Genfer Autosalon : Daimler will ein neues Autowerk in Europa bauen

Der Autobauer Daimler plant bis 2020 ein neues Pkw-Werk in Europa. "Bis Ende dieses Jahres wollen wir eine Entscheidung treffen", sagte Mercedes-Produktionschef Markus Schäfer der "Automobilwoche" am Rande des Automobilsalons in Genf. In den vergangenen Jahren war häufiger von Russland als möglicher Standort genannt worden.

Ob man dort Fahrzeuge mit Heck- oder Frontantrieb fertige, entscheide die Nachfrage in den kommenden Jahren. Außerdem kündigte Schäfer den Bau zweier neuer Motorenwerke an. Eines davon soll in China entstehen.

Die zweite Fertigungsstätte für Aggregate werde voraussichtlich in Osteuropa entstehen. Zum genauen Standort wollte Schäfer dem Bericht zufolge nichts sagen. Die Investitionen dürften sich insgesamt auf mehrere Milliarden Euro summieren.

Deutschland scheide als Standort für eine neue Produktion aus, sagte Schäfer. Die bestehenden großen Werke in Sindelfingen, Bremen und Rastatt werden derzeit umstrukturiert. Sie sollen international eine führende Rolle etwa beim Hochlauf von neuen Modellen übernehmen. Auch in Nord-und Südamerika seien neben Mexiko keine weiteren Werke geplant. Dort sollen von 2018 an Mercedes-Kompaktmodelle vom Band laufen.

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Daimler investiert 500 Mio. Euro in Batteriefabrik in Sachsen

Während ein neues Autowerk in Deutschland nicht in Frage kommt, baut der Hersteller seine Batterieproduktion in dem Land weiter aus. "Wir investieren 500 Millionen Euro in den Bau einer zweiten Batteriefabrik in Deutschland", sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche auf dem Autosalon in Genf. Die Kapazitäten im sächsischen Kamenz würden so deutlich erweitert.

Der Bau soll im Herbst 2016 starten. Das an die bestehende Produktion angrenzende Werk soll im Sommer 2017 den Betrieb aufnehmen.

Seine Meinung zu einer Zellfertigung in Deutschland hat Zetsche allerdings nicht geändert. Daimler hatte Ende 2015 seine Zellfertigung in Kamenz wegen der hohen Überkapazitäten am Markt eingestellt. Mit den Zellen lässt sich kein Geld verdienen, deshalb kaufen die deutschen Autohersteller diese Bauteile ein. Die kompletten Batterien hingegen wollen sie nicht aus der Hand geben.

Arbeitnehmervertreter fordern gemeinsame deutsche Batterieproduktion

Arbeitnehmervertreter, darunter auch Daimler-Betriebsratschef Michael Brecht, sind dagegen schon länger Fürsprecher einer gemeinsamen Zellproduktion der Autoindustrie in Deutschland. Auch VW-Markenchef Herbert Diess hatte angesichts des Rückstands der deutschen Autoindustrie bei der Fertigung von Batterien für Elektroautos ein Umdenken gefordert.

Zetsche hingegen zeigte sich erneut skeptisch. Erst wenn die nächste Generation der Batterietechnologie auf den Markt komme, würden die "Karten neu gemischt", sagte Zetsche. (APA/dpa/red)