleunigung des rund 2,4 Tonnen schweren, imposanten Gefährts, das statt 20-Zoll-Rädern optional auch mit 21- beziehungsweise 22-Zoll-Felgen bestückt werden kann, sorgen drei wählbare Motoren zur Markteinführung.

Los geht's mit einem 3-Liter-Sechszylinder-Benziner für den xDrive40i mit einer ausgewiesenen Leistung von 250 kW (340 PS) sowie zwei 3-Liter-Sechszylinder-Dieselmotoren, die im xDrive30d (265 PS/195 kW) sowie im M50d (400 PS/294 kW) zum Einsatz kommen. Gefertigt werden diese im Motorenwerk in Steyr. Den V8-Ottomotor im xDrive50i mit wahnwitzigen 340 kW (462 PS) wird es für den europäischen Markt nicht geben. Ob eine Plug-In-Hybrid-Variante erscheinen wird, wurde von BMW nicht beantwortet.

„Am Anfang hatten wir ein wenig Bauchschmerzen, ob der 30d für das große Auto überhaupt ausreichen wird“, gesteht Wunder. Doch es funktioniert, obwohl die Nachfrage nach dem M50d ebenfalls da ist, dem Motto folgend, wer das nötige Kleingeld hat, steigt gleich in die Top-Motorisierung ein. So wurde der M50d direkt als sportlich-luxuriöse Linie konzipiert. Im Komfort-Modus sei laut Wunder kaum ein Unterschied zwischen dem 30d und dem M50d zu spüren. Im Sport-Modus sehe die Sache anders aus.

Die USA ist einer der angestrebten Hauptmärkte für den "People Mover", und das zeigt der X7 auch unverblümt. Eine protzige, hohe Front mit vielen Kanten und Doppelniere gehört ebenso dazu, wie eine Vielzahl technischer Finessen im Infotainmentbereich, eine Vier-Zonen-Klimaautomatik oder ein dreiteiliges Panorama-Glasdach. Selbst Lichteffekte sollen noch zu nächtlicher Fahrt für Stimmung sorgen. Die Grenzen werden nur vom Unwillen des Kunden gesetzt, noch tiefer in die Tasche zu greifen. Der X7 passt perfekt auf den US-Highway, in den Wiener Innenstadtbezirken wird er sich im engen Gassenwerk hingegen plagen - besonders bei der Parkplatzsuche.

Ab ins Gelände, oder besser doch nicht?

Das Thema Agilität hat dem Projektteam von BMW zeitweise massive Kopfschmerzen bereitet. Eingestiegen und die ersten Kurven zurückgelegt, konnten wir uns im Fahrtest aber davon überzeugen, dass sich die Mühen gelohnt haben. Für das Fahrzeug gibt es nicht nur eine komfortable Zwei-Achs-Luftfederung, die sich auf Wunsch härter stellen lässt, sondern auch eine aktive Wank-Stabilisierung, die den Aufbau im Lot hält sowie eine integrale Hinterachs-Lenkung, die zur Kurvenagilität beiträgt.

Abhängig von der Fahrgeschwindigkeit gibt es ein gleich- oder entgegengerichtetes Mitlenken der Hinterräder, wodurch sich der Wendekreis reduziert. Wird der Sport-Modus aktiviert, senkt sich das Fahrzeug um 20 Millimeter ab und generiert dadurch einen niedrigeren Schwerpunkt, um eine dynamischere Fahrweise zu ermöglichen. Geht gut, doch in manchen Kurven zieht die Kraft bei höherer Geschwindigkeit dann doch an dem SUV und es schaukelt ein wenig. Das geht aber in Ordnung, denn ein zu straffes Fahrwerk würde den Fahrkomfort des Fahrzeugs für die Langstrecke verringern.

Stauraum muss Sitzgelegenheiten weichen

Die Nachfrage nach zwei Einzelsitzen im Heckbereich ist höher als nach einer durchgängigen Sitzbank, verriet Wunder. Das Gepäckraumvolumen beläuft sich je nach Bedarf von 326 auf bis zu 2.120 Litern - aber nur bei zwei umgelegten Sitzreihen. Bei näherer Betrachtung des Kofferraums fiel auf, dass sich durch die Sitze im Heckbereich deutliche Einschränkungen hinsichtlich des Ladevolumens ergeben. Wäre die Mehrzahl der Sitze besetzt, gebe es wohl ein Gepäckproblem. Wie es um die Geländefähigkeit bestellt ist, konnten wir noch nicht prüfen. BMW bietet zwar ein optionales Offroad-Paket mit verschiedenen Fahrmodi an, doch ins grobe Gelände fahren würde bei dem Anschaffungspreis ja hoffentlich niemand - oder doch?